Gefangene in Festung Rastatt |
Im Frühjahr 1849 hatte die Offenburger Volksversammlung das Signal für Bauern und Bürger gegeben; am gleichen Tag meuterten die Soldaten der Festung Rastatt. Die Einheit von Aufständischen und Soldaten erzwingt die Ausrufung der badischen Republik; der Großherzog flieht. Die Revolution kommt wieder ins Rollen.
70.000 Mann
revoltierender badischer Truppen, Volkswehren und Freischäler sind als
Revolutionsarmee bei Heidelberg bereit nach Norden vorzustoßen bzw den Süden
abzuschirmen. Ihnen gegenüber stehen 100.000 Soldaten der Bundestruppen aus
verschiedenen Bundesländern. Die Preußen hatten aber die Aufständischen in der Pfalz schon geschlagen, kamen über den Rhein und schlugen nach anfänglichen Verlusten
vernichtend am 21. Juni 1849 bei Waghäusel die badischen Revolutionstruppen.
Diese zogen sich an die Murg zurück und versuchten mit den noch verbliebenen
20.000 Mann eine zweite Front aufzubauen. Desertationen und Disziplinlosigkeit
sowie schwache Kampfmoral waren allerdings kein Hindernis für 60.000 Mann
Preußen Truppen. Die auflösenden Reste der Revolutionsarmee zogen sich über den
Schwarzwald in die Schweiz zurück. Drei Wochen später am 23. Juli 1849 ergaben sich auch die
aufständischen Truppen in der Festung Rastatt.
Die
Murgverteidigungslinie, die die Aufständischen errichtet hatten, zog sich mit
Bastionen, Gräben und Befestigungen vom Rhein bis nach Gernsbach hin. Der Preußen
General von Peuker rückte aber über Herrenalb ins Murgtal. Beim Einmarsch in
Gernsbach fiel auch der Wagen mit dem befreiten Revolutionär Struve, der zuvor
in der Festung Rastatt einsaß, in die Hände der Preußen. Er hatte Pläne über
die Revolutionierung Württembergs bei sich. Die Schwaben hatten aber gar nicht
die Absicht, sich gegen ihre Obrigkeit aufzulehnen.
Von Gernsbach
zog General von Peukert über das Gebirge und besetzte Baden-Baden und säuberte
das Oostal von Freischälern, um dann trotz mehrerer Gefechte nach Rastatt
vorzudringen und die Festung einzuschließen. Und das war kein Pappenstiel, denn
die Festung war mit 5.000 Mann ausgebildeter Besatzung, jede Menge Freischäler
und 225 Kanonen bestückt. Man hoffte auf Ersatz der Festung, denn ein
Ausbruchsversuch war schon fehlgeschlagen.
Otto von Corwin,
der Chef des Generalstabs der „Deutschen Demokratischen Legion“ war in
Gefangenschaft der Preußen geraten. Er wurde von den Befreiern durch das Land
geführt, um ihm zu zeigen, was in Rastatt keiner glauben wollte. In die Festung
zurückgekehrt, erklärte er, dass jeder Widerstand nutzlos sei: Es gibt keine
revolutionäre Macht in Deutschland, auch nicht am Oberrhein. Weder von der
Schweiz her, noch von Frankreich und seinen deutschen Emigranten ist
irgendwelche Hilfe zu erwarten.
Der letzte
Kriegsrat der Revolutionsarmee beschloss die Festung bedingungslos zu übergeben
und auf Gnade zu hoffen. Am 23. Juli 1849 öffnete sich das Niederbühler Tor der
Festung. Etwa 5.000 Mann marschierten, die Infanterie mit klingendem Spiel
heraus, bis ein junger preußischer Hauptmann heranreitet und dem unwürdigen Spiel
ein Ende bereitet: „Sie haben hier einen Dreck zu spielen, hier befehle ich!“
Nun kamen die die Dragoner, die Artillerie, die Volkswehren, zuletzt die
Freischäler. Sie legten ihre Waffen nieder. Daraufhin wurden sie als Gefangene
in die Kasematten ihrer verlorenen Festung zurückgeführt.