Freitag, 17. November 2023

Was verbirgt sich hinter dem Ende der badischen Revolution 1949?

Gefangene in Festung Rastatt

Im Frühjahr 1849 hatte die Offenburger Volksversammlung das Signal für Bauern und Bürger gegeben; am gleichen Tag meuterten die Soldaten der Festung Rastatt. Die Einheit von Aufständischen und Soldaten erzwingt die Ausrufung der badischen Republik; der Großherzog flieht. Die Revolution kommt wieder ins Rollen.

70.000 Mann revoltierender badischer Truppen, Volkswehren und Freischäler sind als Revolutionsarmee bei Heidelberg bereit nach Norden vorzustoßen bzw den Süden abzuschirmen. Ihnen gegenüber stehen 100.000 Soldaten der Bundestruppen aus verschiedenen Bundesländern. Die Preußen hatten aber die Aufständischen in der Pfalz schon geschlagen, kamen über den Rhein und schlugen nach anfänglichen Verlusten vernichtend am 21. Juni 1849 bei Waghäusel die badischen Revolutionstruppen. Diese zogen sich an die Murg zurück und versuchten mit den noch verbliebenen 20.000 Mann eine zweite Front aufzubauen. Desertationen und Disziplinlosigkeit sowie schwache Kampfmoral waren allerdings kein Hindernis für 60.000 Mann Preußen Truppen. Die auflösenden Reste der Revolutionsarmee zogen sich über den Schwarzwald in die Schweiz zurück. Drei Wochen später am  23. Juli 1849 ergaben sich auch die aufständischen Truppen in der Festung Rastatt.

Die Murgverteidigungslinie, die die Aufständischen errichtet hatten, zog sich mit Bastionen, Gräben und Befestigungen vom Rhein bis nach Gernsbach hin. Der Preußen General von Peuker rückte aber über Herrenalb ins Murgtal. Beim Einmarsch in Gernsbach fiel auch der Wagen mit dem befreiten Revolutionär Struve, der zuvor in der Festung Rastatt einsaß, in die Hände der Preußen. Er hatte Pläne über die Revolutionierung Württembergs bei sich. Die Schwaben hatten aber gar nicht die Absicht, sich gegen ihre Obrigkeit aufzulehnen.

Von Gernsbach zog General von Peukert über das Gebirge und besetzte Baden-Baden und säuberte das Oostal von Freischälern, um dann trotz mehrerer Gefechte nach Rastatt vorzudringen und die Festung einzuschließen. Und das war kein Pappenstiel, denn die Festung war mit 5.000 Mann ausgebildeter Besatzung, jede Menge Freischäler und 225 Kanonen bestückt. Man hoffte auf Ersatz der Festung, denn ein Ausbruchsversuch war schon fehlgeschlagen.

Otto von Corwin, der Chef des Generalstabs der „Deutschen Demokratischen Legion“ war in Gefangenschaft der Preußen geraten. Er wurde von den Befreiern durch das Land geführt, um ihm zu zeigen, was in Rastatt keiner glauben wollte. In die Festung zurückgekehrt, erklärte er, dass jeder Widerstand nutzlos sei: Es gibt keine revolutionäre Macht in Deutschland, auch nicht am Oberrhein. Weder von der Schweiz her, noch von Frankreich und seinen deutschen Emigranten ist irgendwelche Hilfe zu erwarten.

Der letzte Kriegsrat der Revolutionsarmee beschloss die Festung bedingungslos zu übergeben und auf Gnade zu hoffen. Am 23. Juli 1849 öffnete sich das Niederbühler Tor der Festung. Etwa 5.000 Mann marschierten, die Infanterie mit klingendem Spiel heraus, bis ein junger preußischer Hauptmann heranreitet und dem unwürdigen Spiel ein Ende bereitet: „Sie haben hier einen Dreck zu spielen, hier befehle ich!“ Nun kamen die die Dragoner, die Artillerie, die Volkswehren, zuletzt die Freischäler. Sie legten ihre Waffen nieder. Daraufhin wurden sie als Gefangene in die Kasematten ihrer verlorenen Festung zurückgeführt.