Samstag, 6. Januar 2024

Was verbirgt sich hinter dem Murgtal Fuggerle?

Haus Kast in Hörden

Jakob Kast, sein Geburtsjahr liegt im Dunkeln, lebte in Hörden, heute ein Ortsteil heute von Gaggenau. Er arbeitete sich 1608 vom freigekauften Leibeigenen zum Hauptschiffer der Murgschifferschaft hoch und wurde später
markgräflich badischer Kammer-Rat. Als er 1615 starb, war er wohlhabend und reich, wie es damals vielleicht ganz Deutschland nicht seinesgleichen hatte.

 

Er war zwar nur Hauptschiffer, aber durch Kredite und Lieferverträge waren die meisten Rheinschiffer an Kast gebunden.  Damit waren sie der Sorge des Verkaufs enthoben und erhielten ein festes Einkommen ohne Risiko. Wer sich nicht fügte bekam kein Geld mehr geliehen. Es gelang ihm, mit dem badischen Markgrafen Philipp ein Abkommen zu schließen, dass der Murgholzhandel auf dem Rhein durch ihn abgewickelt wurde. Den Gewinn teilte er mit dem Markgrafen hälftig. Dieses Abkommen wurde bis zum Niederrhein ausgedehnt. Bald fasste er auch im Kinzig-Holzhandel Fuß. Nur wenige Flöße mit Kinzigtäler Holz gehen jetzt noch den Rhein herab, die ihm nicht gehören. Ebenso bezog er Holz aus dem Renchtal. Das meiste auswärtige Holz kaufte er in Straßburg, wo er bald eine Filiale seines Unternehmens einrichtete. Sein Unternehmen war in jener Zeit das größte in Südwestdeutschland. Mit seinen Maßnahmen war Kast auch nicht immer zimperlich. Obwohl die Ordnung der Schiffer vorschrieb, nur ein Gewerbe auszuüben, handelte er auch mit anderen Waren und Gütern. Dazu gehörten Salz, Eisenwaren, Tücher und Seide. Aber auch Eichenholz verkaufte er in großen Mengen, obwohl die Ordnung dies verbat.

 

Die Gewinne verborgte er an Grafen, Fürsten, Klöster, Kirchen, Städte und Bürger. Selbst Reichsstädte wie Straßburg, Frankfurt und Worms waren seine Schuldner. Die Grafschaft Eberstein war so sehr verschuldet, dass ihm der Zoll in Hörden  neben den verpfändeten Wäldern überlassen wurde.

 

Wo sich Gelegenheit bot, kaufte Kast Anteile von Sägemühlen und Waldungen auf. Neben 71 Waldgrundstücken besaß er 1615 nach seinem Tode 400.000 Gulden ausgeliehenes Kapital,  26 Sägemühlen, 80.000 Bortgerechtigkeiten  und das war ungefähr ein Viertel der Murgschifferschaft. Er war so reich, dass bei seinem Tode die Erben das Bargeld  in Körben verteilten, weil das Zählen zu mühsam war. Einer Überlieferung nach trug er sich mit dem Gedanken, das Dach seines Wohnhauses in Hörden mit Silbertaler  decken zu wollen. Sinnvollerweise richtete er aber den „Katschen Armenfond“ in Hörden und Gernsbach ein und unterstütze die Armen. Über dem Torbogen seines Wohnhauses ließ er den Spruch anbringen:  „Gott forchten ist die Weisheit, die reich macht und bringt alles Gut‘s mit sich“.

 

Seine sieben Kinder- 2 Söhne und 5 Töchter- führten sein Vermögen von rund 480.000 Gulden weiter. Sein ältester Sohn Jakob, auch Flößer, baute sich in Gernsbach ein prächtiges Wohnhaus, in das er nicht mehr einzog, da er eine Straßburgerin heiratete und in deren Heimatstadt umzog. Er schenkte das Wohnhaus der Stadt. Es diente bis 1935 als Rathaus der Stadt Gernsbach. Sein zweiter Sohn Philipp wurde Schiffer, Händler und Bauer in Hörden und bewohnte das elterliche Anwesen. Das Holzhandelsunternehmen wurde unter beiden Söhnen aufgeteilt. Seine Töchter hatten alle respektvoll geheiratet, die ein aufschlussreiches Licht auf die Bedeutung und Weitläufigkeit von Jakob Kast warfen.


Kastsche Bargeld wird verteilt