Freitag, 27. Mai 2022

Was verbirgt sich hinter dem Kolmenhof und seiner Martinskapelle?


Der Erbhof Kolmenhof mit seiner Kapelle liegt bei einer alten Passstrasse an der Wasserscheide zwischen Donau und Rhein  im oberen Neuweg, einem Seitental des Katzensteigs von Furtwangen, in unmittelbarer Nähe der Bregquelle und des Günterfelsens.

 

Ein Leibeigener Rumbach wird als Bauer auf dem Kolmenhof 1480 erwähnt. Der mächtige Hof selber wurde 1587 gebaut. 1653 verkaufte Christoph Ackermann seinem Schwager Bernhart Bruckher das „Gewerblehen und Gut“ auf dem neuen Weg „bey St Martins Capellen“. Der Erbhof blieb dann für 3 Generationen oder 110 Jahre im Familienbesitz.

 

Eine weitere Quelle deutet auf ein früheres Bestehen hin: In einer Urkunde im Landesarchiv zu Karlsruhe über die Pfarrei Furtwangen, die eine Bulle Alexander III erwähnt, wird 1178 geschrieben, dass „in dieser Gemeinde auf einem hohen Berg eine Kapelle erbaut, geweiht dem heiligen Martin…“. An der Rückseite des Altars wurde die Jahreszahl 1460 gefunden. Alle älteren Daten sind durch keine Fakten belegt.

 

1791 wurde dem Bauer und Vogt vom Kolmenhof, Andreas Kaltenbach, die Martinskapelle verkauft, die bisher zum Simonswälder Martinkapellenhof gehört hat. Sie wurde profanisiert aber teilweise unterhalten, um eine eventuelle Rückwandlung zu ermöglichen. 1843 wurde die Glocke an die teilweise abgebrannte Pfarrkirche in Furtwangen verkauft. 1846 wurde ein Boden in der Kapelle eingezogen, um sie zu eine Taglöhnerwohnung und Schweine- und Hühnerstall umzubauen, denn der Kolmenhofbauer, Alois Dold, hat eine kleine Kapelle beim Hof errichtet.

 

Um die Jahrhundertwende hatte die Familie Dold im Elend das Gelübde abgegeben, die Martinskapelle zu Ehre Gottes und Dank wieder herzurichten und weihen zu lassen, wenn „Gott in der Not helfen“ würde. Offensichtlich wurde sie erhört, denn 1905/6 wurde die Martinskapelle wieder weitgehend in ihren alten Zustand versetzt, in dem auch ein Türmchen wieder an die alte Stelle kam. 1906 am Dreifaltigkeitssonntag wurde die Kapelle feierlich geweiht und für Gottesdienst genutzt.

 

Wie wichtig die Kapelle für Furtwangen war, wird ersichtlich, da die Kapelle 1951 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

 

1977 erhielt die Kapelle eine Alarmanlage, da ein Teil der wertvollen und alten Figuren gestohlen wurde. Nur die Figuren des heiligen Johannes und Martin konnten später gefunden werden. 1959 und 1997 wurde Kapelle gründlich mit Hilfe des Landesdenkmalamtes und vielen freiwilligen Helfern restauriert.

 

Der Kolmenhof, als Besitzer der Kapelle, baute 1957 den Hof zum „Wirtschäftle“ um. Mit den Jahren wurde dieser zu einem bekannten und viel besuchten Höhengasthaus.

 

Die beiden Brüder Kaltenbach vom Martinskapellenhof waren vor 1800 die Besitzer der Kapelle und führten ein lustiges Leben. Sie zogen übers große Wasser mit Weib und Kind nach Amerika und verdingten sich dort in Chicago als Straßenmusikanten. Der Badische Staat kaufte das Anwesen und baute, nachdem er 1931 ein Raub der Flammen wurde, das Gasthaus zur Martinskapelle. Dieses wird seit 2008 von den Besitzern des Kolmenhofes, Familie Dold, gepachtet und erfolgreich betrieben.