Freitag, 20. Mai 2022

Was verbirgt sich hinter dem "schwarzen Freitag" 1951 im Wolftal?

Bad Rippoldsau 1951

Der Wetterbericht am 3. August prognostiziert ein nordostwärts abwanderndes Ostseehoch, nachfolgend von Mittelfrankreich ein Teiltief, das verbreitet Gewitter auslösen wird. Was sich harmlos anhört, vollzieht vor Ort mit ungeheurer Wucht. Gegen 18 Uhr verdunkelt sich der Himmel, denn eins oder mehrere Gewitter ziehen über den Kniebis heran. Der Wind dreht plötzlich nach West und ein sintflutartiger Regenschauer und Hagel entlädt sich eine halbe Stunde wolkenbruchartig mit gewaltigen Donnerschlägen und Blitzeischlägen über dem Kniebis und oberen Wolftal. Allein in dieser kurzen Zeit fielen 60 mm Niederschlag /m² ohne die Regenschauer zuvor und danach.

 

Im obersten Wolf- und Eichelbachtälchen kamen 15 bis 20.000 m³ durch die Wassermassen ins Rutschen. Zerstörend und vernichtend wälzte sich diese nie erlebte Flut vom Kniebis talabwärts. Im Eichelbachtal wurde das Bachbett 3m tief aufgerissen, die Talstraße mitgerissen, Wasserleitungsrohre wurden wie Streichhölzer abgeknickt. Die umgestürzten und mitgeführten Baumstämme wirkten als Mauerbrecher. Am Zusammenfluss von Eichelbach und Wolf wurde gleich eines der beiden Häuser  am Bühlberg gänzlich  samt den Autos mitgerissen. In Bad Rippoldsau stand das Badgebäude quer zum Tal mit einem Durchlass für Straße und Bach. Bald war der Durchlass des Baches durch die Wurzelteller der Tannen und Geröll verstopft, so dass das Wasser 3 m hoch durch den Straßendurchlass schoss. Bald waren Speisesaal, Küche, Trinkhalle voll mit Sand und Geröll. Der Herd war erst nach 3 Tagen wieder sichtbar. Die Wassermassen rissen beim Ortsteil Klösterle die gesamte Talstraße mit.

 

Zusätzlich verstärkt wurde das sintflutartige Hochwasser durch den Seebach, der zwischen Bad Rippoldsau und Schapbach mit seinem Hochwasser das Tal zusätzlich überschwemmte. In der Ortsmitte von Schapbach bildet die Brücke mit den angeschwemmten Baumstämmen erneut eine Barriere. Das aufgestaute Hochwasser reißt die Bachmauern mit, schießt durch den Ort, das Wasser stand bis zur Oberkante der Fenster. Im Gasthaus „Zum Sternen“ stürzt die Küchenwand ein und begräbt alles unter sich. Tote Rinder und Schweine treiben im über die Ufer getretenen Bach mit ganzen Schränken und Hausgeräte vorbei.

 

Auf 30 km waren 49 Brücken zerstört und 4 erheblich beschädigt. Die Talstraße war nicht mehr befahrbar, da an mehreren Stellen die Straße mitgerissen wurde. Die Telefonverbindung in die damalige Kreisstadt Wolfach war unterbrochen. Allein die Straßenschäden betrugen 1,5 Mio DM, der Gesamtschaden an Häusern, Brücken und Straßen 15 Mio DM.

 

Zwei Tage später kam der damalige  Staatspräsident Wohleb in das Unglückstal. Französische Pioniere aus Offenburg und Freudenstadt rückten an, um die schlimmsten Schäden zu beheben. Ferner konnten italienische Straßenbauarbeiter mit ihren schweren Maschinen eingesetzt werden, die für die Forstverwaltung das Waldstraßennetz im oberen Wolftal bauten. Alleine 10 Baufirmen waren tätig, um die Straßenschäden zu beseitigen. Zwei Jahre hat es gedauert bis die schlimmsten Schäden beseitigt waren.

 

Die Besucher werden heute noch erinnert, wenn an machen Häusern oder in mancher Gaststube ein Strich an der Decke zum ersten Stock an den damaligen Hochwasserstand erinnern.