Freitag, 5. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zoller Bernhard Hörmann?


Ab 1708 kamen die ersten Siedler auf den Kniebis, so dass hundert Jahre später schon eine Siedlung aus 12 Häusern auf den Gemarkungen von Baiersbronn und Freudenstadt entstanden war. Um 1780 gründete die Fürstlich Fürstenbergische Verwaltung eine Holzhauersiedlung im südlichen Teil des Kniebisgebietes. Im Zuge der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das fürstenbergische Gebiet 1806 Baden zugesprochen.

 

Bernhard Hörmann wurde 1784 im Holzwald –dem badischen Teil des Kniebis- geboren. Er musste wie damals üblich bei nahender Franzosengefahr Schanzdienste leisten. Noch heute sind sie gut sichtbar, die Alexanderschanze auf dem Kniebis von 1734, die Schwedenschanze links der L 92 nach Oppenau, nicht weit davon die Schwabenschanze bzw Röschenschanze nach dem württembergischen Major Rösch von 1794 auf dem Roßbühl bei der Zuflucht. Wegen Übernachtens bei den Schanzarbeiten auf dem feuchten Waldboden wurde er an einem Fuße lahm. Da er gut lesen und schreiben konnte, wurde er Schulmeister und war in der ganzen Gegend als der „krumme Schulmeister“ bekannt.

 

Zusätzlich übernahm er das Wirtshaus, das neben der Schule stand und gleichzeitig die Zollstation war. Es trug früher als Wirtshauszeichen eine „Sonne“ und wurde später bekannt unter dem Namen „Zum krummen Schulmeister“. Das alles lag nahe bei dem späteren Kurhotel Lamm nahe dem badischen Grenzpfahl, das 1985 abgebrochen wurde.

 

Das sonderbare Äußere des „krummen Schulmeisters“ war mit Witz und Laune gepaart, verschaffte ihm stets zahlreichen Zuspruch, vorzüglich von den Gästen der benachbarten Kniebis- und Renchtalbädern. Zudem fand man bei ihm stets gute, reingehaltene Weine, namentlich trefflichen Klingelberger. Das in seiner Art berühmt gewordenen Bild des Mannes war in der Gegend da und dort in den Wirtshäusern aufgehängt.

 

Einer seiner früheren Schüler bestätigte als Greis, dass er den Tatzenstecken, den er auf dem Bilde unter dem Arm trägt, zwar auch benutzt habe. Aber er habe sie als, wenn sie nicht in die Schule gekommen seien, zur Strafe unter dem Tisch sitzen lassen.

 

Mit 21 Jahren verheiratete er sich 1805 mit Magdalena Kern aus Bad Rippoldsau, denn das war schon bei seiner Nebentätigkeit als Wirt von Nöten. 1848 trat er nach dem Tode seiner Frau 1848 zum zweiten Male an den Traualtar, um Magdalene Kern vom Kniebis zu heiraten. Bis er als Bürger und pensionierter Schullehrer 1862 starb.

 

Aus seiner Zeit als Lehrer auf dem Kniebis wurde von diesem berichtet: „Es gab 42 zerstreut liegende Familien, eine Seelenzahl von mehr als 300 bildend. Sie teilen sich in 2 Gemeinden, die man protestantischen und katholischen Kniebis nennt. Schon ihr Anzug und der Zustand ihrer Wohnungen geben auch auf Grund des schlechten Bodens ihre dürftigen Verhältnisse kund. Die Bewohner des württembergischen Teils zeichnen sich durch Sittlichkeit und Arbeitsliebe aus. Die des badischen Teils dagegen beschuldigt man des Bettels und häufiger Holzfrevel. Wagenschmiere, aus Kienholz bereitet, ist ein Hauptnahrungszweig der Kolonie. Der kärgliche Gewinn, welcher dieser Handel abwirft, wird aber gewöhnlich bei dem „krummen Schulmeister“ verzehrt.

 

Das Leben in dieser kargen Gegend war so mühsam, dass zwischen 1851/57 insgesamt 145 Kniebiser auf Kosten des Fürsten von Fürstenberg und dem badischen Staat nach Amerika ausreisen konnten. So konnte der Fürst den verlassenen Wald wieder aufforsten lassen.