Montag, 29. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter dem "Bähnle" im Harmersbachtal?


Die Hamersbachtalbahn ist eine 10,6 km lange Nebenbahn der Schwarzwaldbahn, die in Biberach abzweigt und in Oberharmersbach-Riersbach endet. Sie wird heute noch im annähernden Stundentakt mit batterieelektrischen Triebzügen betrieben.

1845 war die Rheintalstrecke bis Freiburg fertiggestellt.1865 hatte der Bau der Schwarzwald begonnen. Das Eisenbahnbaufieber war überall ausgebrochen, denn es bedeutete den Anschluss an die große Welt. So erging es auch der ehemaligen freien Reichsstadt Zell, die unbedingt einen Eisenbahnanschluss haben wollte: Die Schwarzwaldbahn von Offenburg kommend, könnte mit einer Tunnellösung bei der Gemeinde Schönberg elegant Zell in den Verlauf der Schwarzwaldbahn integrieren. Die verantwortlichen Planer hatten bei der Tunnellösung von einer halben Million Mark Kosten, die Lösung gleich zu den Akten gelegt.

Um den Zeller Wünschen etwas entgegen zukommen wurde der Verlauf der Schwarzwaldbahn auf die rechte Seite -also die Zeller Seite- verlegt. Um die Krücke etwas zu kaschieren, wurde der Bahnhof in Biberach sehr zum Ärger der Biberacher in „Biberach – Zell a.H.“ bis 1919 benannt. Erst ab dann hieß er „Biberach/ Baden“. Weiterhin wurde eine ordentliche Straße von Zell nach Biberach zugesagt.

Um dem immer stärker werdenden Drängen der Gemeinden wegen des Holz- und Steintransportmöglichkeiten aus dem Harmersbachtal, dem zunehmenden Fremdenverkehr Rechnung zu tragen und nicht zu vergessen die Steingutwaren aus Zell, wurde nachhaltig eine Eisenbahn im Hamersbachtal gefordert. Entsprechend waren auch die Interessen der Gemeinden unterschiedlich: Zell ja, Unterharmersbach nein und Oberharmersbach unbedingt. So legte der Ingenieur Rudolf Meyerle, Freiburg, eine Planung  mit der Endstation „Zuwald“ im Waldersbach vor. Man könne ja noch den Löcherberg untertunneln und am Fremdenverkehr von Bad Peterstal zusätzlich partipizieren.

Aber die Grundstücksverhandlungen waren so schwierig, dass die Beteiligten  sich  nach längerem Zögern in Oberharmersbach auf die Endstation in Oberharmersbach-Riersbach einigten. 1900 wurde das Planungsbüro gewechselt und war mit Vering & Wächter, Berlin, für die Projektarbeit verantwortlich. Sie legten auf das wiederholte Drängen von Oberharmersbach einen Planungsvorschlag über 1,2 Mio Mark vor. Aber auch jetzt musste die Gemeinde die auseinanderlaufenden Interessen der Talgemeinden zusammenführen und vor allem die Finanzierung des Projekts sichern. Um endlich voran zu kommen, die vielen Bedenken und Einsprüche zu beseitigen, beschloss der Bürgerausschuss von Oberharmersbach mit 45:1 Stimmen das gesamte Risiko des Geländeerwerbs zu tragen.  1902 erhielten die Talgemeinden die Zusage der Konzession und 30.000 Mark Zuschuss für das Projekt. Oberharmersbach war bereit 68% der Kosten zu übernehmen, Unterharmersbach 8% und Zell 29%.

Auch schloss die Gemeinde Oberhamersbach mit der Projektfirma Vering & Wächter den Vertrag über den Bau und Betrieb der Bahn. Baubeginn war endlich 1904 und die ersten 25 Italiener trafen im Tal ein. Die Mannheimer Firma Rösch & Sänger beschäftigte für den Eisenbahnbau ausschließlich Italiener. Hitziges südländisches Temperament stieß auf die Schwerfällig- und Bedächtigkeit der Oberhamersbacher Bauern. Aber nach 8 Monaten war das Projekt realisiert und die erste Lokomotive konnte Probe fahren. Im Dezember 1904 erfolgte die Eröffnung der Nebenbahn Biberach – Oberharmersbach. Gleichzeitig wurde die bewährte Postkutsche in den Ruhestand verabschiedet.1964 wurde das Bähnle zum Bedauern der Talbevölkerung mit seiner Dampflock durch einen modernen Triebwagen ersetzt. Zu bestimmten Anlässen erschien das Bähnle mit seiner Dampflock im Tal. Letztmalig 1989 bei der 850 Jahrfeier von Oberharmersbach.