Freitag, 19. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter dem Wallfahrtskirchlein St Jakob über Wolfach?


Wie immer spielen beim frühen Bau einer Wallfahrtskapelle Sage oder falsche Überlieferung mit, so auch hier bei St Jakob in Wolfach. So wird im St Jakobbruderschaftsbuch berichtet, dass der Eremit   Conrad von Kalb (Calw) 1033 beim Landesfürsten Heinrich VI von Fürstenberg in Wolfach um die Erlaubnis zum Bau eines Kapellchen nachgefragt habe.  Nur Heinrich VI hatte eine Regierungszeit von 1419 bis 1490. Allerdings war bis 1432 eine Vormundschaft durch einen Onkel gegeben. Wir müssen also davon ausgehen, dass die Anfrage sich nicht 1033 sondern 1433 abspielte.

Während der Wirren der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das erste Kapellchen 1540 abgebrochen. Es war die Zeit von Graf Wilhelm von Fürstenberg, der bekannt als der „wilde Graf“ zum evangelischen Glauben übergetreten war. Dabei konnte ein kleines Glöcklein aus der Kapelle mit der Jahreszahl 1427 gerettet werden und wurde auf den Turm der Pfarrkirche gebracht.

Wie das Bruderschaftsbuch berichtet entdeckten Kinder 1655 beim Spielen die Ruine der Kapelle, errichteten dort einen kleinen Altar und veranstaltetem spielerisch Andacht und Prozession. So zogen anlässlich des Jakobusfests  (25.7.) im gleichen Jahr 200 Kinder mit „Creutz und fähnlein“ nach St Jakob hinauf. Trotz der Verarmung der Bevölkerung durch den 30jährigen Krieg wurde Geld für den Wiederaufbau der Wallfahrtskapelle gesammelt. Und tatsächlich wurde 1880 mit einer großen Schar Gläubigen die Einweihung der Kapelle gefeiert. Da auch das Alte Gnadenbild gefunden wurde, wird dieses auch heute noch jeweils am Patroziniumsfest gezeigt.

Da im Zuge der aufkommenden Wallfahrten vor allem die Jakobuswllfahrt auch nach Santiago di Compostela „in Mode“ kam, war ein Ersatz der Jakobuswallfahrt nach St Jakob ein erträglicher Ersatz. Insofern gewann die „Bruderschaft zu heiligen Apostel Jakobus um einen guten Tod“ Zulauf und großes Ansehen über den süddeutschen Raum hinaus. Da sie und die Kapelle von den Päpsten Alexander VII 1663 und Clemens IX 1668 mit Ablässen ausgestattet worden waren, setzte ein großer Pilgerstrom ein. Das ermöglichte 1680 einen Abriss des bescheidenen Kirchleins und einen größeren heute noch existierenden Neubau nebst reichhaltiger Innenausstattung. Ebenfalls wurde die Einsiedlerhütte durch einen großen massiven Neubau ersetzt. Durch die vielen Pilgergelder konnte Ende 17./ Anfang 18. Jahrhundert die wertvolle Innenausstattung vorgenommen werden. Teilweise nahmen am Jakobitag bis zu 4.000 Pilger am Gottesdienst teil.

Durch die aufkommende Aufklärung nahm nach ungefähr 100 Jahren der Zuspruch zu den Pilgerfahrten allgemein stark ab. So auch diese nach St Jakob. Als durch die Mediasierung 1811 Wolfach von Fürstenberg nach Baden kam, sollte die St Jakobskapelle sogar abgerissen werden. Ein Jahr zuvor war sogar erwogen worden, die Kapelle abzureißen und das Baumaterial für die Pfarrkirche in Wolfach zu verwenden. Aber der Stadtpfarrer konnte die Behörden von beschwerlichen Mühen und den geringen Erträgen dieser Maßnahmen überzeugen.

1826 genehmigte die Stadt Wolfach die Wirtschaftsgerechtigkeit des Mesners, um sein Einkommen zu erhöhen. Für das Pfarramt ein Ding der Unmöglichkeit: Schnaps und Bier in der Nähe der Kapelle, das geht nicht, deswegen keinen Gottesdienst mehr in St Jakob. Aber ein Teil der Gläubigen drangen in den Glockenturm der Pfarrkirche ein, läuteten die Glocken, ergriffen die Fahnen und zogen als Prozession nach St Jakob. Den Wolfacher war die Wallfahrt nach St Jakob eben nicht zu nehmen. Auch während der Unruhen 1848/49 konnten die Hitzköpfe auf St Jakob vom Bier gestärkt, ihre Vorstellung von Freiheit und gegen die Obrigkeit kundtun.

In den Jahren 1883/84 wurde die Innenrenovierung durchgeführt, 1899 der Kreuzweg wieder neu errichtet, 1902 folgten die Fenster, 1911 das Dach und 1983 die Turmspitze. Noch heute lädt der Pfarrgemeinde zur Wallfahrt am Patroziniumsfest am 25. Juli und am darauffolgenden Sonntag zu einem Wallfahrtgottesdienst mit Speis und Trank ein. Der Reinerlös kommt St Jakob zu Gute.