Wie immer spielen beim frühen Bau einer Wallfahrtskapelle Sage oder falsche Überlieferung mit, so auch hier bei St Jakob in Wolfach. So wird im St Jakobbruderschaftsbuch berichtet, dass der Eremit Conrad von Kalb (Calw) 1033 beim Landesfürsten Heinrich VI von Fürstenberg in Wolfach um die Erlaubnis zum Bau eines Kapellchen nachgefragt habe. Nur Heinrich VI hatte eine Regierungszeit von 1419 bis 1490. Allerdings war bis 1432 eine Vormundschaft durch einen Onkel gegeben. Wir müssen also davon ausgehen, dass die Anfrage sich nicht 1033 sondern 1433 abspielte.
Während der Wirren
der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das erste Kapellchen 1540
abgebrochen. Es war die Zeit von Graf Wilhelm von Fürstenberg, der bekannt als
der „wilde Graf“ zum evangelischen Glauben übergetreten war. Dabei konnte ein
kleines Glöcklein aus der Kapelle mit der Jahreszahl 1427 gerettet werden und
wurde auf den Turm der Pfarrkirche gebracht.
Wie das
Bruderschaftsbuch berichtet entdeckten Kinder 1655 beim Spielen die Ruine der
Kapelle, errichteten dort einen kleinen Altar und veranstaltetem spielerisch
Andacht und Prozession. So zogen anlässlich des Jakobusfests (25.7.) im gleichen Jahr 200 Kinder mit
„Creutz und fähnlein“ nach St Jakob hinauf. Trotz der Verarmung der Bevölkerung
durch den 30jährigen Krieg wurde Geld für den Wiederaufbau der
Wallfahrtskapelle gesammelt. Und tatsächlich wurde 1880 mit einer großen Schar
Gläubigen die Einweihung der Kapelle gefeiert. Da auch das Alte Gnadenbild
gefunden wurde, wird dieses auch heute noch jeweils am Patroziniumsfest
gezeigt.
Da im Zuge der
aufkommenden Wallfahrten vor allem die Jakobuswllfahrt auch nach Santiago di
Compostela „in Mode“ kam, war ein Ersatz der Jakobuswallfahrt nach St Jakob ein
erträglicher Ersatz. Insofern gewann die „Bruderschaft zu heiligen Apostel
Jakobus um einen guten Tod“ Zulauf und großes Ansehen über den süddeutschen
Raum hinaus. Da sie und die Kapelle von den Päpsten Alexander VII 1663 und
Clemens IX 1668 mit Ablässen ausgestattet worden waren, setzte ein großer
Pilgerstrom ein. Das ermöglichte 1680 einen Abriss des bescheidenen Kirchleins
und einen größeren heute noch existierenden Neubau nebst reichhaltiger
Innenausstattung. Ebenfalls wurde die Einsiedlerhütte durch einen großen
massiven Neubau ersetzt. Durch die vielen Pilgergelder konnte Ende 17./ Anfang
18. Jahrhundert die wertvolle Innenausstattung vorgenommen werden. Teilweise
nahmen am Jakobitag bis zu 4.000 Pilger am Gottesdienst teil.
Durch die
aufkommende Aufklärung nahm nach ungefähr 100 Jahren der Zuspruch zu den
Pilgerfahrten allgemein stark ab. So auch diese nach St Jakob. Als durch die
Mediasierung 1811 Wolfach von Fürstenberg nach Baden kam, sollte die St
Jakobskapelle sogar abgerissen werden. Ein Jahr zuvor war sogar erwogen worden,
die Kapelle abzureißen und das Baumaterial für die Pfarrkirche in Wolfach zu
verwenden. Aber der Stadtpfarrer konnte die Behörden von beschwerlichen Mühen
und den geringen Erträgen dieser Maßnahmen überzeugen.
1826 genehmigte
die Stadt Wolfach die Wirtschaftsgerechtigkeit des Mesners, um sein Einkommen
zu erhöhen. Für das Pfarramt ein Ding der Unmöglichkeit: Schnaps und Bier in
der Nähe der Kapelle, das geht nicht, deswegen keinen Gottesdienst mehr in St
Jakob. Aber ein Teil der Gläubigen drangen in den Glockenturm der Pfarrkirche
ein, läuteten die Glocken, ergriffen die Fahnen und zogen als Prozession nach
St Jakob. Den Wolfacher war die Wallfahrt nach St Jakob eben nicht zu nehmen.
Auch während der Unruhen 1848/49 konnten die Hitzköpfe auf St Jakob vom Bier
gestärkt, ihre Vorstellung von Freiheit und gegen die Obrigkeit kundtun.
In den Jahren
1883/84 wurde die Innenrenovierung durchgeführt, 1899 der Kreuzweg wieder neu
errichtet, 1902 folgten die Fenster, 1911 das Dach und 1983 die Turmspitze.
Noch heute lädt der Pfarrgemeinde zur Wallfahrt am Patroziniumsfest am 25. Juli
und am darauffolgenden Sonntag zu einem Wallfahrtgottesdienst mit Speis und
Trank ein. Der Reinerlös kommt St Jakob zu Gute.

