Freudenstadt 1824 |
Herzog Friedrich I von Württemberg (1557-1608) war auch Graf von Mömpelgard, und beschloss 1599 eine Stadt oberhalb Christophstal zu gründen. Sie sollte den Bergbau in Christophstal fördern und gleichzeitig ihm als Hauptstadt dienen. Aus diesem Grund beauftragte er seinen Baumeister Heinrich Schickhardt, ihm ein Stadt mit 2.000 Einwohnern zu planen. Nach heutigen Maßstäben wäre dies eine Großstadt gewesen, die sich damals mit Frankfurt oder Köln hätte messen können.
Problem für den
Herzog war allerdings: Keiner wollte dahin, wo ein halbes Jahr strenger Winter
herrscht, kaum etwas wächst, während im Unterland den Menschen „die Früchte in
den Mund wachsen“. Dies obwohl der Herzog jedem einen kostenlosen Bauplatz und
Bauholz zur Verfügung stellte. Ferner gab es 10 Jahre Steuerfreiheit. Gerade
mal 30 Familien ließen sich in Freudenstadt nieder. Das waren meist wohlhabende
württembergische Familien, die 10 Jahre keine Steuern zahlen mussten.
In seiner
Notlage schickte der Herzog Boten ins Alpengebiet von Österreich, um zukünftige
Einwohner anzulocken. Außerdem befahl er, dass die Stadt nicht mehr
Friedrichstadt sondern Freudenstadt heißen sollte. Und tatsächlich kamen in
kurzer Zeit Glaubensflüchtlinge aus der Steiermark, Kärnten und der Krain, die
Lohn und Brot im Bergbau von Christophstal fanden. Dem rauen Klima und mageren
Boden sind die Entbehrung gewohnten Alpenländerbewohner noch am ehesten
gewachsen gewesen. Und siehe da, in
wenigen Jahren stieg die Einwohnerzahl auf über 2.000.
Der Bergbau
erwies sich aber nicht so ertragreich, wie ursprünglich angenommen, 1610 raffte
die Pest die halbe Einwohnerschaft dahin. Zu allem Unglück brannte am 24. Mai
1632 fast ganz Freudenstadt ab. Gegen Ende des 30jährigen Kriegs war
Freudenstadt 1634 für vier Jahre in Feindeshand und das, was noch übrig blieb, wurde
ausgeplündert. Die leidgeprüfte Bevölkerung war auf knappe 70 Köpfe
geschrumpft. Das Gerücht verbreitete sich, die Obrigkeit wolle die Stadt ganz
aufgeben.
Nur die mächtige
Stadtkirche, die 1608 in einer Winkelform ins Eck des Marktplatzes gebaut, da
das Residenzschloss immer noch in der Planung war, hatte alle Katastrophen heil
überstanden. Dies wurde als Wink Gottes angesehen, die Stadt wieder aufzubauen.
Zwar erhielt Freudenstadt 1667 beginnend eine Befestigung durch Herzog Eberhard
III. Aber sein Nachfolger ließ das schnell wieder einstellen, als er die Kosten
dafür sah. So blieb Freudenstadt bis Ende des 18. Jahrhunderts total verarmt
und war als Ort wenig beliebt.
Das begann schon
damit, dass Herzog Friedrich dem blinden Orgelbaumeister den Auftrag gab, eine
prächtige Orgel zu bauen. Wohlweislich hat er ihm verschwiegen, dass die Orgel
für die Freudenstädter Stadtkirche bestimmt sein sollte. Als die Zeit gekommen
war, die Orgel einzubauen, erfuhr der Orgelbauer, dass diese für die Kirche in
Freudenstadt bestimmt war. Die Enttäuschung des Orgelbauers war nicht zu
verbergen, denn in so einer feuchten Kirche, in einem Ort, in dem 6 Monate
Winter herrschte, sollte sein Meisterstück eingebaut werden. Aber die
Entscheidung des Herzogs war gefällt, und er bestand auf dem persönlichen
Einbau des Orgelmeisters.
Es war immer
schwer in dieses weltverlassene, industriearme und weit abseits des großen
Verkehrs liegendes „Nagelschmiedstädtchens“ fähige Beamten zu bekommen. Denn
eine Versetzung nach Freudenstadt kam einer Verbannung nach Sibirien gleich.
Egal ob Dekan, Lehrer oder Stadtschultheißen immer das gleiche Problem und die
gleichen Ausreden. Immer waren Zuschläge zum Salär, Überredungskünste,
Umzugsvergütung, Amtswohnung und genügend Holz zum Heizen von Nöten.