Ortstafel von Herrenwies bis 1967
Im 18.
Jahrhundert veränderte sich mit zunehmender Bevölkerung die Nachfrage nach Holz
– Brenn- und Bauholz insbesondere aber die „Holländerstämme“ für den Schiffsbau
und Hafenanlagen waren gefragt. Überall wurden Bäche und Flüsse floßbar gemacht,
um die Nachfrage zu befriedigen. Aber auch große Mengen Holz zur
Glasherstellung wurden benötigt, denn 1735 wurde die Glashütte Herrenwies
gegründet. Im Nordschwarzwald lagen riesige und unberührte Wälder zwischen dem
oberen Nagold-, Enz- und Murgtal bis hin zur heutigen B 500, die es zu nutzen
galt. Die jeweiligen Landesherren wollten Kasse machen, denn sie brauchten Geld
für ihre Prachtbauten. Es waren besonders die großen Flößergesellschaften, Dürr
in Rastatt 1745, die Calwer Companie, die Murgschifferschaft dazu ihre
zahlreichen Sägewerke, die „billige Arbeitskräfte“ in diese unwirtschaftliche,
abgelegenen, dem Urwald gleichenden Gegend heranzogen und sie daselbst sesshaft
machten. Denn es wurden Holzfäller, Fuhrleute, Flößer, Pottaschebrenner und
Säger benötigt. Ganze Familien lebten mit und vom Holz. Sie kamen aus den
Alpenländern oder vom Schwarzwaldrand.
Es entstanden
die Siedlungen oder Kolonien: In Württemberg wurden die Ankömmlinge, die
evangelisch sein mussten, in bestehende Siedlungen aufgenommen oder neue
gegründet. Grund und Boden wurde praktisch zur Pacht überlassen. So wurde im
oberen Nagoldtal im bestehenden Erzgrube um 1700 Flößer und Holzfäller
angesiedelt. 1723 wurde Herzogenweiler und 1725 Kälberbronn gegründet. Im
oberen Enztal wurde Poppeltal, Gompelscheuer, Nonnenmiß, Sprollenhaus gegründet.
Daneben gab es unzählige Wohnplätze wie Petersmühle, Rohnbach, Rollwasser und
Grünhütte in den abgelegenen Wäldern.
In Baden wurden
die Kolonisten angesiedelt, mit der Vorstellung diese nach Beendigung der
Arbeit wieder los zu werden. Es entstanden 1720 in Reichental, einem Ortsteil
von Gernsbach, auf dem badischen Teil von Kaltenbronn die Wohnplätze
Dürreychbach, Brotenau und Rombach. Im Gebiet zwischen Murg und B 500 entstanden
ab 1720 Raumünzach, Kirschbaumwasen,
Fronbronn, Trabronn, Ebersbronn, Schindelbronn und Schwarzenbach. Es waren
Forstkolonien, die im tiefen Wald entstanden, wo es am nützlichsten und
bequemsten war. Es wurden Blockhütten mit 15 bis 16 Wohnungen für die
Arbeitskräfte gebaut. Sie mussten katholischer Religion sein und erhielten je
zwei Morgen Wiesen und Ackerfeld, die vom Wald gerodet werden mussten. Grund
und Boden gehörte dem Staat, die Hütte dem Bewohner. Dies zeigt schon, dass die
Rechtsverhältnisse sehr zweifelhaft waren. Die Arbeitskräfte wurden geduldet
und unterstützt, solange man sie brauchte.
Nach dem ersten
Fehler, die Arbeitskräfte nicht zu integrieren, wurden Sie dem Forstamt in
allen Belangen unterstellt. Auch für Heiraten war das Forstamt zuständig und
wurde angewiesen, sehr restriktiv damit umzugehen. Folge waren
überdurchschnittlich viele uneheliche Kinder. Erst 1817 wurden die Kolonisten
eine Art Staatsbürger, denn sie mussten nun Steuern bezahlen. Das Forstamt war
auch weiterhin zuständig für die Ausstellung des Trauscheins. Die Teilung der
Güter war verboten. Das Gut konnte nur einem Kind vererbt werden, der Vererber
musste 60 Jahre alt sein. Man wollte mit allen Mitteln eine Ausdehnung der Forstkolonien
verhindern. Folge war wilden Ehen, Sittenlosigkeit, Liederlichkeit und vermehrt
uneheliche Kinder. Wenn möglich kaufte die Forstverwaltung Gütchen auf und ließ
die Hütten niederreißen und verschärfte damit die Wohnungsnot. Nach den 1830er
Jahren war die Armut und das Elend in den Forstkolonien so groß, dass der
badische Staat alles unternahm wie Schuldenerlass und Bezahlung der Überfahrt, nur um die
Bewohner der Forstkolonien loszuwerden. Erst 1870 wurden die Heiratsbeschränkungen in
den Forstkolonien abgeschafft. 1896 bildeten die Forstkolonien eine abgerundete
Gemarkung und 1930 wurde diese nach Forbach eingemeindet.
Man staune: 1968
erst verzichtete Baden-Württemberg bei den Kolonisten auf die
Kolonistenvergütung (Pacht). Damit wurden sie freie, gleichgestellte Bürger auf
freien Gütern, denn die Bodenzinsgüter wurden abgeschafft. Zumeist wurden aus
ganz abgelegenen Wohnplätzen Forsthäuser.