Freitag, 9. August 2024

Was verbirgt sich hinter "Lorenz Furtwängler & Söhne" in Furtwangen?


Lorenz Furtwängler (1800-1866) war das 7. Kind von 12 Kindern des Fruchthändlers und Bauers Bartholomäus Furtwängler und seiner Frau Helena Dold im Vogtsgrund von Gütenbach.

Schon früh lernte er bei seinem ältesten Bruder Johann das Uhrmacherhandwerk, der im elterlichen Haus eine Werkstatt betrieb. 1836 heiratete er Mechthilde Volk von Vöhrenbach. 1839 zog er in den Schwefeldobel von Gütenbach, wo er ein kleines Häuschen für Familie und Werkstatt erwerben konnte. Genau genommen gehörte der Schwefeldobel politisch zu Neukirch, kirchlich zu Gütenbach. Furtwängler bekam für seine Uhren manche Auszeichnung auf den damaligen Gewerbeausstellungen. Er perfektionierte die 8-Tage-Uhr so sehr, dass diese noch 1852 als „Musteruhr“ den Schwarzwälder Uhrmachern als Vorlage diente. Auf Grund seiner Leistungen wurde er Verwaltungsratsmitglied des Uhrenvereins.

Lorenz Furtwängler bildete seine vier Söhne Gustav Adolf (1839-1905), Karl Hektor (1840-1911), Julius Theophil (1843-1897) und Oskar (1850-1908) zu tüchtigen Uhrmachern aus. Leider all zu früh starb der tüchtige Uhrmacher und seine vier Söhne führten das erfolgreiche Unternehmen weiter. Vor allem der Export der Uhren nach Rußland war gewinnbringend. Doch im Schwefeldobel fehlte die nötige Wasserkraft für die Produktion.

Zwei Jahre nach dem Tod des Vaters gründeten sie in Furtwangen auf einem Grundstück mit Wasserkraftrecht das Unternehmen „Lorenz Furtwängler & Söhne“. Der Zusammenhalt der Brüder war so stark, dass schon bald das Unternehmen eines der besteingerichteten Unternehmen im Schwarzwald genannt werden durfte und erhielt aus der ganzen Welt Auszeichnungen. Das Unternehmen beschäftigte 1870 28, 1890 113 Arbeitnehmer. Es war in vier Abteilungen aufgeteilt: Mechanische Werkstätte mit Vorbearbeitung der Uhrenwerksteile, Zusammensetzung der Werke und Komplettierung der fertigen Uhren, Kastenschreinerei und Holzbearbeitung, Versand und kaufmännische Leitung. Jedes der Bereiche wurde von einem Bruder geführt.

Der Erfolg des Unternehms führte zu weiteren Fabrikneubauten, denn 1871 wurden 660 Beschäftigte gezählt. 1895 wurde die offene Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1905 wurden allerdings nur noch 300 Beschäftigten gezählt. Im Musterzimmer des Unternehmens konnte die gesamte Produktpalette des Unternehmens besichtigt werden: Bodenstanduhren im aufwendigen Gehäuse mit raffiniertem Schlagwerk bis zur einfachen Schottenuhr wurde alles präsentiert.

Nach 1900 zogen sich die bisherigen Unternehmer von ihren Aufgaben zurück. Es wurden zwei familienfremde Geschäftsführer für den kaufmännischen und technischen Bereich eingearbeitet. Aber schon zeichnete sich ab, dass hochwertige und teure Uhren gegen den Trend liefen. Die preiswert produzierten „Amerikaneruhren“ eroberten sich den Markt, und nach dem Ersten Weltkrieg war die Bevölkerung verarmt. Aber dies war nicht der einzige strategischer Fehler. Auch die Produktion der Schreibmaschine „Cardinal“ war ein Fehler. Unmengen von Geld wurde für die Entwicklung verschlungen, neue Fabrikhallen wurden für diese für viel Geld gebaut, die Kinderkrankheiten wollten nicht enden. Die wirtschaftliche Krise der 20er Jahre gab dem Unternehmee den Rest. 1932 waren noch 12 Mitarbeiter beschäftigt und das bedeutete das Aus des Traditionsunternehmens.

Einer der langjährigen Mitarbeiter drückte es drastisch aus: „Die Furtwängler Uhren waren viel zu gut und die Schreibmaschine zu schlecht, un sell hät si hi gmacht.“

Lorenz Furtwängler & Söhne 1900