Lorenz Furtwängler (1800-1866) war das 7. Kind von 12 Kindern des Fruchthändlers und Bauers Bartholomäus Furtwängler und seiner Frau Helena Dold im Vogtsgrund von Gütenbach.
Schon früh lernte
er bei seinem ältesten Bruder Johann das Uhrmacherhandwerk, der im elterlichen
Haus eine Werkstatt betrieb. 1836 heiratete er Mechthilde Volk von Vöhrenbach.
1839 zog er in den Schwefeldobel von Gütenbach, wo er ein kleines Häuschen für
Familie und Werkstatt erwerben konnte. Genau genommen gehörte der Schwefeldobel
politisch zu Neukirch, kirchlich zu Gütenbach. Furtwängler bekam für seine
Uhren manche Auszeichnung auf den damaligen Gewerbeausstellungen. Er
perfektionierte die 8-Tage-Uhr so sehr, dass diese noch 1852 als „Musteruhr“
den Schwarzwälder Uhrmachern als Vorlage diente. Auf Grund seiner Leistungen
wurde er Verwaltungsratsmitglied des Uhrenvereins.
Lorenz
Furtwängler bildete seine vier Söhne Gustav Adolf (1839-1905), Karl Hektor
(1840-1911), Julius Theophil (1843-1897) und Oskar (1850-1908) zu tüchtigen
Uhrmachern aus. Leider all zu früh starb der tüchtige Uhrmacher und seine vier
Söhne führten das erfolgreiche Unternehmen weiter. Vor allem der Export der
Uhren nach Rußland war gewinnbringend. Doch im Schwefeldobel fehlte die nötige
Wasserkraft für die Produktion.
Zwei Jahre nach
dem Tod des Vaters gründeten sie in Furtwangen auf einem Grundstück mit
Wasserkraftrecht das Unternehmen „Lorenz Furtwängler & Söhne“. Der
Zusammenhalt der Brüder war so stark, dass schon bald das Unternehmen eines der
besteingerichteten Unternehmen im Schwarzwald genannt werden durfte und erhielt
aus der ganzen Welt Auszeichnungen. Das Unternehmen beschäftigte 1870 28, 1890
113 Arbeitnehmer. Es war in vier Abteilungen aufgeteilt: Mechanische Werkstätte
mit Vorbearbeitung der Uhrenwerksteile, Zusammensetzung der Werke und
Komplettierung der fertigen Uhren, Kastenschreinerei und Holzbearbeitung,
Versand und kaufmännische Leitung. Jedes der Bereiche wurde von einem Bruder
geführt.
Der Erfolg des
Unternehms führte zu weiteren Fabrikneubauten, denn 1871 wurden 660
Beschäftigte gezählt. 1895 wurde die offene Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt. 1905 wurden allerdings nur noch 300 Beschäftigten gezählt. Im
Musterzimmer des Unternehmens konnte die gesamte Produktpalette des
Unternehmens besichtigt werden: Bodenstanduhren im aufwendigen Gehäuse mit
raffiniertem Schlagwerk bis zur einfachen Schottenuhr wurde alles präsentiert.
Nach 1900 zogen
sich die bisherigen Unternehmer von ihren Aufgaben zurück. Es wurden zwei
familienfremde Geschäftsführer für den kaufmännischen und technischen Bereich
eingearbeitet. Aber schon zeichnete sich ab, dass hochwertige und teure Uhren
gegen den Trend liefen. Die preiswert produzierten „Amerikaneruhren“ eroberten
sich den Markt, und nach dem Ersten Weltkrieg war die Bevölkerung verarmt. Aber
dies war nicht der einzige strategischer Fehler. Auch die Produktion der
Schreibmaschine „Cardinal“ war ein Fehler. Unmengen von Geld wurde für die
Entwicklung verschlungen, neue Fabrikhallen wurden für diese für viel Geld
gebaut, die Kinderkrankheiten wollten nicht enden. Die wirtschaftliche Krise
der 20er Jahre gab dem Unternehmee den Rest. 1932 waren noch 12 Mitarbeiter
beschäftigt und das bedeutete das Aus des Traditionsunternehmens.
Einer der
langjährigen Mitarbeiter drückte es drastisch aus: „Die Furtwängler Uhren waren
viel zu gut und die Schreibmaschine zu schlecht, un sell hät si hi gmacht.“
Lorenz Furtwängler & Söhne 1900 |