1716 erwähnte das Badische Landesgewerbeamt erstmals den Strohhut bei der Frauentracht als Kopfbedeckung anstatt dem Filzhut, denn die Strohflechterei als Hausgewerbe war eine Möglichkeit des zusätzlichen Verdiensts. Auf dem kargen Schwarzwald mussten viele hungrige Mäuler gestopft werden. 1759 schickte Fürst Wilhelm Ernst zu Fürstenberg seinen Obervogt in Neustadt, Josef Lamberger, zur Kontrolle auf die Höfe, um die Fortschritte bei der Strohflechterei zu kontrollieren. 1806 schlug der Obervogt von Triberg, Theodor Huber, als Vorderösterreichischer Beamter, einen anderen Weg ein. Mit seiner Frau ging er auf die Höfe, um die Strohflechterinnen zu unterrichten. Das Ehepaar Huber hatte sich ihrerseits in der Verwendung des feinen italienischen Strohs und Werkzeuge im Ausland kundig gemacht und kaufte die Waren anfänglich zu festen Preisen auf, um eine höhere Qualität durchzusetzen. Allerdings bedeutete das, dass das Korn unreif geerntet werden muss, um das Stroh für feinere Flechtarbeit zu bekommen. Aber das rief den Widerstand der Bauern hervor.
1810 waren schon 1.500 Mädchen und Frauen mit der Heimarbeit
des Strohflechtens beschäftigt. Die Strohbänder wurden von anderen Familien
aufgekauft und zu –hüten, -taschen und Strohschuhen verarbeitet. Die eine oder
andere Glasträger Companie nahm die Stroherzeugnisse mit, um den Absatz weiter
zu streuen. 1850 gründete Robert Gerwig als Leiter der Uhrmacherschule die
Strohfelchtschule. Erste Strohflechterin war Colestine Eisele.
1863 wurde in Schonach von L.F. Sauter eine Strohhutfabrik
gebaut, die eine der bedeutensten des Schwarzwalds wurde. Sieben Jahre später
wurden wöchentlich alleine 1200 Geflechttaschen ausgeliefert.1882 gründeten
neunzehn Strohhutfirmen und Geflechthändler einen Verband zur Unterstützung der
Strohindustrie, Ausstellungen mit neuen Kollektionen und Fördermittel vom
Staat, um sich gegen die Importware aus China und Japan zu erwehren. Aber der
Staat ließ die finanzielle Unterstützung 1904 auslaufen. Die Geflechtschule in
Schonach unterrichtete unter immer schwierigeren Bedingungen bis in den 1920er
Jahre das Aus kam.
Auch bei der Strohhutfabrik Sauter musste die Belegschaft
immer wieder der sinkenden Nachfrage angepasst werden. Trotz allen
Schwierigkeiten hatte die Tochter Annemarie Sauter das Unternehmen bis 1992
weitergeführt. Fasnachtsartikel mussten die immer größere werdende Lücke
füllen. Dann war Schluss mit der letzten Strohhutfabrik im Schwarzwald.
Aber im Laufe der Jahre hat Dank der Heimat- und
Trachtenvereinen ein Umdenken stattgefunden: Zurück zum Erhalt und Wiederbelebung
der Traditionen. Seit 2011 können die Schülerinnen und Schüler der
Natur-Park-Schule in Schonach Unterricht im Strohflechten nehmen. Im
Schulgarten wird zusätzlich Roggen angepflanzt, geerntet und getrocknet. So
wird ein ehemals wichtiges und traditionelles Gewerbe des Schwarzwalds mit
seiner Bedeutung für die Nachwelt erhalten. Zusätzlich wurde 2016 ein
Förderverein „Schwarzwälder Strohmanufaktur Schonach e.V.“ gegründet. Der
Förderverein arbeitet in der Schule aktiv mit.
Die Gebäude der ehemaligen Firma Sauter sollten 2015
abgerissen werden, da das Material baufällig geworden war, und die Gemeinde das
Areal gekauft hatte. Aber das Denkmalamt machte einen Strich durch die Rechnung
und wehrte sich gegen den Abriss. 2019 legte der Förderverein ein Konzept vor, dass
zuerst wie von der Gemeinde vorgeschlagen, das Anwesen Drogerie Sperl
hergerichtet werden soll. Dann werden aus der
alten Strohhutfabrik Sauter die Maschinen, Gerätschaften und Materialien
aufbereitet werden, um anschließend in das Anwesen Sperl umzuziehen. Dort soll
dann alles systematisch als Museum aufbereitet werden: Vom Flechten, der
Nähstube bis zur Hutpresse sollen alle Arbeitsprozesse erlebbar gemacht werden.
Strohhut Triberg unlackiert |