Nordrach Glaserkirchle St Nepomuk |
Das Benediktinerkloster Gengenbach verfügte im Gebiet des Mooskopfs mit dem Mooswald, der sich um Nordrach-Kolonie legt, über riesige Wälder, die abgelegen waren und damals nicht genutzt werden konnten, da das Holz nicht geflösst werden konnte.
So beschloss der
Abt Placicius Thalmmann eine Glashütte zu bauen, die 1695 im Quellgebiet des
Dörrenbachs –später auch Glasbach genannt- mit acht Arbeitsplätzen errichtet
wurde. Holz war zur Genüge vorhanden, das Kloster erhielt gleichzeitig gerodete
Flächen, um Ackerland für die neuen Höhenhöfe zu gewinnen. Entgegen der sonst
üblichen Glashütten war die Glashütte in Nordrach im Klosterbesitz, denn die
Bewohner und damit die Arbeiter der Hütte von Nordrach-Kolonie waren Leibeigene
des Klosters.
Der erste
Hüttenmeister war der böhmische Glasmacher Christoph Schneider. Der Griff hat
sich nicht gelohnt, denn Schneider steckte schnell in Schulden und musste
entlassen werden. Sein Nachfolger wurde Johann Sigwarth aus Solothurn, ein Familienname,
der in den verschiedenen Glashütten immer wieder auftauchte. Mit diesem
Glasmeister kam die Glashütte vorwärts und musste 1705 auf das Mitteleck
verlegt werden. Die Glashütte verbrauchte im Jahr 40.000 Klafter Holz -umgerechnet
133.000 m³. Über 100 Mitarbeiter verdienten hier ihr Brot. Spiegelscheiben,
Schoppengläser, Sauerwasserfläschlein, Weihwasserkessele
und vieles andere wurden geblasen.
Johann Sigwarth ging zur Ausbildung in der Farbglaskunst nach
Italien, wo er wegen des Notierens von Geschäftsgeheimnissen gefangen genommen
wurde. In ihrer Not gelobte Frau Sigwarth, sie wolle den Grundstock für eine
Kapelle in der Glashüttensiedlung stiften, wenn ihr Mann unversehrt
zurückkommen würde. Was nach einem Jahr geschah.1724 verstarb Johann Sigwarth
und 1725 wurde die Kapelle –das Glaserkirchlein- eingeweiht. Zuvor war die
Glashütte weiter gewandert und auf die andere Seite auf die Höflematt verlegt
worden, wo die Reste das alten Glasofens und des Kirchleins noch vorhanden
sind.
Das Modell
„Kloster ist Eigentümer der Glashütte“ bereitete immer wieder Probleme. Die
Effizienz der Hütte litt unter der Ertragskraft im Gegensatz zu Hütten, die auf
eigene Rechnung arbeiteten. Um die Ertragskraft zu steigern, wurden die
Arbeitsplätze einzel verpachtet. Aber so konkurrierten die Glasbläser
gegenseitig und unterboten sich.
Abt Benedikt
Rischer hatte 1750 eine Kobalt- und Blaufarbenfabrik bei der Glashütte gegründet. Sie hatte mehrere Teilhaber, die
sich finanziell beteiligten konnten. Der
jeweilige Abt war in der AG gleichzeitig Direktor. Die Kobalterze kamen aus
Böhmen, dafür wurde mit dem österreichischen
Kaiser Franz I ein Vertrag abgeschlossen. Der Kaiser erhielt ein Viertel
des Ertrags der Fabrik. Problematisch waren nur die vielen Zollstationen, bis
die Waren in Gengenbach waren.
Damit im
Waldbezirk nicht alles Holz verschwinde, wurde die Hütte und Kobaltfabrik nebst
Glaserkirchle 1776 nach Nordrach-Kolonie verlegt. Eine große Schuldenlast
drückte den Abt, dessen Konvent sich gegen die Glashüttenpolitik wandte, so
dass dieser sogar von Gengenbach nach Nordrach-Kolonie zog. Die Napoleonische
Kriege und die Säkularsierung brachten den Betrieb 1803 bis 1897 zum Stillstand
und 1808 vernichtete ein Großbrand große Teile des Betriebs. Das Anwesen ging
durch verschieden Hände. Die Blütezeit der Glasherstellung war vorbei. Das Ende
ist schnell erzählt: Der Lungenfacharzt Dr Walther kaufte das ganze Anwesen und
gründete eine Lungenheilanstalt, die beste Lösung mit den großen Wälder, die
mittlerweile alle wieder aufgeforstet worden waren, mit der reinen Waldesluft.
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