Freitag, 26. Juli 2024

Was verbirgt sich hinter der Glashütte des Klosters Gengenbach?

Nordrach  Glaserkirchle St Nepomuk

Das Benediktinerkloster Gengenbach verfügte im Gebiet des Mooskopfs mit dem Mooswald, der sich um Nordrach-Kolonie legt, über riesige Wälder, die abgelegen waren und damals nicht genutzt werden konnten, da das Holz nicht geflösst werden konnte.

So beschloss der Abt Placicius Thalmmann eine Glashütte zu bauen, die 1695 im Quellgebiet des Dörrenbachs –später auch Glasbach genannt- mit acht Arbeitsplätzen errichtet wurde. Holz war zur Genüge vorhanden, das Kloster erhielt gleichzeitig gerodete Flächen, um Ackerland für die neuen Höhenhöfe zu gewinnen. Entgegen der sonst üblichen Glashütten war die Glashütte in Nordrach im Klosterbesitz, denn die Bewohner und damit die Arbeiter der Hütte von Nordrach-Kolonie waren Leibeigene des Klosters.

Der erste Hüttenmeister war der böhmische Glasmacher Christoph Schneider. Der Griff hat sich nicht gelohnt, denn Schneider steckte schnell in Schulden und musste entlassen werden. Sein Nachfolger wurde Johann Sigwarth aus Solothurn, ein Familienname, der in den verschiedenen Glashütten immer wieder auftauchte. Mit diesem Glasmeister kam die Glashütte vorwärts und musste 1705 auf das Mitteleck verlegt werden. Die Glashütte verbrauchte im Jahr 40.000 Klafter Holz -umgerechnet 133.000 m³. Über 100 Mitarbeiter verdienten hier ihr Brot. Spiegelscheiben, Schoppengläser,  Sauerwasserfläschlein, Weihwasserkessele und vieles andere wurden geblasen.

Johann Sigwarth  ging zur Ausbildung in der Farbglaskunst nach Italien, wo er wegen des Notierens von Geschäftsgeheimnissen gefangen genommen wurde. In ihrer Not gelobte Frau Sigwarth, sie wolle den Grundstock für eine Kapelle in der Glashüttensiedlung stiften, wenn ihr Mann unversehrt zurückkommen würde. Was nach einem Jahr geschah.1724 verstarb Johann Sigwarth und 1725 wurde die Kapelle –das Glaserkirchlein- eingeweiht. Zuvor war die Glashütte weiter gewandert und auf die andere Seite auf die Höflematt verlegt worden, wo die Reste das alten Glasofens und des Kirchleins noch vorhanden sind.

Das Modell „Kloster ist Eigentümer der Glashütte“ bereitete immer wieder Probleme. Die
Effizienz der Hütte litt unter der Ertragskraft im Gegensatz zu Hütten, die auf eigene Rechnung arbeiteten. Um die Ertragskraft zu steigern, wurden die Arbeitsplätze einzel verpachtet. Aber so konkurrierten die Glasbläser gegenseitig und unterboten sich.

Abt Benedikt Rischer hatte 1750 eine Kobalt- und Blaufarbenfabrik bei der Glashütte   gegründet. Sie hatte mehrere Teilhaber, die sich finanziell beteiligten konnten.  Der jeweilige Abt war in der AG gleichzeitig Direktor. Die Kobalterze kamen aus Böhmen, dafür wurde mit dem österreichischen  Kaiser Franz I ein Vertrag abgeschlossen. Der Kaiser erhielt ein Viertel des Ertrags der Fabrik. Problematisch waren nur die vielen Zollstationen, bis die Waren in Gengenbach waren.

Damit im Waldbezirk nicht alles Holz verschwinde, wurde die Hütte und Kobaltfabrik nebst Glaserkirchle 1776 nach Nordrach-Kolonie verlegt. Eine große Schuldenlast drückte den Abt, dessen Konvent sich gegen die Glashüttenpolitik wandte, so dass dieser sogar von Gengenbach nach Nordrach-Kolonie zog. Die Napoleonische Kriege und die Säkularsierung brachten den Betrieb 1803 bis 1897 zum Stillstand und 1808 vernichtete ein Großbrand große Teile des Betriebs. Das Anwesen ging durch verschieden Hände. Die Blütezeit der Glasherstellung war vorbei. Das Ende ist schnell erzählt: Der Lungenfacharzt Dr Walther kaufte das ganze Anwesen und gründete eine Lungenheilanstalt, die beste Lösung mit den großen Wälder, die mittlerweile alle wieder aufgeforstet worden waren, mit der reinen Waldesluft.

Flaschen Museum Triberg