Ernst Leitz 1843-1920
Ernst Leitz
wurde 1843 in Sulzburg als Sohn des Lehrerehepaars Ernst August und Christina
Elisabeth Leitz geboren. Nach dem Wunsch des strenggläubigen, katholischen
Ehepaars sollte der Sohn Priester werden. Aber die Interessen des Jungen hingen
an der Mechanik und nicht an Bibel und Kruzifix. So erhielt er bei Christian
Oechsele, dem Sohn des Weinwaage Erfinders, Ferdinand Oechsle, in Pforzheim
eine fünfjährige Mechanikerausbildung und besuchte gleichzeitig die dortige
Gewerbeschule. Seine Lehrjahre führten ihn anschließend in die Schweiz zur
Telegrafen- und Uhrenfabrik Mathias Hipp, wo er nach dem Tüfteln bei Öchsle die
Vorzüge der Serienfertigung erlernte.
Durch einen
Hinweis wurde er auf das optische Institut Carl Kellner in Wetzlar aufmerksam.
Dort wurden in einer kleinen Werkstatt in veralteter Art Mikroskope
hergestellt. 1864 trat er in das kleine
Unternehmen ein, obwohl es eine Herkulesarbeit war, die Fertigung zu
organisieren. Erleichtert wurde sein Aufenthalt in Wetzlar durch seine spätere
Frau, Anna Löhr, eine Gerberstochter vor Ort.
1865 wurde er
Teilhaber des optischen Unternehmens, 1870 konnte er den Betrieb gänzlich
übernehmen und trieb die Qualitätsverbesserung der Mikroskope als auch die
Serienfertigung voran. Erheblichen Aufschwung erfuhr die Werkstatt nach dem
Ende des 1871er Krieges, als das Mikroskop zum wichtigsten Hilfsmittel der
Wissenschaft wurde. Vor allem gelang ihm dank Serienfertigung beste Qualität
mit Preiswürdigkeit zu verbinden. Wichtig war Ernst Leitz der Kontakt zur
Wissenschaft, denn er demonstrierte auf Naturforscher- und Ärztetagungen seine
Mikroskope selbst. Durch diese Zusammenarbeit konnten die erfolgten Anregungen
direkt eingesetzt und optimiert werden.
Ab 1880 wandte
sich Ernst Leitz mit seinem ältesten Sohn, Ludwig Leitz, anderen Feldern der
Optik wie der Mikro- und Makrophotographie, Objektiven mit verschiedenen
Brennweiten oder Kinoprojektoren und
Ferngläser zu, um nur einige Beispiele zu nennen. Da Ludwig mit 31 Jahren
verstarb, trat Ernst Leitz II 1906 als Teilhaber ins Unternehmen ein und wurde
nach dem Tode des Vaters 1920 Alleingesellschafter. Das Unternehmen
beschäftigte damals 1.400 Mitarbeiter.
Der Name Leitz
errang seinen Weltruf durch hervorragende Qualitätserzeugnisse der Optik. 1907
erhielt Robert Koch das 100.000ste Mikroskop als Geschenk. Den Welterfolg
erreichte Leitz vor allem durch den Fotoapparat Leica, deren Erfinder Oskar
Barnack, ein stiller, bescheidener Werkmeister der Firma war. Ernst Leitz hatte
den Mut, in der armen Nachkriegszeit ab 1918 die kostspielige und riskante
Serienfertigung der Leica aufzunehmen. 1928 erhielt Dr Eckner die 10.000ste,
1929 Sven Hedin die 25.000ste, 1937 Dr Filchner, Geophysiker und Antarktisforscher,
die 250.000ste, 1946 Dr Schneider, der Erfinder des Farbfilms, die 400.000ste
Leica als Geschenk.
Das Unternehmen
Leitz eilte nicht nur von Welterfolg zum nächsten sondern hatte auch auf sozialem
Gebiet Vorbildfunktion. Schon 1908 führte das Unternehmen den Acht-Stunden-Tag
ein, lange vor der gesetzlichen Regelung. Ebenso gab es eine Ruhegeld- und Betriebskrankenkasse
für Mitarbeiter.
1956 nach dem
Tode von Ernst Leitz II hatte das Unternehmen 6.000 Mitarbeiter, und es
übernahmen drei Söhne das väterliche Unternehmen, das Anfang der 70iger Jahre
in dem Schweizer Optikunternehmen Wild überging.