Freitag, 12. Juli 2024

Was verbirgt sich hinter dem Film "Schwarzwaldklinik"?

Carlsbau Glottertal

Wer kennt nicht den Gassenfeger „Schwarzwaldklinik“ oder hat von ihm gehört? Der Film wurde 1984 bis 1988 produziert und erstmals von 1985 bis 1989 ausgestrahlt. Bis zu 28 Millionen Zuschauer pro Woche hatten den neuen Serien entgegen gefiebert. In 38 Länder wurden die Filmrechte verkauft. Die Innenaufnahmen stammten aus einem Studio in Hamburg. Aber die Außenaufnahmen wurden im Schwarzwald aufgenommen.

Die Klinik, in Form des Carlsbaus, steht im ehemaligen Glotterbad im Glottertal: 1488 ist die erste urkundliche Erwähnung des Bades „ad capellam in glotter prope balneum“ (bei der Kapelle nahe dem Bad) wird die Erlaubnis erteilt, einen Tragaltar aufzustellen. 1560 beschrieb Dr Georg Pictorius das „Bad Gloter“ in seinem Badbüchlein. Die Heilkräfte des Bades wurden selbst über die von Badenweiler gehalten, die Frequenz der Kurgäste wurde 1824 mit der von Baden-Baden verglichen und war wohl die stärkste vaterländische Heilquelle.  1894 verfügte das Bad über Kneipabteilung, Dampfbäder und über 60 Zimmer. 1901 wurde ein neues Kurhaus mit 40 Zimmern gebaut und in ein modernes Sanatorium umgewandelt. Mit der „Naturheilanstalt Glotterbad“ wurde das „Glotterbad“ zu einer Kurklinik. 1906 wurde das Sanatorium um den „Alexanderbau“ mit 40 Zimmer und Speisesaal erweitert. 1913/14 wird auf dem Gelände des Badburenhofs der Carlsbau errichtet. Der Luxus der Anlage erlaubt das Glotterbad als Cóte d’Azur des Schwarzwalds zu bezeichnen. 1916 kamen auf der 112 ha hochmodernen Kuranstalt Gäste aus ganz Europa. 1944 werden nach der Bombardierung von Freiburg Teile der Uniklinik ins Glotterbad verlegt. Berühmte Besucher waren 1908 der Großherzog von Baden und 1950 für einen Nachmittag Ibn Saud von Saudi Arabien. 1997 wurde das Glotterbad in eine moderne Rehabilitationsklinik zusammengefasst, in der psychische und psychosomatische Erkrankungen erfolgreich behandelt werden.  Dies betrifft vorwiegend Kinder- und Familienrehabilitation. 2004 zog die Klinik in einen nahe gelegenen Neubau um. Der alte Carlsbau, der für die Schwarzwaldklinik verwendet wurde, stand dann leer. Heute befindet sich eine psychosomatische Akut- und Rehaklinik mit Namen „Thure-von-Uexküll-Klinik“.

 

Das Hüsli in Grafenhausen- Rothaus in der Nähe der Rothaus Brauerei diente als Wohnsitz von Prof. Brinkmann. Es wurde 1911 im Stil eines Schwarzwaldhauses als Ferienwohnsitz der aus Lörrach stammenden und in Berlin lebenden Konzertsängerin Helene Siegfried-Aichele erbaut. Über die Jahre hinweg sammelte sie Einrichtungsgegenstände aus anderen Schwarzwaldhäusern und baute diese bei sich ein. Das Haus erhielt ein Glockentürmchen mit einer Betglocke, die vom Schlafzimmer zu bedienen war. Nach der Zerstörung ihrer Wohnung 1944 in Berlin, wählte sie das Hüsli bis 1966 zu ihrem Wohnsitz in der Schwarzwälder Einsamkeit. 1973 ging das Ganze als Museum an den Landkreis Hochschwarzwald – heute Landkreis Waldshut. Das Hüsli diente auch schon als Kulisse für den Film „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ mit Roy Black. Aber während des Schwarzwaldfilms stieg die Besucherzahl von 30.000 auf 130.000 im Jahr.

 

Als fiktiver Ort, an dem die Klinik und das Wohnhaus stehen sollten, wurde die Stadt Schiltach im Kinzigtal gewählt. Dies obwohl das Glottertal 30 km und Grafenhausen 90 km Luftlinie entfern sind. Schiltach, ein altes Flößerstädtchen im Kinzigtal mit seinen 4.000 Einwohnern, ist bekannt durch seinen Marktplatz mit dem malerischen Rathaus und die Firma Sanitär „Hansgrohe“. Es war zur Römerzeit Durchgangstadt der Römerstraße von Straßburg nach Rottweil, über Jahrhunderte Flößerstadt bis der Bau der Kinzigtalbahn Mitte der 1880er Jahre die Flößerei zum Erliegen brachte. Die Stadt war ewiger Zankapfel zwischen Baden und Württemberg. Die mittelalterliche Altstadt, der Ort der Außenaufnahmen, steht seit 1971 unter Denkmalschutz und ist immer eine Reise wert. Bekannt und sehenswert ist der Silvesterzug, eine evangelische Prozession,  die seit 1853 bis heute durchgeführt wird.

Schiltach Rathaus

Hüsli Museum Grafenhausen