Carlsbau Glottertal |
Wer kennt nicht den Gassenfeger „Schwarzwaldklinik“ oder hat von ihm gehört? Der Film wurde 1984 bis 1988 produziert und erstmals von 1985 bis 1989 ausgestrahlt. Bis zu 28 Millionen Zuschauer pro Woche hatten den neuen Serien entgegen gefiebert. In 38 Länder wurden die Filmrechte verkauft. Die Innenaufnahmen stammten aus einem Studio in Hamburg. Aber die Außenaufnahmen wurden im Schwarzwald aufgenommen.
Die Klinik, in Form des Carlsbaus, steht im ehemaligen
Glotterbad im Glottertal: 1488 ist die erste urkundliche Erwähnung des Bades
„ad capellam in glotter prope balneum“ (bei der Kapelle nahe dem Bad) wird die
Erlaubnis erteilt, einen Tragaltar aufzustellen. 1560 beschrieb Dr Georg
Pictorius das „Bad Gloter“ in seinem Badbüchlein. Die Heilkräfte des Bades
wurden selbst über die von Badenweiler gehalten, die Frequenz der Kurgäste
wurde 1824 mit der von Baden-Baden verglichen und war wohl die stärkste
vaterländische Heilquelle. 1894 verfügte
das Bad über Kneipabteilung, Dampfbäder und über 60 Zimmer. 1901 wurde ein
neues Kurhaus mit 40 Zimmern gebaut und in ein modernes Sanatorium umgewandelt.
Mit der „Naturheilanstalt Glotterbad“ wurde das „Glotterbad“ zu einer
Kurklinik. 1906 wurde das Sanatorium um den „Alexanderbau“ mit 40 Zimmer und
Speisesaal erweitert. 1913/14 wird auf dem Gelände des Badburenhofs der Carlsbau
errichtet. Der Luxus der Anlage erlaubt das Glotterbad als Cóte d’Azur des
Schwarzwalds zu bezeichnen. 1916 kamen auf der 112 ha hochmodernen Kuranstalt
Gäste aus ganz Europa. 1944 werden nach der Bombardierung von Freiburg Teile
der Uniklinik ins Glotterbad verlegt. Berühmte Besucher waren 1908 der
Großherzog von Baden und 1950 für einen Nachmittag Ibn Saud von Saudi Arabien.
1997 wurde das Glotterbad in eine moderne Rehabilitationsklinik
zusammengefasst, in der psychische und psychosomatische Erkrankungen erfolgreich
behandelt werden. Dies betrifft vorwiegend
Kinder- und Familienrehabilitation. 2004 zog die Klinik in einen nahe gelegenen
Neubau um. Der alte Carlsbau, der für die Schwarzwaldklinik verwendet wurde,
stand dann leer. Heute befindet sich eine psychosomatische Akut- und Rehaklinik
mit Namen „Thure-von-Uexküll-Klinik“.
Das Hüsli
in Grafenhausen- Rothaus in der Nähe der Rothaus Brauerei diente als
Wohnsitz von Prof. Brinkmann. Es wurde 1911 im Stil eines Schwarzwaldhauses als
Ferienwohnsitz der aus Lörrach stammenden und in Berlin lebenden
Konzertsängerin Helene Siegfried-Aichele erbaut. Über die Jahre hinweg sammelte
sie Einrichtungsgegenstände aus anderen Schwarzwaldhäusern und baute diese bei
sich ein. Das Haus erhielt ein Glockentürmchen mit einer Betglocke, die vom
Schlafzimmer zu bedienen war. Nach der Zerstörung ihrer Wohnung 1944 in Berlin,
wählte sie das Hüsli bis 1966 zu ihrem Wohnsitz in der Schwarzwälder
Einsamkeit. 1973 ging das Ganze als Museum an den Landkreis Hochschwarzwald –
heute Landkreis Waldshut. Das Hüsli diente auch schon als Kulisse für den Film
„Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ mit Roy Black. Aber während des
Schwarzwaldfilms stieg die Besucherzahl von 30.000 auf 130.000 im Jahr.
Als fiktiver Ort, an dem die Klinik und
das Wohnhaus stehen sollten, wurde die Stadt Schiltach im Kinzigtal gewählt.
Dies obwohl das Glottertal 30 km und Grafenhausen 90 km Luftlinie entfern sind.
Schiltach, ein altes Flößerstädtchen im Kinzigtal mit seinen 4.000 Einwohnern,
ist bekannt durch seinen Marktplatz mit dem malerischen Rathaus und die Firma
Sanitär „Hansgrohe“. Es war zur Römerzeit Durchgangstadt der Römerstraße von
Straßburg nach Rottweil, über Jahrhunderte Flößerstadt bis der Bau der
Kinzigtalbahn Mitte der 1880er Jahre die Flößerei zum Erliegen brachte. Die
Stadt war ewiger Zankapfel zwischen Baden und Württemberg. Die mittelalterliche
Altstadt, der Ort der Außenaufnahmen, steht seit 1971 unter Denkmalschutz und
ist immer eine Reise wert. Bekannt und sehenswert ist der Silvesterzug, eine
evangelische Prozession, die seit 1853
bis heute durchgeführt wird.
Schiltach Rathaus |
Hüsli Museum Grafenhausen |