Das Bernecktal führt von Schramberg nach Tennenbronn. Am Ortsende von Schramberg liegt links etwas erhöht eine etwas unscheinbare Kapelle, die 2022 außen saniert wurde. Erstaunlich für den Besucher, im schwäbischen Gebiet eine Kapelle zu finden. Aber Schramberg gehörte von 1532 bis 1805 zu Vorderösterreich und damit zum Kaisereich in Wien.
1275 wurde die
Falkensteiner Kapelle erstmals urkundlich und zwar in Protokollen der Diözese
Konstanz als „Eigenkirche der
Seelengemeinde Valkenstein“, der Falkensteiner Herrschaft erwähnt. Sie gehörte
den Herren von Falkenstein und von Ramstein und ist dem hl Erasmus geweiht,
wird bei Magenleiden, Geburten und Viehkrankheiten angerufen (Patrozinium 2.6.)
Die Wallfahrten zur Falkensteiner Kapelle waren vor allem wegen des Bauchwehs
üblich.
Während des
30jährigen Krieges wurde die Kapelle durch Kämpfe zwischen schwedischen und
württembergischen Truppen im Jahr 1634 zerstört. Reichsfreiherr Ferdinand Carl
von Bissingen ließ sie 1689 wieder
aufbauen. 1713 erhielt die Kapelle ein Notdach, da das Gebälk verfault war und
wurde von 1755 bis 1757 von Graf Joseph Ferdinand von Bissingen und Nippenburg
wieder ausgebaut. Im Zeitalter der Aufklärung und vor allem während des
Kulturkampfs von Kaiser Franz Josef II war sie auch vom Abbruch bedroht, da
viele Kapellen abgerissen wurden. Durch die Zugehörigkeit von Schramberg zum
Königreich Württemberg ab 1805 war die Kapelle weiterhin wegen der Reformation
bedroht. Errettung brachte der Kauf der Kapelle von Reichsgraf Cajetan von
Bissingen und Nippenburg. Dieser richtete in ihr 1830 eine Gruft als Grablege
seiner Familie ein.
In früheren
Jahrhunderten war die Falkensteiner Kapelle eine Fiale der Kirche St Michael in
Lauterbach geworden. 1787 kehrte sie wieder nach Schramberg zurück und wurde St
Nikolaus angegliedert.
Selbst im 2.
Weltkrieg gab es viele Wallfahrten zur Kapelle. Kurz vor dem Einmarsch der
Franzosen in Schramberg feierten die Gläubigen einen Gottesdienst und
versprachen der Muttergottes eine Dankwallfahrt, wenn die Stadt verschont
werden würde. Was auch tatsächlich geschah. Ende April 1945 wurde die
Dankwallfahrt zur Falkensteiner Kapelle festlich begangen.
Die Falkensteiner
Kapelle ist als Kulturgut von besonderer Bedeutung im Denkmalbuch eingetragen.
Die Hochaltarplastik ist als Zubehör erwähnt. Diese ist die schönste Beweinungsgruppe
Süddeutschlands. 1515 ist die Kreuzungsszene entstanden, ein bedeutendes
Kunstwerk der Spätgotik vom Bildhauer Conrad Rötlin. Der tote Jesus, den
Johannes stützt, zugleich hält er Maria, die trauernde Gottesmutter, die
ohnmächtig wird. Maria Magdalena hält Jesus linke Hand und küsst sie und
schließlich Maria Kleophae, die Mutter von Jakobus dem Jüngeren, ganz rechts.
An der Nordwand
war ein Kreuz angebracht, das restauriert wurde wie auch die Sanierung außen
2022 abgeschlossen wurde. Das Kreuz war in den 1880er Jahren angebracht worden.
Vom eigentlichen Friedhof der Kapelle sind noch Grabsteine vorhanden, da sie
früher als Pfarrkirche verwendet wurde.
Die eigentliche
Straße, die zur Kapelle und weiter führte, ist die Rausteinstraße. Die Bernecker
Str wurde erst 1851 angelegt und 1877/78
ausgebaut, da es zuvor zu gefährlich war, im am Bach wegen der vielen Hochwasser
einen Straße anzulegen.
Heute ist der Kapelle der Bestattungswald „Waldruh“ angegliedert.