Freitag, 3. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter der Falkensteiner Kapelle bei Schramberg?


Das Bernecktal führt von Schramberg nach Tennenbronn. Am Ortsende von Schramberg liegt links etwas erhöht eine etwas unscheinbare Kapelle, die 2022 außen saniert wurde. Erstaunlich für den Besucher, im schwäbischen Gebiet eine Kapelle zu finden. Aber Schramberg gehörte von 1532 bis 1805 zu Vorderösterreich und damit zum Kaisereich in Wien.

1275 wurde die Falkensteiner Kapelle erstmals urkundlich und zwar in Protokollen der Diözese Konstanz  als „Eigenkirche der Seelengemeinde Valkenstein“, der Falkensteiner Herrschaft erwähnt. Sie gehörte den Herren von Falkenstein und von Ramstein und ist dem hl Erasmus geweiht, wird bei Magenleiden, Geburten und Viehkrankheiten angerufen (Patrozinium 2.6.) Die Wallfahrten zur Falkensteiner Kapelle waren vor allem wegen des Bauchwehs üblich.

Während des 30jährigen Krieges wurde die Kapelle durch Kämpfe zwischen schwedischen und württembergischen Truppen im Jahr 1634 zerstört. Reichsfreiherr Ferdinand Carl von Bissingen ließ  sie 1689 wieder aufbauen. 1713 erhielt die Kapelle ein Notdach, da das Gebälk verfault war und wurde von 1755 bis 1757 von Graf Joseph Ferdinand von Bissingen und Nippenburg wieder ausgebaut. Im Zeitalter der Aufklärung und vor allem während des Kulturkampfs von Kaiser Franz Josef II war sie auch vom Abbruch bedroht, da viele Kapellen abgerissen wurden. Durch die Zugehörigkeit von Schramberg zum Königreich Württemberg ab 1805 war die Kapelle weiterhin wegen der Reformation bedroht. Errettung brachte der Kauf der Kapelle von Reichsgraf Cajetan von Bissingen und Nippenburg. Dieser richtete in ihr 1830 eine Gruft als Grablege seiner Familie ein.

In früheren Jahrhunderten war die Falkensteiner Kapelle eine Fiale der Kirche St Michael in Lauterbach geworden. 1787 kehrte sie wieder nach Schramberg zurück und wurde St Nikolaus angegliedert.

Selbst im 2. Weltkrieg gab es viele Wallfahrten zur Kapelle. Kurz vor dem Einmarsch der Franzosen in Schramberg feierten die Gläubigen einen Gottesdienst und versprachen der Muttergottes eine Dankwallfahrt, wenn die Stadt verschont werden würde. Was auch tatsächlich geschah. Ende April 1945 wurde die Dankwallfahrt zur Falkensteiner Kapelle festlich begangen.

Die Falkensteiner Kapelle ist als Kulturgut von besonderer Bedeutung im Denkmalbuch eingetragen. Die Hochaltarplastik ist als Zubehör erwähnt. Diese ist die schönste Beweinungsgruppe Süddeutschlands. 1515 ist die Kreuzungsszene entstanden, ein bedeutendes Kunstwerk der Spätgotik vom Bildhauer Conrad Rötlin. Der tote Jesus, den Johannes stützt, zugleich hält er Maria, die trauernde Gottesmutter, die ohnmächtig wird. Maria Magdalena hält Jesus linke Hand und küsst sie und schließlich Maria Kleophae, die Mutter von Jakobus dem Jüngeren, ganz rechts.

An der Nordwand war ein Kreuz angebracht, das restauriert wurde wie auch die Sanierung außen 2022 abgeschlossen wurde. Das Kreuz war in den 1880er Jahren angebracht worden. Vom eigentlichen Friedhof der Kapelle sind noch Grabsteine vorhanden, da sie früher als Pfarrkirche verwendet wurde.

Die eigentliche Straße, die zur Kapelle und weiter führte, ist die Rausteinstraße. Die Bernecker Str wurde erst  1851 angelegt und 1877/78 ausgebaut, da es zuvor zu gefährlich war, im am Bach wegen der vielen Hochwasser einen Straße anzulegen.

Heute ist der Kapelle der Bestattungswald „Waldruh“ angegliedert.