Freitag, 24. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter den Elsaßträgern?


Nach Ende des 30jährigen Krieges suchten die Territorialherren durch Errichtung von Glashütten, ihre riesigen Wälder zu erschließen und nutzbar zu machen. Beispiele hierfür sind die Glashütten im Knobloch bei St Peter, Äule bei St Blasien, um nur einige zu nennen. Die Glaswaren wurden zumeist von Familienangehörigen der Glasbläser auf dem Rücken in Krätzen beschwerlich zu ihren Bestimmungsorten getragen. Als Anfang des 18. Jahrhunderts die Uhrmacherei aufkam, kauften die Glasträger ebenfalls den Uhrmachern die Uhren ab und schlugen sie auf eigene Initiative los.

Mit der Zeit trennten sich Fabrikation und Handel immer mehr. Bei den Glas- bzw Uhrenträgern wurden immer mehr Absprachen bezüglich den Verkaufsgebieten getroffen. Das führte 1720 zur Bildung der „Großen Companie“. Da in den einzelnen Gebieten immer andere Rechtsverhältnisse herrschten wie in der Heimat, das Fürstenbergische, war es ein Gebot der Vernunft, die „Große Companie“ aufzuteilen. Dies geschah dann 1840, denn es entstand die Pfälzer-, Württemberger-, Schwaben-, Schweizer- und die Elsaßträger.

1741 versandt Matthä Böhringer von der Altrothwasserglashütte mit großem Erfolg Glaswaren nicht mehr mit der Krätze sondern verpackte sie auf einem Wagen. Das führte dazu, dass größere Mengen an Glas aber auch Holz und Strohhüte transportiert werden konnten. Diejenigen, die nach der Teilung durchs Höllen- und Kinzigtal nach Westen gingen, waren die Elsaßträger. Obwohl wenige Unterlagen vorhanden sind, kann gesichert sein, dass 1779 schon die Plätze Straßburg, Colmar und Tann, besetzt waren und schnell kamen weitere Plätze hinzu.

Pioniere der Elsaßträger waren Josef Füderer und Mathias Faller 1751-1782, um nur zwei Namen zu nennen.1798 zählten die Elsaßträger schon 30 Mitglieder, 1802 stieß noch die 6 Mitglieder starken Eisenhandlungs-Companie hinzu. Anfang des 19. Jahrhunderts waren Eisenwaren der Hauptgeschäftszweig dieser Vereinigung geworden, während andere Companien bei Glas- und Porzellanwaren geblieben waren. Ferner entwickelte sich die Elsäßer-Companie zur Hauptabnehmerin der Schwarzwälder Uhrenindustrie. 1846 kamen die Handelsartikel der eigenen  „Draht- und Schraubenfabrk“, 1855 eine eigene Uhrenfabrik in Buschweiler, 1865 eine in Neustadt hinzu. Die Einkäufer hatten ihren Sitz in Triberg,  ab 1811 für die jährliche Versammlung in Lenzkirch und firmierten in Zukunft unter dem Namen „Fürderer & Cie“. In den 1820er Jahren suchte man überall im Elsaß und Lothringen Häuser, als Stützpunkte zu erwerben. Tatsächlich kamen 1824 Buschweiler, 1828 Zabern, 1829 Mülhausen, 1830 Straßburg und Molsheim und 1843 Tann dazu.

An dem Platz Straßburg als bedeutende Stadt im Elsaß soll hier die Entwicklung aufgezeigt werden: Schon 1779 hatten die Schwarzwälder eine Niederlassung gegründet. Für die Leitung jeder Niederlassung wurde jeweils ein Platzvorstand gewählt, der die Geschäfte mit Erfolg zu führen hatte. Durch die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Reich wurde ein großer geschäftlicher Erfolg herbeigeführt. 1873 übernahm Johann Bapist Siebler, bisher ein erfolgreicher Platzvorstand im Elsaß, die Leitung von Straßburg. Er beschäftigte nicht nur Schwarzwälder sondern auch Elsäßer, insgesamt waren dies bald 25 Angestellte. Er gab nicht nur die Uhren auf sondern nahm Haus- und Küchengeräte neben dem Eisenhandel auf. Bald war das Geschäft inmitten Straßburgs am Gutenbergplatz als „Schwobelade“ bekannt. Mit Auflösung der Elsäßer-Companie 1895 ging der „Schwobelade“ in die Familie Siebler über. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Johann Siebler, Sohn, das Geschäft verkaufen und als Deutscher Frankreich verlassen. Im hohen Alter von 74 Jahren hatte er 1941 den „Schwoblade“ zurückbekommen und ihn bis Ende des 2. Weltkriegs führen können.

Der Erfolg der Trägergesellschaften beruhte auf Fleiß und äusserster Disziplin. Alle „Spillen, Tantzen, Vollsaufen, Kegeln und schlechter Gesellschaft bei Nacht“ wurde mit hoher Strafe geahndet. Die Familie blieb grundsätzlich auf dem Schwarzwald wohnen, die Elsaßträger kamen einmal im Jahr zum Abrechnen und zum Lebensabend nach Lenzkirch. Nach zwei Wochen ging es wieder ins Elsaß. Diese Bestimmung wurde erst 1874 aufgehoben, dass die Familie zu der Niederlassung und 1876 auch wohnen durfte.

Schwobelade Gutenbergplatz Straßburg