Freitag, 17. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter dem Abt Speckle?

Abt Ignatz Speckle

Joseph Anton Speckle – so sein Taufname- wurde am 3. Mai 1754 als erstes Kind des Pfannenschmieds  Johann Michael Speckle und seiner Frau Theresia in Hausach geboren. Beide waren aus dem Allgäu zugezogen. Schon in der Hausacher Elementarschule fiel der  rege und geistig interessierte Schüler auf. Dies führte dazu, dass die Eltern ihn nach Freiburg aufs Gymnasium schickten, wo er auch leicht seinen Abschluss erreichte. Das wohl streng christliche Elternhaus beeinflusste seine Entscheidung, als Novize 1773 ins Kloster St Peter einzutreten und in der Ordenshochschule mit seinen theologischen Studien zu beginnen.

 

Im Januar 1777 feierte er in der Klosterkirche sein erstes heiliges Messopfer. Und schon als 25 Jähriger, also 1779, wurde er zum Professor an der theologischen Hausschule ernannt. Gut vorstellbar, dass dies nicht nur die Freude und Bewunderung seiner Priesterkollegen hervorrief.

 

Sein Mentor, der schon langjährige Abt Steyer, lenkte sein Kloster durch sehr unruhige Zeiten. Die Ideen der französischen Revolution verbreiteten sich auch ins Heilige Römische Reich, und für das revolutionäre Frankreich galt daher das monarchistische Österreich als Feind zu stürzen. Und St Peter und Freiburg gehörten schon Jahrhunderte als Vorderösterreich zur Donaumonarchie. In diesen unruhigen Zeiten schickte der alternde Abt Steyer den Professor als Pfarrvikar 1783 ins Priorat St Ulrich, 1788 nach Sölden um jeweils die Seelsorge im Weinberge des Herren zu ordnen. Und schon eineinhalb Jahre stand die nächste Baustelle an, den Haushalt und die zerrüttete Verwaltung des Priorat Bissingen/Teck zu sanieren.

 

Als 1795 Abt Steyer starb, kehrte Ignatz Speckle mit 200 Louisdor Überschuss aus Bissingen zurück und wurde überraschend schon im 2. Wahlgang zum neuen Abt erkoren. Dem besonderen Augenmerk galten das Anheben und Förderung des ländliche Volksschulwesen und der Ordensschule in seinem Klosterbezirk. Doch die Kriegswirren der nächsten zehn Jahren mit den wiederkehrenden Einmarschen der französischen Truppen würgten die Bemühungen baldigst ab. Ein kaiserliches Belobigungsschreiben rühmte das umsichtige Verhalten des Abtes. Trotzdem setzen französische Truppen Abt Speckle im November 1800 zwanzig Tage als Geisel in Straßburg fest, bis die auferlegte Kontribution bezahlt war.

 

Der Pressburger Frieden beendete 1806 die Kriegshandlungen, jedoch zeichnete sich das Gespenst der Säkularisierung und Mediatisierung ab. Das Gebiet Vorderösterreich fällt an das damalige Kurbaden. Mit allen Mitteln versuchte Abt Speckle das drohende Unheil der Aufhebung des Klosters abzuwenden. Seine Besuche beim Kurfürsten und späteren Großherzog, die Bittschriften an die kaiserlichen Höfe nach Paris und Wien, das Anrufen des Papstes verhallten nutzlos. Lediglich wurde dem Abte und einigen Mönchen wohlwollend das Recht zugestanden, bis 1813 in der Abtei zu wohnen. Abt Speckle musste aber dann dem ausgeplünderten Kloster wegen eines Militärlazaretts weichen und nach Freiburg ausweichen.

 

Als über die Schaffung des Erzbistums Freiburg nachgedacht wurde, kam der ehemalige Abt als Erzbischof ins Gespräch. Jedoch der Tod klopfte 1824 an seine Tür. Seine Hinterlassenschaft wurde mit Genehmigung des Papstes für wohltätige Zwecke gegeben. Sein größtes Vermächtnis war jedoch sein ausführliches Tagebuch von 1795 – 1817 als Geschichtsquelle von unschätzbarem Wert.