Freitag, 26. April 2024

Was verbirgt sich hinter dem Naturschutzgebiet Hornisgrinde?

Hornisgrinde mit Hochmoor und Turm

Die Hornisgrinde ist mit 1163 der höchste Berg im Nordschwarzwald. Typisch ist die Grindenlandschaft, die durch jährliche Brandrodung und dann als Weideflächen für das Vieh entstanden ist. Der südliche und der nördlichen Gipfel hat jeweils ein Hochmoorgebiet, das auf einer mächtigen Sandsteinschicht jeweils lagert. Begünstigt wurde die Moor- und Torfbildung durch die zahlreichen Niederschläge. Die Torfschichten werden auf ein Alter von 6.000 Jahren geschätzt.

An der Ostseite der Hornisgrinde-Hochfläche fallen bis zu 130 m hohe Karwände hinab zu den unten liegenden Mulden des Kleinen und Großen Biberkessels. Wobei der Große Biberkessel das größte  Kar im Nordschwarzwald aber inzwischen verlandet ist. Beim Kleinen Biberkessel ist noch eine kleine Wasserlinse im Moor eingebettet. Teile der Hochfläche auf der Hornisgrinde und die Biberkessel wurden 1992 endlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Leider gab es immer wieder Gründe, den Naturschutzgedanken bei Seite zu legen:

1871 wurde der Bismarckturm am Rande ins südliche Moorgebiet gebaut. Er diente als Vermessungspunkt und später als Aussichtsturm. 1910 wurde vom Schwarzwaldverein der Hornisgrindeturm erbaut, der seit 2000 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht worden ist. Schon 1912 wurde neben dem Turm für Gäste das Grinden Hotel gebaut. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Hochplateau über der Rheinebene ein Eldorado der Segelflieger und von 1930 bis 38 wurden deren deutsche Meisterschaften ausgetragen. An die unkontrollierten Besucherströme im Moor mag man heute nicht mehr denken. 1942 übernahm den Fliegerstützpunkt die Deutsche Wehrmacht zur militärischen Nutzung. Nach dem Ende 2. Weltkriegs besetzten die Franzosen bis 1996 die Hornisgrinde als Sperrgebiet und betrieben eine Abhörstation des Auslandsgeheimdienstes. Sie bauten Unterkünfte, Bunker und Straßen durch das Moorgebiet. Erst 2004 wurden teilweise die Bunkeranlagen abgebaut.

Seit den 50er Jahren wurde am nördlichen Ende des Gipfelplateaus der Hornisgrinde ein Sendeturm gebaut, der heute noch von der Telekom AG betrieben wird. Seit Mitte der 60er Jahre befindet sich eine Windkraftanlage auf der Hornisgrinde. Am Rande des nördlichen Moorgebiets steht seit 1972 der 206 m hohe Sendeturm des Südwestrundfunks. Am südlichen Ende des Moorgebgiets steht ein Sendeturm als Stahlfachwerkkonstruktion von Vodafon. Alle Anlagen haben jeweils die notwendige Infrastruktur an Gebäuden und Zufahrtswegen. Um die Besucherströme etwas zu lenken, wurde wenigstens ein Bohlenweg durch das Moor vom Bismarckturm zum Dreifürstenstein im Süden gelegt.

Es gibt zwei Hochmoorgebiete auf der 2 km langen Hornisgrinde. Das kleinere Gebiet, das nördliche Hochmoor, umschließt den ganz nördlich am Ende des asphaltierten Weges liegenden Sendeturm der Telekom AG, der von 3 Seiten durch das Moor umgeben ist. Die größte Torfmächtigkeit beträgt 1,2 bis 1,4 m und ist teilweise mit Latschen bewachsen. Dieses Moor wurde in der Vergangenheit durch umfangreiche Torfstiche, die bis auf den Mineralboden gehen und Entwässerungsgräben, schwer beeinträchtigt.

Das südliche Hochmoor ist ein Vielfaches größer. Es erstreckt sich vom Hornisgrindeturm, bis über den Bismarckturm hinaus in einer großen Schleife über den durchschneidenden Bohlenweg zum Dreifürstenstein, von dort zum abgesperrten Vodafonturm und zurück zum Hornisgrindeturm. Die Torfmächtigkeit beträgt 2 bis 4 m. Im südlichen Moor befinden sich mehrere vom Moor eingeschlossene Mooraugen. Aber schon das deutsche Militär hat 1939 den vorhandenen trennenden Weg im südlichen Moorgebiet zu einer Ringstraße für schwere LKWs ausgebaut. Torfstiche, Entwässerungskanäle und Bunkeranlagen der Franzosen haben die Moorbildung schwer geschädigt.

Hornisgrinde mit Mummelsee