Freitag, 12. April 2024

Was verbirgt sich hinter dem Freiburger Silber?


1008 wurden Siedlungen im Bereich des heutigen Freiburg urkundlich erwähnt, der Wiehre, Zähringen und Herden. Und schon 1120 erhielt Freiburg das Markt- und Stadtrecht von den Zähringer verliehen. An Stelle der zu klein gewordenen Kirche veranlasste Herzog Bertold V von Zähringer um 1200 den großzügigen Bau des heutigen Münsters. Diesen später berühmt gewordenen Kirchenbau, der nichts anderes war, als die Stadtkirche einer aufstrebenden Stadt, war nur auf Grund des Reichtums dieser und Bürger Freiburgs aus dem Silberbergbau möglich.

Die Silbergruben des Erzkastens, dem heutigen Schauinsland, Suggentals, von Freiamt-Keppenbach, Bleibach, Zähringen, des Oberrieder Tals, Münster, Todtnau, Sulzburg und St Ulrich ermöglichten mit ihren bergbaulichen Erträgen neben dem Wachstum der Stadt in nur zwei Jahrhunderten nach der Stadtgründung einen solchen Kirchbau, der nur die Stadtpfarrkirche von Freiburg war. Allein der 116 m hohe Turm mit einer Aussichtsplattform auf der Höhe von 70 m, der 1330 fertiggestellt wurde, wurde als „schönster Turm auf Erden“ bezeichnet. Das Freiburger Münster reihte sich nach der Fertigstellung 1513 in die Lister der höchsten Kirchenbauten der Welt ein. Selbst Sebastian Münster hat in seiner „Cosmographia universa“ 1550 die Freiburger Bürger wegen ihres Fleißes, Kunstfertigkeit, Sauberkeit, ihrer schönen Lage an der „Triesem“ und den Kirchturm gelobt „desgleichen man in teuschen Landen nit findet nach dem turm zu Straßburg“.

Handwerklicher Fleiß und umfassender Handel mit den Bergbauschätzen begründeten den frühen Wohlstand Freiburgs. Vor allem spielte Freiburg als Mittelpunkt des mittelalterlichen  Silberbergbaues und als Zentrum des damals blühenden Silberhandels im Südschwarzwald eine bedeutende Rolle.

 Das Silber aus den Gruben und Schnelzen wurde in große Barren gegossen, gewogen und mit dem „Freiburger Brand“ versehen. Die Stadt Freiburg hat dem Landesherrn 1327 das Münzrecht abgerungen, das ihr bis 1805 verblieb. Das Freiburger Silber war in ganz Europa ein begehrtes Handelsobjekt und die Pferdegespanne der Freiburger Handelsfamilien waren auf allen Habsburger Handelsstraßen unterwegs. Ob Wien, Brüssel, Gent, auf den Alpenpässen nach Süden nach Oberitalien oder die Champagne überall war das Freiburger Silber begehrtes Zahlungsmittel.

Sichtbarster Ausdruck für die aus dem Silberbergbau stammende Wirtschaftskraft des mittelalterlichen Freiburg ist bis heute das Münster mit seinem unvergleichlichen Turm geblieben. Auf den Tulenhauptschen-Fensterschenkung –von Osten gezählt das vierte des südlichen Seitenschiffs- des Freiburger Münsters ist im ersten Fenster ein Bergmann zu sehnen, der mit Schlegel und Eisen das hellschimmernde Erz losschlägt. Er ist in der typischen Grubenkleidung des 14. Jahrhunderts mit Beinlingen und eisernen Grubenhelm. Das Tulenhaupt-Fenster wurde 1320/1330 durch die Kaufleute Franz und Adelheid Tullenhaupt und die Bergleute der Grube „Dieselmuot“ –eine Silbergrube am Schauinsland- gestiftet. Diese sind die älteste Bildzeugnisse des Silberbergbaus. Auch im Schauinslandfenster von 1330-1340 füllt ein Hauer das gewonnene silberhaltige Erz in Ledersäcke, um den Korb emporziehen zu lassen. Er trägt einen gelben aus Stroh geflochtenen Grubenhelm.

1803 wurde der Südwesten Deutschlands neu geordnet und das frühere Bistum Konstanz und Straßburg aufgelöst. 1821 wurde dann nach zähen Verhandlungen die „Oberrheinische Provinz“ gegründet, welche aus dem Bistum Konstanz und Teilen der Bistümer Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Würzburg entstand. Die einfache Stadtpfarrkirche wurde1927 zur Metropolitankirche mit einem Erzbischof erhoben. 

Tullauptfenster Bergmann 14. Jahrhundert