Der Zunder- oder auch Zundelwamm ist ein Pilz, der parasitisch geschwächte Laubbäume und Birken befällt, vor allem Buchen, Eichen, Linden. Er bildet an den Stämmen dicke, invers konsolenförmige Fruchtkörper. Er wurde früher viel im Schwarzwald gesucht und vorgefunden. Als im 19. Jahrhundert die heimischen Wälder nicht mehr ergiebig genug waren, wurde der Pilz aus Ungarn, Siebenbürgen und Kroatien in Ballen von 4 Zentner bezogen. Seit urdenklichen Zeiten wurde der Zunderschwamm zum Feuermachen benutzt. Später wurde Feuer angezündet mit einem in Öl getränkten Lappen, der in einer Blechbüchse lag. Über die Büchse hielt man einen Feuerstein, aus dem man mit einem Stahl Funken schlug. An Stelle des Öllappens trat der Zunder.
In den Jahren 1811-1814 gab es in Todtnau, der
Bürstengemeinde, vier bis sechs Zundelmacher, fabrikmäßig wurde dieser Erwerbszweig
aber erst später betrieben. Um 1870 gab es im Schwarzwald noch 3 größere
Geschäfte, die noch Zundel herstellten, eines in Freiburg und zwei in Todtnau.
Davon waren sie von Franz Josef Faller im Jahre 1827 und Konrad Kirner 1834 gegründet
worden. Einer der Todtnauer Betriebe stellte um diese Zeit jährlich 750 Zentner
Zunder her. Zundelmacher waren meistens Bürstenmacher oder Bürstenhändler, da
dieser mit den Bürsten im Hausierhandel vertrieben wurden. In damaliger Zeit
gaben die Geschäfte mit dem Zundelschwamm der Bevölkerung einen angemessenen
Verdienst. 1874 gab es noch 70 Personen,
die sich mit der Zunderherstellung und Verarbeitung befassten.
Die Bearbeitung des Zunderschwamms war lange Zeit
Geschäftsgeheimnis, besonders das Beizen. Der Pilz wurde bis zu seiner
Bearbeitung an einem feuchten Ort aufbewahrt, dann ins Wasser gelegt und nach
langem Kochen in Laugen geschmeidig gemacht. Da der rohe Zunder eine hellrote
Farbe zeigt, der dunkle mehr gesucht und
höher im Preis war, beizte man die Stücke dunkler. Jetzt schnitt der Zundelmacher
den Pilz in dünne Platten, wobei er möglichst den Jahresringen folgte, klopfte
die Platten mit einem Holzhammer, knetete und dehnte sie mit der Hand, damit die Lappen recht
weich und biegsam machend und trocknete sie dann in der Sonne oder durch Anwendung
künstlicher Wärme. Die schwammige, lockere Beschaffenheit des Materials
ermöglichte, dass ein gutes Stück sich auf das Zehnfache seiner Fläche
vergrößern ließ.
So berichtete die „Badische Gewerbezeitung“ des Jahres 1874,
dass aus einem Stück Naturschwamm eine Fläche von mehreren Quadratmeter
gewonnen werden konnte, aus dem dann ein Talar für den Erzbischof von Freiburg
angefertigt wurde. Die Weichheit und Leichtigkeit der Zunderstücke veranlassten
die Herstellung von Täschchen und Mappen, insbesondere aber von Mützen, der
samtfarbenen „Zunderhauben“. Unsere Großväter rühmten diesen Zundelkappen nach,
dass sie sogar ein ausgezeichnetes Mittel gegen Kopfschmerzen seien. Da der
Zunder sich rasch voll Feuchtigkeit saugt, konnte er als blutstillendes Mittel
verwendet werden. Aber auch gemahlen als Schnupftabak tauchte Zunder auf.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Zünd- oder
Schwefelhölzer auf und setzten den Zunder auf die Sterbeliste. Nur noch der
Wundschwamm wurde in kleinen Mengen vom Arzt oder Apotheker hergestellt, bis
auch da die blutstillende Watte das Produkt vom Markt verschwinden ließ. Auch
die nahtlose Zundelmütze verschwand vom Markt. Sie war einst in Stadt und Land
als vielgeliebte Zierde begehrt.
Um 1895 gab es in Todtnau keine Zunderfabrik mehr. Die
heutige Generation kennt die Erzeugnisse der Zundelmacher nicht einmal
mehr dem Namen nach. Heute erinnert nur
noch die zum 100 jährigen Bestehen der Todtnauer Narrenzunft 1960 gegründete
„Todtnauer Zundelmacher“.
Zundelkappe |