Freitag, 30. September 2022

Was verbirgt sich hinter dem Fressbädle Bad Sulzbach?


Im hinteren Renchtal sind die Sauerbäder Bad Peterstal und Bad Griesbach seit Mitte 1500 als Heilbäder  anerkannt und bekannt. Leider in Vergessenheit geraten ist im mittleren Renchtal das „Fressbädle“ Bad Sulzbach.

 

Bad Sulzbach wurde bereits im Jahre 1233 erstmals wegen seiner Heilquelle erwähnt. Aus dem Jahre 1605 stammt ein Bericht des württembergischen Stadthalters an seinen Herzog. „Das Sulzbad sei dem der Hub (damals Modebad) gleich, sei aber ganz in Abgang gekommen“.  Daraus geht hervor, dass Bad Sulzbach damals die besten Zeiten der Blüte schon hinter sich hatte.

 

Neuer Aufschwung brachte eine Familie Rohrer nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie bauten das Badgebäude wieder auf. Das Geheimnis des Erfolges waren die Kochsalzthermen, die mit 22° aus dem Boden kamen. Sie brachten als Badekur Kranken mit Rheuma und Gicht, als Trinkkur den Kranken mit Magen- Nieren- Blasenkatharr und Gallensteinen Linderung und Heilung.

 

1756 gelang es Lorenz Spinner durch Investitionen in Gebäuden wieder neues, glanzvolles Leben einzuhauchen. Er ließ auch die heute noch existierende St Laurentius Kapelle für seine Kurgäste errichten.

 

Joseph Zentner beschreibt 1827 in seinem Buch „Das Renchtal und seine Bäder“: Das Bad besteht aus drei Gebäuden. Das eigentliche Badgebäude steht südwestlich des Wirtschaftsgebäudes, mit welchem ein bedeckter Gang verbindet; freundliche Wohnzimmer und ein heiterer Speisesaal mit freier Aussicht laden ein. Der Tisch für die Billigkeit der Preise sei sehr gut bestellt. An Sonn- und Feiertagen war gewöhnlich Tanzmusik bestellt, die Gäste bis Oberkirch anzog.

 

Nachdem das Renchtal 1803 zum Großherzogtum Baden kam, wurde Bad Sulzbach wie die anderen Renchtäler Bäder stärker gefördert und von staatlicher Seite kontrolliert. Zu Beginn der Badezeit war die Aufgabe des Landesphysikus, die Badeanstalten zu visitieren und Mängel beheben lassen. Besonders hatte er zu achten, dass Nahrungsmittel einer der Kur anpassenden Auswahl getroffen wurde und reine Weine gehalten wurden. In der Zeit zwischen 1868 stieg die Zahl der Badegäste von 250 bis auf 500 jährlich.

 

Die Gästezahl reduzierte sich ab 1910, da der Besitzer des Bades Ludwig Börsig „die einer im Interesse der starken Konkurrenz notwendigen Modernisierung der Hoteleinrichtung und des Hotelbetriebes wenig Verständnis entgegenbrachte“. Damit wurde das langsame Ende des Bades eingeläutet. Denn 1919 wurde es an den „Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter“ verkauft. Nach dem 2. Weltkrieg zog die französische Armee ein. Nach der Freigabe brachte  die Gewerkschaft ÖTV wiederum die Mittel zur Sanierung der Gebäude auf. 1968 wurden die Gebäude abgerissen, denn ein Neubau sollte entstehen. Aber dazu kam es aus finanziellen Problemen der Gewerkschaft ÖTV leider nicht mehr.

 

Übrig blieben das Personalhaus, das heute im privaten Besitz ist, die Kapelle und die Heilquelle, die seit 1999 über einen Brunnen der Allgemeinheit zu Gute kommt.

St Laurentiuskapelle