Samstag, 3. September 2022

Was verbirgt sich hinter der "Eisernen Hand" bei Lörrach?

Die „Eiserne Hand“ ist ein 44 ha großes, knapp 1,7 km langes und maximal 300 m breites Gebiet, das als schweizerisches Gebiet neben Lörrach in deutsches Gebiet hineinragt. Der Gebietszipfel ist ein bewaldeter Bergrücken, zu dessen Füßen die deutsche Trabantensiedlung Salzert liegt. Er gehört politisch zu der Schweizer Gemeinde Riehen und damit zum Kanton Basel Stadt. Der Grenzverlauf ist seit über 500 Jahren unverändert und durch historische Grenzsteine markiert. Er ist damit einer der ältesten in Europa.  Die „Eiserne Hand“ trennt die deutschen Gemeinden Lörrach-Stetten und Inzlingen. Der grüne Grenzverlauf der „Eisernen Hand“ lud in der Vergangenheit zum Schmuggel und zur Flucht über die Grenze ein.

 

Wie kam es zu diesem Kuriosum? Das heutige schweizerische Riehen und deutsche Stetten waren schon immer zwei getrennte Gemeinden und Grenzstreitigkeiten wegen der „Eisernen Hand“ sind schon seit 1510 schriftlich bekannt. Am äußersten Punkt des Gebietes zeugt ein Bannstein aus 1790 von der Gebietsaufteilung der beiden Gemeinden. Denn Riehen gehörte seit 1270 zum Bischofbistum von Basel und ab 1522 zur Stadt Basel und Stetten zum Damenstift von Säckingen. So wurde der Bannstein eben bei der Entstehung der Nationalstaaten zum Grenzverlauf.

 

So tragen die Grenzsteine noch heute je nach Alter auf deutscher Seite Wappen der Markgrafschaft Baden, des Großherzogtums Baden, der Republik Baden und von Baden Württemberg. Aber auch die Wappen der Herren von Schönau und von Reichstein sind zu finden. Auf schweizerischer Seite sind dies die Wappen des Fürstbistums von Basel und der Stadt Basel.

 

Schon zu den Revolutionszeiten von 1848/49 wurde die „Eiserne Hand“ für die Flucht in die Schweiz genutzt. Hecker und Struve und viele andere entkamen so der Verhaftung. Schmuggel war zu jederzeit lukrativ. Im 1. Weltkrieg überließ die Eidgenossenschaft gleich den ganzen Geländestreifen dem deutschen Militär. 1919 wollte die Schweiz das Gebiet tauschen, aber es kam zu keiner Einigung mit der deutschen Seite.

 

Im 2. Weltkrieg wurde die Grenz zur Schweiz von deutscher Seite stark befestigt, um den Flüchtlingsstrom im Rahmen der „Endlösung“ zu unterbinden. Nur das Gebiet der „Eisernen Hand“ blieb unberücksichtigt, da alles zu verwinkelt war. Es wurde nur von Zöllner mit Wachhunden geschützt. Das deutsche Reich wollte den schmalen Eingang zur „Eisernen Hand“ am Maienbühl schließen. Aber dies untersagte die Schweiz. Allerdings muss die Eidgenossenschaft eingestehen, dass immer wieder an der Grenze Flüchtlinge zurückgewiesen wurden oder nach geglückter Flucht an das Deutsche Reich übergeben wurden. In den 70er Jahren suchte der Bundesgrenzschutz hier nach den RAF-Terroristen unter anderem nach Christian Klar, der aus Lörrach stammte.

 

Am Eingang zur „Eisernen Hand“ liegt ein Bauernhof, der Maienbühlhof. Er gehört der schweizerischen Gemeinde Riehen. Er wird zur Zeit von einem deutschen Pächterehepaar bewirtschaftet und hat Gelände auf deutscher und schweizerischen Seite zum Bewirtschaften.




Waldgebiet hinter der Siedlung "Eiserne Hand"