Freitag, 9. September 2022

Was verbirgt sich hinter dem "Kastelstein"?


Bad Rippoldsau war schon im Mittelalter als Kniebisbad weit über die Region bekannt, oft besucht und Stelldichein der Prominenz. Das Sauerwasser war bekannt zum Trinken und Baden, aber auch viel lockeres Leben wurde in der Badehütte geführt, wie die Chronik berichtete. Geblieben sind heute nur noch die Rippoldsauer Mineralbrunnen, die das kostbare Sauerwasser in die Welt hinaus verteilen. Über all die Jahrhunderte wacht aber unverändert der“ Kastelstein“ über Bad Rippoldsau.

 

Nahezu 4 km vom Bad bequem über einen Spazierweg zu erreichen, liegt auf 823 m Höhe der „Kastelstein“. Der Träger des“ Kastelsteins“ ist ein schön geformter Berggrat, der von der Dolly Hütte sich südwärts zieht, 2 km  weit zum Kreuzkopf. Dieser nahezu horizontale Grat ist im Westen begrenzt vom Wolftal, das durchschnittlich 270 m tiefer liegt; im Osten vom Tale des Kastelbach , der  sich durchnittlich 200 m tief eingenagt hat. Hier liegt also der prachtvolle Erosionsrest des „Kastelsteins“ in Form einer flachen riesigen, griechischen Trinkschale.

 

Heute nach der Verwitterung durch die Jahrhunderte steht nur noch der letzte Rest als eine 11 m lange und 5 m breite Felsplatte, die auf einem 4 m hohen Fuß ruht. Mehrere unterschiedliche Verwitterungsplatten erheben sich nahezu 8 m hoch.

 

Der Name „Kastelstein“ lässt naheliegend ein römisches Castel vermuten, das zur Verteidigung gedient haben könnte. Aber nichts ist zu finden, das nur einen schwachen Fingerzeig in diese Richtung geben könnte, so dass die Namensherkunft im Bereich der Phantasie liegt.

 

Der „Kastelstein“ trägt eine bronzene Gedenktafel, die wenigstens an den hohen königlichen Besuch des Großherzogs und der Großherzogin Luise im Sommer 1858 erinnert, als sie zur Kur in Bad Rippoldsau weilten.

 

Natürlich hat der „Kastelstein“ im Laufe der Jahrhunderte auch so manches Liebespaar begleitet, das sich heimlich und verschwiegen bei ihm trafen. So berichtet auch die Sage von 1330 von einem Fräulein Cölestine, die sich am „Kastelstein“ heimlich mit ihrem Liebhaber traf, obwohl sie schon einem anderen versprochen war. Sie heckten heimlich dort oben einen Plan aus, wie sie zwar mit militärischer Gewalt aber ihr Glück doch noch erreichen konnten. 


Bad Rippoldsau 1850