Samstag, 30. Oktober 2021

Was verbirgt sich hinter dem "Hubbad"?

 

Hubbad 1863

Das „Klinikum Mittelbaden Hub“ ist sicherlich eines der schönsten und eindrucksvollsten Einrichtungen seiner Art in Deutschland. Das 7 ha große Pflegedorf für psychisch Kranke, geistig und körperlich Behinderten, chronisch Suchtkranke und pflegebedürftige Menschen ermöglicht seinen Bewohnern die höchstmögliche Teilhabe am Leben. Die seit 1874 eingerichtete Pflegeanstalt hat leider durch das Euthanasieprogramm des Dritten Reiches einen dunklen Flecken in seiner Vergangenheit.

 

Der Sage nach erhielten drei Jünglinge, die am Mummelsee von Nixen betört wurden, vom Wassergott keine Strafe sondern jeder einen Stein, der eine warme Quelle entstehen ließ, wo sie hingelegt werden würden. Eine Stelle war Badenweiler, eine Baden-Baden und eine „die Hub“.

 

Als in der ehemaligen Meierei an den Ausläufern des Schwarzwaldes im Muhrbachtal bei Neusatz die 27° C warme Quelle gefasst wurde, wurde 1475 „die Hub“ als Bad mit seiner Quelle erstmalig erwähnt. Und es erhält gleichzeitig die erste Badeordnung für deutsche Bäder. Dr Etschenreutter beschreibt 1571 die Leiden, die durch die warme Quelle gelindert werden – vor allem sei dies wegen der Kinderlosigkeit bei Frauen gewesen. Im 18. Jahrhundert wurde ein Brunnen mehre Meter in die Tiefe getrieben, das Wasser aus verschiedenen Quelladern zusammengefasst, mit Deichelrohrsystemen in Brunnenhäuschen geleitet und dort zusätzlich erwärmt. Im Dreißigjährigen Krieg wird das Hubbad von den Schweden schwer zerstört.

 

1722 beginnt eine neue Glanzzeit für Bad Hub, da dieses durch die Markgräfin Franziska Sibylla Augusta erworben wurde. Die markgräflich herrschaftlichen Badefahrten trugen zur weiteren Anziehungskraft des Bades bei. 1783 meldet das Amt Bühl dem Markgrafen, dass der Besuch des „Huober Bades im heurigen sommer ungemein stark gewesen, da soviel Badgäste allda gewesen“. Das Modebad ließ 1730 extra „Judenhäußlein“ für die Rieten der exklusiven jüdischen Badegäste bauen, die heute in veränderte Form noch vorhanden sind. In jener Zeit wurde auch für die religiösen Bedürfnisse  der christlichen Badegäste die erste Kapelle gebaut.

 

Bad Hub war der nördlichste Teil von Vorderösterreich und Baden-Durlach erhält dieses 1805 durch den Frieden von Preßburg. Eine Hoch-Zeit erreicht das Hubbad durch Friedrich Kampmann und seiner Familie Er lässt mit Hilfe des Architekten Weinbrenners neue Bauten errichten und zwar in „grandiösem Style“. Neue Fremdenzimmer, Gesellschaftsgebäude, Kursaal und Spielsäle entstehen. Bis aus Straßburg kommen die Bürger zum sonntäglichen Tanz. Aber auch für Arme ist gesorgt, sie können gegen geringe Taxe Unterkunft, Essen und freie Bäder erhalten. 1812 wird eine Spielbank genehmigt, allerdings wegen der Spielbank in Baden-Baden mit der Auflage, keine Inländer spielen zu lassen.

 

Kriege, Hungersnöte und die 48er Revolution spiegeln sich im Auf und Ab Bad Hubs. Unter dem Besitzer Heinrich Häusling wurden die Quellen neu gefasst Kuren mit warmen und kaltem Wasser angeboten und als Neuerung ein „Salon für Heilgymnastik“ eingerichtet. Entsprechend war auch die exzellente Besucherliste: König Wilhelm von Preußen 1863 sowie die Kaiserin Maria Alexandrowa von Russland mit Gefolge. En großer Einschnitt bedeutet der 1870/71er Krieg, denn plötzlich blieben die zahlreichen französischen Gäste weg. Deswegen verkauft Häusling Bad Hub, das in seiner baulichen Beschaffenheit immer mehr verwahrlost geworden ist, 1873 für 60.000 Gulden an die Kreisverbände Karlsruhe und Baden.

 

Damit endete die lange Geschichte von Bad Hub und ein neues Kapitel „Die Hub als Kreispflegeanstalt“ wurde aufgeschlagen.