Samstag, 9. Oktober 2021

Was verbirgt sich hinter der Friedhofskapelle im Suggental bei Waldkirch?

 



Unsere Liebe Frau 1783

An der Kreisstraße  K 5103, der früheren Bundesstraße von Waldkirch nach Denzlingen führt am Hotel Suggenbad vorbei. Nach diesem biegt die Talstraße ins Suggental links ab. Das Suggenbad gehörte 500 Jahre lang wegen der im Suggental entspringenden Schwefelquelle zu den bekannten Bädern in Deutschland. Die Talstraße im Suggental bis nach dem Besucherbergwerk fahren. Links liegt der Friedhof mit der Friedhofskapelle.

 


Was als Friedhofskapelle im Suggental vorhanden ist, ist "Unsere Liebe Frau" die Sakristei der alten Bergmannskirche, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Urkundlich wurde sie 1413 erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg brannte sie aus, wurde wieder hergestellt, 1661 barockisiert und zu Ehren der Jungfrau Maria und Ihrer Eltern Joachim und Anna geweiht. Wegen baulicher Schäden durch Feuchtigkeit wurde die Kirche 1835/36 abgetragen. Die Sakristei blieb unerklärlicher Weise stehen.

 

Die Silbergruben im Suggental gehörten im 13. Jahrhundert zu den ertragreichsten der Freiburger Grafen. Die Blütezeit der Schauinslandgruben lag im 14. Jahrhundert und später. Die Erträge Gruben im Suggental haben maßgeblich zum Bau des Freiburger Münsters beigetragen. Die Silbergruben wurden immer weiter und tiefer in den Berg hinein getrieben. Um das Wasser in den Gruben zu regulieren und den großen Wasserbedarf für die Pochwerke und Erzmühlen sicherzustellen, wurde ein 22 km langer Wassergraben (Urgraben) 1284 – 1286 gebaut. Diese Großinvestition für die damaligen Verhältnisse war nur möglich, wenn die Aussicht auf anhaltenden Gewinn gegeben war. Er ist heute noch teilweise vorhanden.

 

Die Bäche vom Süd- und Osthang des Kandels wurden von der Platte beim oberen Zweribach oberhalb des heutigen Plattenhofes über drei Wasserscheiden (Schönhöfe, Rohr und Luser)  zu einem Rückhaltebecken oberhalb des Suggentales geführt. Zweribach, Glotter-, Lindesdobelbach und mehrere kleine Bäche speisten über den Kanal das Staubecken. Der Bach des Suggentales alleine führte zu wenig Wasser. Der Urgraben war 50 cm tief, 120 cm breit, hatte ein Gefälle von 1 m pro 100 m und lieferte 300 l/s.

 

1288 brach der Damm des Rückhaltebeckens infolge eines schweren Unwetters. Das gesamte Suggental wurde mit seinen Gruben und Siedlungen überflutet. Bis zu 150 Bergleute und ihre Familien haben den Tod in den Gruben und im Dorf gefunden.  Das Tal war für lange Zeit unbewohnbar. Erst 1776 gab es Versuche die Gruben wieder zu beleben. Wie auch in der Zeit des Dritten Reiches Baryt abgebaut wurde. Seiher ruhen alle Bergbauaktivitäten.

 

Auf Grund dieses Unglücks erhielt das Tal seinen Namen: Sunkental – heute Suggental. In der Friedhofskapelle sei heute noch zu sehen, bis auf welche Höhe das Wasser gestiegen sein soll. Ein Bericht von 1825 berichtet, dass am Bogen geschrieben stehe: „1255 ist Suckenthal untergegangen“, diese Inschrift sei seit dem Untergang immer wieder erneuert worden. Bis zur Höhe dieser Inschrift soll das Hochwasser gestanden haben.

 

Der Urkanal zählt heute zu den wichtigsten Technikdenkmälern in Deutschland. Er ist heute noch teilweise oder aufgeschüttet als Urweg vorhanden. Heute führt der Wanderweg von Sägendobel über 15 km nach Suggental.

 

Noch heute ist das Besucherbergwerk „Grube Erich“ im Suggental zu besichtigen.