Samstag, 23. Oktober 2021

Was verbirgt sich hinter den Schwarzwälder Flößer in Siebenbürgen?

 


1868 gehörte Siebenbürgen –heute Rumänien- mit den Karpaten zu Österreich-Ungarn. Hier lagen riesige nicht ausgebeutete Staatsforsten mit einer unterwickelten Wald- und Transportwirtschaft. Die damals ungarischen Forstbehörden blickten erwartungsvoll an die Ypps mit seiner Riesenflößerei durch die Badenser.

 

Was lag also näher den Schiltacher Floßherren Abraham Koch für neue Aufgaben zu gewinnen. Der Kronenwirt Karl Trautwein erinnerte sich, dass Forstleute von der ungarischen Regierung unter Begleitung eines badischen Forstrates 1870 nach Schiltach kamen, um Flößer nach Ungarn und Siebenbürgen zur Einrichtung der Flößerei auf der Marosch und Theiß zu gewinnen. Nach dem deutsch-französischen Krieg waren es 1872 über 200 Flößer aus Rippoldsau, Schapbach, Wolfach und dem Heubach sowie Schiltach. Sie mussten sich für 3 Jahre verpflichten mit der Möglichkeit ein Verlängerungsjahr zu belegen. Sie erhielten Lohn Unterkunft, Verköstigung und Schutz vor Behörden.

 

In den Ostkarpaten wurden sie dann in Gruppen auf die verschiedenen Täler verteilt. Zuerst mussten die Flüsse floßbar gemacht werden und wurde das von den Rumänen geschlagene Holz zu Tal geriest, eingebunden und schließlich über den Aranyos abgeflößt.

 

Die Entbehrungen in der Wildnis abseits menschlicher Behausung wurden gar großzügig bezahlt, so dass die Familien zuhause gut leben konnten. Die Arbeit war oft unheimlich. Bären und Wölfe waren im Winter eine Plage, im Hochsommer die fürchterlichen Gewitter und die damit verbundenen Überschwemmungen. Auf dem Aranyos kamen vier Flößer ums Leben, als ihr Zelt von den Fluten mitgerissen wurde. Auch eine Cholera-Epidemie suchte sie heim, was zum Abbruch ihrer Tätigkeit führen sollte. Dies wurde vom Forstamt abgelehnt. Es schickte Rum in die Wälder von dem kräftig getrunken werden sollte, um die Krankheit zu überstehen.

 

Trotz der Strapazen waren immer wieder Flößer aus Kaltbrunn, Schiltach und Schapbach mit neuen Kontrakten dort zu finden. Der Wolfacher Josef Schrempp war dreimal in Siebenbürgen. Teilweise wurden die Ehefrauen mitgenommen und die Kinder dort geboren. Das führte unter der rumänischen Bevölkerung zur Befürchtung, dass die Fremden hier siedeln wollten. Doch die meisten Flößer kehrten jedoch zurück und die Rumänen merkten, dass sie mit dem Erlernten der Flößer gutes Geld verdienen konnten. Als gegen 1885 die meisten Badenser das Land verlassen hatten, konnte die Flößerei von den Rumänen weiter geführt werden. Nur die Flöße hatten nur drei Baumlängen während die der Badenser zehn und mehr Baumlängen hatten.

 

Flößer Gasthaus Rössle Schiltach