Wer heute die B 31 durch das
Höllental nach Hinterzarten nimmt bestaunt die Engstelle mit dem Hirschsprung.
Danach öffnet sich das Höllental wieder, der Bedarfshallt „Posthalde“ wird
passiert. Danach liegt linker Hand etwas erhöht eine kleine, oft unbeachtete Kapelle
„St Oswald“. Gleich darauf erscheint kurz vor den Serpentinen linker Hand
ebenfalls das traditionelle „Hofgut Sternen“ in Höllsteig, in der schon Marie
Antoinette auf ihrem Weg von Wien nach Frankreich Rast machte. Der Parkplatz
mit der Glasbläserei lädt zum Verweilen ein.
Von hier führt ein kurzer Weg an
einer alten Zollstation vorbei zur Kapelle „St Oswald“. Wer ins Innere der
unscheinbaren Kapelle will, sollte vorher im „Hofgut Sternen“ einen Schlüssel
mit nehmen.
Um 1100 bauten die Herren von
Falkenstein -als Lehensherren der Herzöge von Zähringen eingesetzt- kurz nach dem
heutigen Ort „Falkenstein“ linker Hand auf dem mächtigen Felsen ihre „Burg
Falkenstein“. Deswegen hieß das Höllental damals bis ins 17. Jahrhundert „Falkensteiner Tal“. Die Burg wurde 1388 von
den Freiburgern erobert und zerstört, da sie die Weglagerei der Falkensteiner
satt hatten.
Übrig blieb aus jener Zeit die „St
Oswald Kapelle“, die urkundlich 1148 vom Konstanzer Bischof geweiht wurde. Umgeben
hatte die Kapelle ein kleiner Friedhof, denn es war einfacher die Toten von der
Höhe ins Tal zu dem vermutlich kleinen Weiler zu bringen als umgekehrt. 1275
wurde Breitnau, zu der auch die Kapelle bis heute gehört, urkundlich als
„Breittenowe“ erwähnt. Mitte des 14.
Jahrhunderts wurde sie als Filialkirche von Breitnau geführt und seit 1799
gehört sie bis heute aber nur pfarrrechtlich zu Hinterzarten.
St Oswald war bei ihrer Weihe
1148 ursprünglich ein romanischer Bau ohne Glocke. 1208 folgten Sakristei und
das Beinhaus –heute noch einsehbar-, Mitte des 14. Jahrhunderts kam ein
Dachreiter hinzu, 1674 folgte der Glockenturm und seit 1719 die heutige Form.
Zumindest besteht die die Kapelle 873 Jahre ohne Zerstörung. Gegen Ende des
Zweiten Weltkrieges wurde beim versuchten Bombardement des Ravennaviadukts das
Dach abgedeckt und die Kapelle kräftig durchgeschüttelt.
„St Oswald“ ist dem heiligen
Oswald (5.8. Patrozinium) geweiht, der auch einer der 14 Nothelfer, Patron des
Viehs und der Kreuzritter ist. Dargestellt wird er mit dem Zepter in der Hand
und dem Prunkgefäß in der anderen als Skulptur im Flügelaltar, links davon der
heilige Mathias und rechts der heilige Michael. Dieselben Heiligen begegnen
einem auf der Außenseite des Flügelaltars. Auf der Innenseite zeigen links der
Flügel die Anbetung der Könige und rechts eine Heimsuchung. Leider wurden 1980
die drei Figuren aus dem Altar gerissen und zum zweiten Mal geraubt. Deswegen
stehen heute Duplikate in der Kapelle. Die 1983 aufgespürten Originalfiguren
wurden restauriert und sind gut gesichert in der Hinterzartener Pfarrkirche
„Maria in der Zarten“ aufgestellt. Aus Sicherheitsgründen wurde ein
schmiedeeisernes Chorgitter in der Kapelle eingebaut. Auf dem ältesten Mauerwerk
über dem rechten Seitenaltar ist noch das Wappen der Falkensteiner zu sehen.
Im Glockenturm hängen noch 3
Glocken, deren Alter sensationell ist. Die Hauptglocke von 1581 ist dem
heiligen Oswald geweiht. Die mittlere Glocke von 1503 mit den heiligen Michael
und Oswald. Die dritte Glocke ebenfalls aus dem gleichen Jahr. Wegen
archäologischen und technischen Besonderheiten, der hohen künstlerischen
Vollendung der Glocken wurden diese vor der Ablieferungspflicht in beiden
Weltkriegen verschont.