Freitag, 20. August 2021

Was verbirgt sich hinter dem Waldschullehrer Hoffmann im Nordschwarzwald?


Jakob Joseph Hoffmann wurde 1854 in Neuenbürg geboren, verdiente  sein Studium mit mancher Müh und Plag nebenher. Er wurde 1874 als Lehrer in Oberwolfach, 1874 drei Jahre  in den Forstkolonien Hundsbach-Herrenwies im Bezirk Bühlertal Nordschwarzwald eingesetzt. Es folgten 1878 Reichenbach(Odenwald), 1891 Schapbach, 1899 Burbach, 1910 Schwaibach (Gengenbach) und starb hoch dekoriert mit dem „Zähringer Löwen“ vom damaligen Großherzog selbst ausgezeichnet 1917 in Walldürn.

 

1874 lag der Vorgänger im Schuldienst in Herrenwies und Hundsbach im Sterben. Was lag näher, nachdem sich niemand freiwillig meldete, einen zwanzigjährigen Junglehrer  ins „badische Sibirien“ zu verpflichten. Die Forstkolonien Hundsbach und Herrenwies, in denen Unterricht zu halten war, liegen mindestens 2 Stunden Fußweg auseinander und zu unterrichten waren damals insgesamt 15 Kinder. Die Kolonisten waren die Nachkommen in Herrenwies der Glasmacher und in Hundsbach die zugewanderten Salzburger und Südtiroler Holzknechte.

 

Es liegen zwar nur knapp 150 Jahre zurück, aber trotzdem lohnt es sich die damaligen unvorstellbaren Zustände eines Lehrers, sich näher beschreiben zu lassen:

 

In Bühl mit dem Zug angekommen, nahm Hoffmann seine persönlichen Sachen –einen Koffer und ein zusammengeschnürtes Bündel mit einem leeren Strohsack- und hielt nach dem zugesagten Kolonierat Ausschau. Dieser bestand aus einem kleinen Männlein, dem Stabhalter, und den Kolonieräten Schnurrenmichel Andres und dem Schnapsjockel Christian. Und „Donner und Doria“ entfuhr es Hoffmann, denn das Fuhrwerk bestand aus einem abgelegten Futterwagen mit einer Kuh davor. Dieser Tross zottelte das Bühlertal hoch und die Kuh war offensichtlich lokalkundig, denn sie wusste genau an welchem Wirtshausschild sie halten musste, um den obligatorischen Schoppen zu nehmen. Die letzten Stationen waren gegen Mitternacht die Waldschänke Sand und Hundseck.

 

In Hundsbach dann endlich angekommen sah Hoffmann eine alte Baracke und erfuhr, das sei das Schulhaus. Darin waren eine Stube und zwei kleine Kammern, kein Stuhl, Bett oder Tisch. Im Schulraum entdeckte er drei Bündel Stroh und steckte diese in seinen Strohsack, um die Nacht zu verbringen. Morgens weckte ihn das Klopfen einer Strohflechterin, die ihr deponiertes Stroh holen wollte. Selbst die Polizei suchte nach dem verschwundenen Stroh. Aber der wahre Dieb, der auf dem Stroh gut schlief, wurde nie ermittelt. Da das Haus mehr als baufällig und zugig war, übersiedelte Hoffmann in den „Grünen Baum“. Dort gab es im Gegensatz zur zugigen Luftkurstation des Schulhauses eine Warmluftheizung in die Kammer. Aber mit der Warmluft des Kachelofens kam auch allerlei Duft und Gestank der Küche mit nach oben. Auch musste er ab und zu die Kammer mit allerlei Schlafkameraden –Hausierer, Bettler und lichtscheues Gesindel- teilen.

 

Hoffmann versah am Samstag, Sonntag und Montag den Unterricht in Herrenwies, an den anderen Tagen in Hundsbach. Nebenher verwaltete er das Amt des Organisten in beiden Forstkolonien, war zuständig für die Schreibarbeiten des Kolonierates, für den Revierförster und das Grundbuch. Als Fremdenführer beim „Kurhaus Herrenwies“ besserte er seinen Gehalt als Lehrer auf. 30 Mark gab es zusätzlich für Fortbildungsschüler, die er gar nie unterrichtete. Als der Kreisschulrat eines Tages zur Prüfung kam, hat er sich einfach einen Bühlertäler Viehbub ausgeliehen, den er für die Prüfungsaufgabe verpflichtete.

Hundsbach