Freitag, 13. August 2021

Was verbirgt sich hinter den Gämsen im Schwarzwald?

 


Das Gamswild war kein heimisches Wild des Schwarzwaldes, wenn es auch ab und zu Zuzug aus dem Alpenland gab. So wurden 1880 am Feldberg 3 Stück erlegt, 1903 wurde eine Gams am Feldberg gesichtet, 1932 im Wilhelminer Tal. So reifte über Jahre die Vorstellung, die Gams im Schwarzwald anzusiedeln. In der Zeit von 1935 bis 1939 wurden in mehreren Schüben aus ökologisch entsprechenden Gebieten der Steiermark und des Salzkammergutes 21 Waldgämse -10 Böcke und 11 Geißen- ausgewildert. Dies wurde im Langengrund einem Seitental des hinteren Zastertals realisiert. Das damalige Waldarbeiterhaus heißt deswegen heute „Gämsehisli“

 

Den Zweiten Weltkrieg überstand der neue Gamsbestand ohne Probleme, so auch die Besatzungszeit dank dem Protektorat der französischen Armee. Fehlende zu strenge Winter, gute Äsungsmöglichkeiten und kaum Störung durch die Zivilisation und natürliche Feinde führten zu einer explosionsartigen Vermehrung. Die natürliche Dezimierung im Feldberggebiet lag bei 5%, in den Alpen bei 50%, die Geißen wurden früher geschlechtsreif und warfen oftmals zwei Jungtiere. Trotz Jagd ab 1951 wurden im Südschwarzwald 350, 1955 1.000 und 1960 1.670 Gämsen  gezählt. Durch Jagd und Fallwild konnte sich der Bestand bei vernünftigen 800 Stück einpendeln. Im Jahre 1970 wurde der Gamshegering Schwarzwald gegründet, der sich in folgende Gamswild-Hegegemeinschaften organisiert: Gamswildhegering Schiltach, Emmendingen, Markgräflerland, Waldshut, Hochschwarzwald und Lörrach.

 

Schon ein Jahr nach dem Auswildern wurde bei Waldshut eine Gams geschossen, denn die Konzentration des Einstandsgebietes blieb nicht nur auf das Feldberggebiet mit dem Zastlertal und dem St. Wilhelmer Tal beschränkt.  Obwohl dies bis heute das Haupteinstandsgebiet der Gämsen mit einem Bestand von 200 bis 250 Tieren darstellt. Durch Populationsdruck vor allem in den Jahren 1955 bis 1960 wurden die Einstandsgebiete ausgeweitet. Das Wiesental bildet die Brücke zum Belchen- und Blauengebiet, Oberes Albtal, Bernau, Menzenschwand oder Feldseekar, Höllental mit der Posthalde und der Brücke zum Kandelgebiet. Im Mittelschwarzwald ist dies das Gebiet des Rohrhardsberg und dann besonders im Raum Schramberg mit dem Gebiet Bernecktal Richtung Tennenbronn, Vorder- und Hinterlehengericht mit einem Bestand von 50 bis 100 Tieren.

 

Der Bestand der Gämse hat sich in den letzten Jahren nicht großartig verändert, was sich allerdings geändert hat, ist der hohen Druck des Tourismus mit vielen Sportangeboten rund um das Feldberggebiet wie z.B. Mountainbiking, Geocaching, Drachenfliegen, Geleitschirmfliegen, Schneeschuhwanderungen, Skilaufen, Wandern abseits der Wege, Tourenskilauf.

 

So wurden aber vereinzelt auch Gämsen in anderen Gebieten bei ihren Wanderungen auf dem  Schwarzwaldkamm nach Norden gesehen. Beispielsweise beim Brandenkopf und Littweger Höhe, ja bis Pforzheim wurden gesehen. Dort wurde 1954 eine Gämse auf der Autobahn überfahren. Aber  auch der Druck Richtung Rottweil Richtung Schwäbische Alb nimmt zu.

 

Im Jahr 1956 wurde bei einer groß angelegten Fangaktion 11 Gämse gefangen und bei stockfinsterer Nacht im Bereich des Grand Ballon in den Vogesen ausgesetzt. Die Vermehrung verlief schneller als erwartet. 30 Jahre später wurden schon 1.000 Gämsen gezählt.

Wilhelminer Tal vom Feldberg