Freitag, 3. September 2021

Was verbirgt sich hinter dem einstmal bekannten Neubulach?

 

Neubulach 1643


Neubulach über dem Nagoldtal im Kreis Calw mit seinen knapp 6.000 Einwohnern umfasst neben Neubulach die Ortsteile Altbulach, Liebesberg über dem Teinach Tal, Oberhaugstett und das abgelegenen Martinsmoos.

 

Das Dorf Altbulach dürfte um 800 entstanden sein, denn die Besiedlung der Gegend ging vom Kloster Hirsau aus. Der Bergbau dürfte um 1100 in der Zeit der Staufer und der Pfalzgrafen von Tübingen vorangetrieben worden sein. Hohe Erträge versprach der Tagebau von Silbererzen, der erst im 13. Jahrhundert  dem technisch schwierigeren und aufwendigeren Abbau untertage weichen musste. Leider sind nur wenige Informationen über die Glanzzeit des mittelalterlichen Bergbaues erhalten, da Bulbach, so der frühere Name von Neubulach, 1326 mitsamt seinen Archivalien abbrannte.

 

Verschieden Urkunden verweisen im 13. Jahrhundert auf die befestigt Stadt Bulach hin. 1281 bezeichneten sich die Einwohner als Bürger von Bulach und aus 1286 datiert die Erwähnung des Bergbaues. Erstmals 1300 taucht eine Urkunde mit dem Siegel von Bulach auf, aus der hervorgeht, dass Bulach als Stadt erwähnt wurde. Der Reichtum der Stadt drückte sich durch die befestigte mit einer Burg versehenen Stadt aus. Zu jener Zeit beherbergte Bulbach eine namhafte Anzahl von Juden, die man zweifellos im Zusammenhang mit dem Bergbau Finanztransaktionen für bestimmte Kreditgeschäfte benötigte, die Christen verboten waren. Das kanonische Recht sah damals Zins als Raub an. Sie waren wohl schon mit der Gründung der Stadt angesiedelt worden, denn es gab längs der Stadtmauer eine Judengasse.

 

1440 war die Glanzzeit des mittelalterlichen Bergbaues vorbei. Trotz neuer Stollen und Erlass von Abgaben kam der Bergbau nicht mehr an die ertragsreichen Zeiten der früheren Jahre heran. Der Bauernkrieg 1525 verheerte die Stadt, und die Grubenlagen lagen wieder still. Auch die zahlreichen Bergbauversuche seit dem 16. Jahrhundert erbrachten keinen Gewinn. Anfang der 20er Jahren wurden die alten Gruben und die Abraumhalten wegen der Gewinnung von Wismut aufbereitet. Aber es war nur ein kurzer Gewinn, bis die Stollen wieder ins Freie fielen.

 

1953 wurde die Ergiebigkeit der Gruben nach dem Umfang der vor dem 2. Weltkrieg noch vorhandenen Abraumhalden mit 250.000 m³ Haldenerzen geschätzt. Da diese mit dem mittelalterlichen Bergbau vor 1380 entstanden waren, wurde errechnet, dass die Lagerstätten mindestens 7.500 t Kupfer und 35,5 t Silber geliefert hatten. Für den mittelalterlichen Bergbau eine beachtliche Menge.

 

Mehre Stollen führten vom Ziegelbach aus bis unter das heutige Neubulach. Aber auch südlich des Ziegelbachs und westlich von Liebesberg am Abhang zur Teinach waren gegen Neubbulach hin Stollen aufgetrieben worden. Ganz abgesehen von vielen kleineren Stollen in der näheren Umgebung. Zahlreiche Einstiege führten zu den jeweiligen Stollen und hinterließen zahlreiche Schächten. Noch heute muss in Neubulach beim Aushub von Neubauten befürchtet werden, dass nicht auf alte unbekannte Stollen gestoßen wird. Denn sonst hängt das Fundament im Freien.

 

Die größeren Stollen führen vom Ziegelbach aus und sind als ältester der „Hella-Glück-Stollen“, der darunter liegende „Maria-Stollen“ der als wichtigster und mit 1.150 m Länge bis unter die Kirche von Neubulach reicht. Wiederum darunter der Wasserstollen, der obwohl zugemauert bis heute der Entwässerung dient. Sowie der „Himmelsfahrtssollen“, der aber später auf den „Maria-Stollen“ stößt.

 

Der „Hella-Glück-Stollen“ ist seit 1970 auf 400 m als Schaubergwerk begehbar. Seit 1973 mit einer Therapiestation mit gleichbleibenden 9° Temperatur und 98 % Luftfeuchtigkeit gegen Atemnotbeschwerden. Seit 2004 werden Erlebnisführungen über 2 km im „Unteren Stollen“ mit Fahrt (Leiter) zum „Maria-Stollen“ und Fahrt zum „Oberen Stollen“ angeboten.