Freitag, 10. September 2021

Was verbindet sich hinter dem Besenbindergewerbe?


Der Böhler Marti aus Harpolingen über der Hauensteiner Murg war in den 1850er Jahren einer der letzten Besenbinder, die diesem Gewerbe noch nachgegangen ist. Während in anderen Teilen des Schwarzwaldes schon sehr früh die Industrie heimisch wurde und Leute durch die Uhrmacherei mit allen Herren Ländern in Berührung kamen, saß der Hauensteiner fest auf seinen heimatlichen Höhen und vermochte dank seiner Anspruchslosigkeit auch wacker darauf auszudauern.

 

Die Bewohner des Hotzenwaldes waren sehr genügsam, denn die Natur hatte sie in keinster Weise verwöhnt. Der südliche Schwarzwald ist eine typische Gletscherlandschaft mit tiefen Trogtälern und trockenen Hochebenen, aus denen das Wasser rasch abstürzt. Mit Hilfe von künstlichen Wasserläufen (Wuhren) wurden aus den Hochebenen von 700 bis 800 m Höhe mit wasserreichen Gletschermulden Wasser in trockene, tiefer liegende Gebiete mit wenig Wasservorkommen geleitet, um die kargen Böden für die landwirtschaftliche Erzeugung nutzbar gemacht.

 

Selbst diejenigen Bewohner, die weder Haus noch Hof oder sonstigen Besitztum hatten, wanderten keineswegs oder nur sehr vereinzelt in die Fremde. Sie waren zu bodenständig. Der Sommer brachte stets Arbeit ums tägliche Brot bei irgendeinem mit irdischen Gütern mehr oder minder gesegneten Nachbar. Nebenher, hauptsächlich im Winter, verdiente sich manch einer seinen Kreuzer mit dem ehrsamen Gewerbe des Besenbindens.

 

Die Betriebskosten des Besenbindergewerbes waren nicht hoch. Ein scharfgeschliffenes Hackmesser und ein genaues Wissen, wo das schönste und beste Besenreis wächst. Je nach Jahreszeit und Anspruch der Käufer wurden drei verschiedene Sorten Besen hergestellt.

 

Der Bauer brauchte für Hof und Scheune zur Säuberung einen biegsamen, elastischen Kehrbesen aus der Weißbirke. Für die Stallsäuberung würde dieser sich aber zu schnell abnutzen. Es muss schon etwas Zäheres sein. Ein Besen aus dem strapazierfähigen Material der Grauweide eignet sich dafür. Für die Hausfrau in Stube und Kammer, auch zum Kehren des Ofenbodens beim Backen benötigte sie einen Besen aus feinem und damit kostbarem Material. Hier wurde der Besen aus dem grünen Besenginster hergestellt.

 

Mit einem zweirädrigen Karren ging es dann beladen mit der Besenware von Dorf zu Dorf, um die Ware zu hausieren. Nachtlager und eine Mahlzeit gab es zumeist um Gotteslohn, denn man war in bestimmten Häusern seit Jahren bekannt. Draußen im Rheintal gab es auch schon Besenhändler, die die Besen schon oben auf dem Wald aufkauften, um sie dann fuhrenweise ins Baselgebiet brachten. Auf dem Rückweg brachten sie auf ihrem Karren dann Alteisen, das sie an die Hammerschmiede der Murg verkaufen konnten.