Freitag, 30. April 2021

Was verbirgt sich hinter der "Goldenen Sau" von Kandern?

 


Kandern ist nicht nur der Töpferei, Johann August Sutter, dem „Kaiser von Kalifornien, oder Carl Merz, dem späteren Seidenbandhersteller, wegen bekannt sondern auch wegen der „Goldenen Sau von Kandern“.

 

Im Heimat- und Keramikmuseum inmitten des historischen Stadtkerns von Kandern befindet sich die „Goldene Sau von Kandern“. Es handelt sich um eine Kopie, denn das Original schien so bedeutend, dass sie seit 1977 im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ausgestellt wird. Es ist wohl die kostbarste Jagdantiquität der vergangenen Jahrhunderte.

 

Um Kandern, Sulzburg und Rötteln liegen wildreiche Waldgebiete. Der damalige Landesherr Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach vereinigte seit 1604 den gesamten Besitz dieser Linie in seiner Hand. 1605 befand sich der Landesherr auf einer glücklichen Sauhatz in seiner Sausenberger Landschaft und stifte anlässlich dieser Jagd die „Goldene Sau von Kandern“, die damals im markgräflichen Forstamt mit einem Willkommensbuch aufbewahrt wurde. Bei der „Goldenen Sau von Kandern“ handelt es sich um ein silbervergoldetes Jagdtrinkgefäß in Keilerform.

 

In den Willkommensbuch hatte sich seit dem Stiftungsjahr jeder Jagdteilnehmer nach genossenen Jagdfreuden mit Namen und Gesundheitsspruch einzutragen, wenn er sich der strengen Pflicht des Austrinkens dieser ganzen weingefüllten Sau nach altem Brauch entledigt hatte. Dies war sicher nicht für jeden Jagdteilnehmer eine leichte und genüssliche Pflicht, denn wie der Karlsruher Hofapotheker 1937 gewissenhaft gemessen hatte, befanden sich 1.500 g d.h. einundeinhalb Liter „Beerwein“.

 

Der erste Eintrag stammte vom fürstlichen Donator Georg Friedrich

„Als mir das Waidwerk woll abgegangen

Und ich ein gutes Schwein gefangen,

auch ich mitt Fraiden kham zu Haus,

tranck ich den Willkhom erstlich aus“.

 

Aus 1625 stammt von Johann Christian von Rotberg

„Allhier zur Friedlingen im Fürstenhaus,

hab ich die Sau gesoffen aus“.

 

Aus dem Jahr 1725 stammt von Hauptmann von Bärenfels

„Wer Gott und schöne Meidlin liebt/ und beyde wie er soll,

der hat auf Erden seyne Lust/ und geht im ewig wohl“.

 

Als Markgraf Maximilian von Baden 2010 mit seiner Gemahlin Kandern und das historische Forsthaus besuchte, kam natürlich auch die Sprache auf Jagd und die „Goldene Sau“ Bürgermeister Winterhalter bot vorsichtigerweise  einen Willkommensschluck im Glas mit Wein an. Aber der Markgraf entsann sich der Tradition seiner Vorfahren und meinte: „Ich muss ja wohl. Die Sau wäre ja beleidigt“. Allerdings fügte der Bürgermeistre an, sie brauchen sie ja nicht ganz austrinken. Darüber schwieg allerdings der Offizielle.