Freitag, 16. April 2021

Was verbirgt sich hinter dem Stadtbrand von Triberg?


Triberg 1826

Wer heute nach Triberg kommt ist über die Straßenführung verwundert. Die steile Straße führt vom Bahnhof zum Marktplatz durch und in einem Bogen unterhalb der Wallfahrtskirche vorbei. Einen ursprünglich gewachsenen Ortskern vermisst man.

 

Wie die Gemeinden oft Anfang der Neuzeit unter dem Feuerteufel leiden mussten, hatte auch Triberg dies schon 1516, 1627, 1642 und 1694 durchgemacht. Aber 1826 wurde Triberg von einer schweren Brandkatastrophe heimgesucht. An einem Samstag im Juli als um 9 Uhr ein Teil der Bevölkerung im Gottesdienst war, andererseits der Wochenmarkt begonnen hatte, kündigt eine schwarze Wolke das Unheil an.

 

In der Nußbacher Vorstadt quoll schwarzer Rauch aus dem Wirtshaus „Adler“. Eilig wurde die Sturmglocke geläutet und die Löschgeräte herbeigeschafft, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Aber vergeblich, denn die Schindeln des Daches gaben dem Feuer genügend Nahrung, der Wind unterstützte das Übergreifen des Feuers auf das Nachbarhauses und beide standen sofort in Flammen. Die in Brand geratenen ausgetrockneten Schindeln trug der Wind auf die Gebäude bis zum Markplatz. Kopflos rannte die Bevölkerung durcheinander und versuchte wenigstens die wichtigsten Habseligkeiten zu retten. Der ständig wechselnde Wind und die brennenden Holzschindeln ließen das von drei Bergen umschlossene Tal zu einem Feuermeer  werden. Das Gelände Richtung Wallfahrtskirche schien noch Zufluchtsmöglichkeit zu bieten. Unglücklicherweise hatte im unteren Teil des Städtchens ein Handelsmann seinen Pulvervorrat in einem Gartenhaus deponiert. Er rief den Flüchtenden noch zu: „Flieht um Gottes Willen, verbergt euch hinter dem Felsen, oder ihr seid verloren“! Die angekündigte Explosion ließ die Erde erbeben und ließ noch die Fensterscheiben im entfernten Pfarrhaus bei der Wallfahrtskirche zerspringen.

 

120 Gebäude von 700 Einwohnern waren vernichtet, die leidgeprüfte Bevölkerung musste auf die Nachbargemeinden Schonach, Schönwald und Nußbach verteilt, ernährt und mit Wäsche versorgt werden.  Eine beispiellose Hilfsaktion lief an, um die leidgeprüfte Bevölkerung und zerstörte Stadt zu unterstützen. Eine Sammlung über das ganze badische Land lief an, um die Bevölkerung zu unterstützen. Brot, Speck, Schinken, Salz, Butter und Mehl sowie Kleider wurde in großen Mengen angeliefert. Das badische Staatsministerium richtete einen Unterstützungsfond ein, um Unterstützungszahlungen gewähren zu können.

 

Die maßgebenden Dienststellen griffen energisch ein, um nicht nur die Aufräumungsarbeiten zu leiten, sondern vor allem die Aufstellung eines neuen Stadtbauplanes und die Erlassung einer neuen Bauordnung in Angriff zu nehmen. Die Feuerpolizei erließ neue Regeln für das Bauen, und der Grundsatz setzte sich durch, dass nicht für den Moment sondern für die Zukunft gebaut werden sollte. So entstand ziemlich schnell der neue Stadtbauplan, der das künftige Stadtbild mit der  Hauptstraße und dem Marktplatz im Auge hatte. Persönliche Interessen mussten zurückstehen.

 

So konnte aus einem abseits des Verkehrs gelegenen Handwerkerstädtchen von 700 Einwohnern durch die Einweihung der Schwarzwaldbahn 1873 dem Verkehr angeschlossenen Industrie- und Fremdenverkehrsstadt von über 4.000 Einwohnern entstehen.

 

Triberg nach dem Brand 1840