Waldkirch war nicht nur bekannt
wegen seiner Uhren-, Orgel- und Orchestrionindustrie sondern neben Freiburg
auch für seine Edelsteinschleiferei.
Die Edelsteinschleiferei in
Waldkirch geht bis Mitte des 15. Jahrhunderts zurück wie alte Zunfturkunden
beweisen. Während 1720 in 45 Edelsteinschleifereien gearbeitet wurde, steigerte
sich die Zahl 1751 auf 68 und bis 1779 auf 106. In diesem Gewerbe waren bis zu
430 Handwerker beschäftigt. Es versprach großen Wohlstand, so dass sich die
Stadt Waldkirch 1725 sich ernstlich mit dem entstandenen Müßiggang befassen
musste. Der Stadtknecht bekam strenge Weisung, jeden Schleifer, der beim
Lotterleben erwischt wurde, unverzüglich gefangen zu setzen. Andererseits war das Gewerbe sehr krisenanfällig vor
allem in den immer wiederkehrenden Kriegszeiten. So war es ein stetiges Auf und
Ab mit der Konjunktur. 1848 erbat Waldkirch bei der Regierung zu prüfen, ob die
arbeitslosen Bohrer nicht beim Straßenbau von Simonswald nach Gütenbach
eingesetzt werden könnten. Was jedoch abgelehnt wurde, Waldkirch soll selber sich um die Armen
kümmern.
Mit dem Gewerbekanal in Waldkirch
wurde die Wasserkraft ausgenutzt und versorgte über 30 Edelsteinschleifereien
mit dem Antrieb und Wasser für die Schleifmühlen. In der Regel wurde in jeder
Schleiferei an 4 Rädern gearbeitet und zwar liegend den Stein in der Hand oder am Kittstock
geklebt. Die Schleifsteine
hatten einen Durchmesser von 1,5 m und wogen anderthalb Tonnen. Jeder Meister
hatte sein eigenes Rad sondern diese gehörten oftmals mehreren Meistern. Sie
hielten 25 bis 30 Jahre und mussten vor der Eisenbahn mit dem Pferdekarren aus
der Landauer Gegend transportiert werden.
Anfänglich bezogen die Schleifer
ihre Rohsteine aus den bescheidenen Silber-, Kupfer- und Bleiminen von Freiamt,
Suggental und Simonswald. Da die Gruben wenig ergiebig waren, wurde Bergkristall
aus dem Gotthardmassiv, Achate und Jaspis aus Idar-Oberstein und Granate aus Böhmen
bezogen. Um das Gewerbe der Bohrer und Balierer zu schützen hatte Kaiser Rudolf
II 1601 Freiburg und Waldkirch das Privileg zugesagt, dass Rohgranaten aus
Böhmen nur an diesen Orten geschliffen werden dürfen. Und doch hat sich Mitte
des 1800 Jahrhunderts für bald 100 Jahre das Granatschleifen im Hamersbachtal
breit gemacht.
Das Edelsteinschleifen wurde im
19. Jahrhundert vom Meisterbetrieb zum Unternehmerbetrieb. So wurde von Georg
Wintermantel 1825 und 1852 von Rudolf Trenkle Edelsteinschleifereien
mit mehreren Mitarbeitern gegründet. Die Gebrüder Trenkle Schleiferei zog nach
Freiburg und gab in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts auf. Der Sohn von
Georg Wintermantel, Artur, spezialisierte sich auf Ring- und Broschensteine in
Achat und Halbedelsteine. Er erarbeite sich Märkte in der Schweiz, Frankreich,
England, Rußland, Österreich und Amerika.
Heute wird die
Edelsteinschleiferei Wintermantel in 6. Generation von Bernhard Wintermantel
betrieben. Sie verfügt neben ihren Räumlichkeiten noch über eine
denkmalgeschützte Schleiferei, die eine der größten und ältesten ist und im
Original erhalten wurde. Sie kann jeweils Dienstag im Sommer besichtigt werden.
Edelsteinschleifer bei der Arbeit |