Freudenstadt 1824 |
Die Murgtalbahn wurde 1868 nach
Gernsbach als private Eisenbahnstrecke erstellt. Freudenstadt hätte damals im
Gegensatz zur Regierung in Stuttgart gerne einen Eisenbahnanschluss durch das Murgtal an die neue Rheintalstrecke
gehabt. Deswegen hatte die Stadt 1872 ein Konzessionsgesuch für den Bau einer
Schmalspurbahn Gernsbach nach Freudenstadt eingereicht. Freudenstadt sollte ein
Tunnel wegen der enormen Steigung für die 1.000 mm Breitspurbahn erhalten, um
den geplanten Bahnhof der Gäubahn zu erreichen. Die württembergische Regierung
hatte aber kein Interesse an diesem Projekt, der badischen Regierung fehlte das
Geld.
1871 wurde bei einer Eisenbahnversammlung
in Oppenau der Vorschlag diskutiert, eine Eisenbahnverbindung Freudenstadt mit
einem Kniebis-Tunnel ins Renchtal zu bauen. Man glaubte eine Eisenbahnstrecke
von Straßburg-Freudenstadt-Ulm verwirklichen zu können. Aber die badische wie
württembergische Regierung winkte jeweils ab. Die Planungen wurden 1917 und
1935 nochmals aufgegriffen, wurden aber nicht ernsthaft vorangetrieben.
Die Gäubahn von Stuttgart über
Eutingen nach Freudenstadt war 1879 eingeweiht worden. Der Bahnhof lag
allerdings weit außerhalb südlich der Stadt. 1886 war die Kinzigtalstrecke als
Nebenbahn der Schwarzwaldbahn von Hausach nach Freudenstadt fertig gebaut.
Damit war Freudenstadt an „die große Welt“ angeschlossen.
Die Voraussetzungen für die
Entwicklung vom Landstädtchen zum Luftkurort waren gegeben. In jener Zeit
konnten die Schlösser des Bürgertums nämlich die Grandhotels entstehen. Es war
die Zeit, in der die Hotels wie Rappen, Post, Waldeck, Stockinger und
Palmengarten entstanden sind.
Es fehlte aber noch ein Anschluss
des oberen württembergischen Murgtales. Schwierigkeiten bei der Planung
bereitete die enorme Steigung aus dem Murgtal nach Freudenstadt. Es gab zwei
Möglichkeiten: Einen 900 m langen Tunnel unter Freudenstadt oder eine Zahnradbahn
mit einer Lokomotive, die mit einer Zahnstange versehen war. Die damaligen
Lokomotiven konnten die enorme Steigung nicht erklimmen. Freudenstadt wehrte
sich gegen den Tunnel. Insofern kam es der Regierung von Stuttgart gelegen, die
preiswerte Lösung einer Zahnradbahn zu bauen, die 1901 eingeweiht wurde.
Mittlerweile wurde auf der
badischen Seite im Murgtal die Bahn bis 1894 nach Weisenbach gebaut und 1915
bis Raumünzach verlängert.
Auf dem badischem Gebiet war die Eisenbahnstrecke
fertiggestellt. Die württembergische
Regierung hatte kein Interesse, die Lücke zu schließen, da so der Waren- und
Fremdenverkehr von Freudenstadt über Stuttgart und nicht über Karlsruhe
abgewickelt werden musste. Die durchgehende Murgtaleisenbahnstrecke war erst
mit der Gründung der Reichsbahn 1920 möglich und 1928 durchgehend befahrbar
ausgebaut worden.