Freitag, 24. Juli 2020

Was verbirgt sich hinter der Uranexploration im Schwarzwald?


Stein mit Uranklimmer
In der Folge des Zweiten Weltkrieges stieg der Bedarf an Uran für militärische aber auch für zivile Nutzung weltweit enorm an. Das hatte zur Folge, dass auch im Schwarzwald nach Vorkommen der Pechblende prospektiert wurde. Die Pechblendenvorkommen in Wittichen, Sulzburg und Weiler im Kreis Lahr erwiesen sich zum Abbau als zu wenig lukrativ. Zwei Fundorte im Schwarzwald waren förderungswürdig: Menzenschwand und Müllenbach (Kreis Baden-Baden).



1957 fanden zufällig zwei Geologiestudenten nach der Suche von Schwerspat Uranglimmer im Krunkelbach bei Menzenschwand. Zwei Jahre später wurde die Gewerkschaft  Brunhilde aus Uetze (Niedersachsen) beauftragt, die über eine Aufbereitungsanlage in Ellweiler (Rheinland-Pfalz) verfügte, zu erkunden. 1963 begannen die bergmännischen Erschließungen der größten westdeutschen Uranlagerstätte mit all der Problematik des Naturschutzgebietes des nahen Feldberges. Außerdem waren Fahrwege, Trinkwasserversorgung und der Fischbestand der Alb schwer beeinträchtigt. Bis 1977 konnten 17 vererzte Gänge gefunden werden. Auf 2.000 – 10.000 t U3 O8 (Uran in Erzen) wurden die Uranlagerstätten geschätzt. Mitte der 70er Jahre wurden aus den Erzen in der Aufbereitungsanlage 150 t Uran in Erz gefördert.





Ende der 70er Jahre erstarkte infolge des Reaktorunfalles im amerikanischen Harrisburg die Umweltbewegung. Gleichzeitig sank der Uranpreis auf dem Weltmarkt rapide. Auf Grund dessen teilte die Gewerkschaft Brunhilde 1989 mit, dass sie auch aus Gründen des ewigen Rechtsstreites die Förderung einstellen wird. Insgesamt wurden 100.000 t Uranerz mit einem Anteil von 0,72% gefördert. Die Anlage ist mittlerweile renaturiert.



Im Müllenbach bei Baden-Baden wurden 1975 durch die Saarberg-Interplan AG zwei Probestollen, der Kirchheimer- und Sauerboschstollen, angelegt. Das Uran im Gestein war sehr fein verteilt, betrug nur 0,2% und war damit nur ein Viertel von Menzenschwand. Das Gestein musste mit einer Schwefelsäure ausgelaugt werden. Gestein und Lauge sollte dann jeweils nach Ellweiler zur Aufbereitungsanlage abgefahren werden. Dies alles führte zu Planungen im Waldbachtal: Neben dem immensen Wasserbedarf, sollten Abwasserklärbecken, Lagerhallen Sozialgebäude, Werkstätten und Abraumhalden für 25.000 m³ Stein entstehen. Allein die mehrfache Umschichtung der Gesteinsmenge –aus dem Berg, eine Woche ins Laugenbecken, auf die Abraumhalde, Abfahren als Baumaterial- mit all den Geräuschimmissionen- waren unzumutbar. Dazu kämen die Stollenventilationen, um das giftige Radon zu entfernen.



Als dann noch zusätzlich eine Aufbereitungsanlage  für Erze zu „Yellow Cake“, dem Rohstoff für Brennelemente, gebaut werden sollte, ging der Ärger mit der Stadt Baden-Baden und den Umweltbehörden erst richtig los. Es war die Angst um die Mineralquellen und dem Tourismus von Baden-Baden. Die Stadt verweigerte jede Genehmigung. Bis 1982 wurden mindestens 30 t Uran in Erz herausgeholt. Zwar gewann letztlich die Saarberg-Interplan vor dem Verwaltungsgerichtshof letztlich, aber die Auflagen, Prozesskosten und sinkende Uranpreise führten zum Aufgeben. Ein Mahnstein erinnert an den geplanten Uranabbau: „Das Uran bleibt drin“. Das Gelände wurde mittlerweile ebenfalls renaturiert.