Kaiserin Maria Theresia hatte
beschlossen, ihre Tochter, die 1755 geborene Erzherzogin Maria Antonia Josepha
Johanna (15 Jahre alt) mit dem Enkel des französischen Königs Ludwig XV (16 Jahre
alt), dem Thronfolger Louis Auguste und späteren König Ludwig XVI von Frankreich,
zu verheiraten. Fünf Jahre hatte die Kaiserin über alle diplomatischen Kanäle
verhandelt, um den gewaltigen Widerstand am französischen Hof gegen diese
Hochzeit zu brechen. Am 19. April 1770 wurde in der Wiener Hofkirche der
Augustiner die Trauung durch Prokuration (Stellvertretung) vom päpstlichen
Nuntius und Erzherzog Ferdinand, einem Bruder der Braut, an Bräutigams Stelle
vollzogen. Festigung von Bündnissen war
wichtiger als jugendliches Leben.
Am 21.4.1770 war es soweit, die
24 tägige Reise nach Frankreich wurde mit einem unvorstellbar aufwendigen
Brautzug angetreten. Staatsminister Georg Adam Fürst Starhemberg hatte die
Braut in Versailles zu übergeben. Die technische Reiseleitung war dem
Obristen-Postmeister Fürst von Paar übertragen und Fürstin von Paar hatte als
Obrist-Hofmeisterin die Braut zu betreuen. Mitgeschickt wurden alleine 73
Bedienstete. Das ganze Gefolge bestand aus rund 250 Personen, 57 Kutschen und
Wagen –davon 57 sechsspännig- und 450 Zug- und Reitpferden wurden mitgeführt.
Auf jeder Umspannstation mussten 330 Pferde vorgehalten werden.
Der Brautzug rastete mit seiner 11. Übernachtung vor der
beschwerlichen Schwarzwaldreise beim Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen.
Die eigentliche Verkehrs- und Handelsstraße nach Freiburg führte damals von
Breitnau die Wagensteige herab. Für diese Mengen aber war diese Strecke nicht
brauchbar. Deswegen musste der alte Karrenweg und Saumpfad im Höllental, der durch
Hochwasser immer wieder zerstört war, hergerichtet und durch Sprengungen
verbreitert werden. Nach einer Einkehr
und mit dem notwendigen zusätzlichen Vorspann in Hinterzarten im „Weißen
Rössle“ versehen, ging es die steile Falkensteig hinab zu einer kurzen Rast im „Hofgut
Sternen“, und dann weiter durch „das Tal der Hölle“ nach Freiburg. Auf ihrem
Durchzug im Höllental standen die Bauersleute in ihren schönen Trachten an der
Straße, um ihr Fürstenkind zu grüßen.
Der 12. Tag in Freiburg diente
der Erholung der reisemüden Dauphine, die durch die vielen Ehrungen und
Empfänge mehr als strapaziert wurde. Böllerschüsse und Glockengeläute der
Kirchen kündigten jeweils die Ankunft des Brautzuges. Alleine in Freiburg
wurden drei Ehrenpforten aus Holz und Stuck errichtet, zahlreiches Militär und
die gesamte Bevölkerung hießen Marie Antoinette willkommen. Auf dem Münsterturm
brannten 1.000 Lichter und sie brannten 12 Stunden trotz Sturm und Regen. Festgottesdienste,
Empfänge sowie Theateraufführungen wehselten sich ab.
Marie Antoinette nahm Quartier im
Kageneckschen Haus an der Salzstraße, die vorübergehend in Dauphinegasse
umbenannt wurde. Die Übernachtungen und Versorgung des Brautzuges stellten die
Regierung von Vorderösterreich und die Ratsherren von Freiburg vor eine schier
nicht zu bewältigen Aufgabe: Tafeltische, Schränke, Bettstatten, Stühle aufs
prächtigste waren bestellt. Mit einer Liste aus Wien wurden Weißzeug,
Trinkgläser, Caraffinen, Bouteillen, Cafe-Service, dann in den Zimmern an
Lichtstöcken, Lavors, Pots de chambre sowie an Küchengeräte bestellt. Zum
mitgebrachten Personal hatte Freiburg noch 23 Weiber in der Küche zu stellen. Bäcker
und Metzger in der gesamten Umgebung von Freiburg wurden angewiesen, ihre Waren
nur nach Freiburg zu verkaufen, um die Versorgung des Brautzuges zu
gewährleisten. Nachdem der Herzog von Württemberg sich geweigert hatte, sein
Ballett zur Verfügung zu stellen, musste das kurfürstliche Theater in Mannheim
aushelfen.
Am 13. Tag ging es über das festlich geschmückte Emmendingen,
Herbolzheim, Übernachtung im Kloster Schuttern weiter und am nächsten Tag
Übergabe des Hochzeitszuges auf einer unbewohnten Rheininsel vor Straßburg an
das französische Königreich.