Freitag, 7. August 2020

Was verbirgt sich hinter dem Naturschutzgebiet Belchen?


Belchen vom Feldberg
Der Belchen mit 1.414 m Höhe als dritthöchster Berg des Schwarzwaldes wurde zu manchen missbraucht. Insofern war es für den Belchengipfel und Umgebung verständlich, dass in den 30er Jahren die Bestrebungen verstärkt wurde, das Belchengebiet wegen seiner Schönheit und Einzigartigkeit von Pflanzen- und Tierwelt unter besonderen Schutz zu stellen. Leider war es 1949 erst soweit, dass der Belchengipfel und seine Umgebung mit 582 ha unter Naturschutz gestellt wurden. 1993 wurde das Naturschutzgebiet am Belchen durch das Regierungspräsidium Freiburg auf 1.618 ha erweitert und ist damit das größte Naturschutzgebiet Baden-Württembergs

1866 wurde das erste Belchenhaus von der Gemeinde Schönenberg  gebaut. Als es 1897 an Josef Stiefvater für 5.000 Goldmark verkauft wurde, musste sich dieser bereit erklären, den gleichen Betrag beim Bau einer Straße auf den Gipfel  zu entrichten. Die Schotterstraße wurde dann 1904 gebaut, um den Fremdenverkehr zum Belchenhaus zu fördern. 1957 wurde sie geteert, um dem steigenden Fremdenverkehr gerecht zu werden. Bis zu 300.000 Besucher im Jahr stürmten den Belchengipfel. Seit 2001 ist die Straße wegen des Naturschutzes im oberen Teil für den privaten Autoverkehr gesperrt.  In Hochzeiten haben bis zu 500 PKWs stündlich den Gipfel befahren. Eine Einseilumlaufbahn  von 1.150 m Länge mit Kabinen für 8 Personen führt ab Aitern-Multen die letzten 262 m auf den Belchengipfel. 23 Gondeln ermöglichen den theoretischen Transport von 1.200 Personen pro Stunde.

Der Belchen wurde wegen seiner steilen Hänge und großen Höhenunterschiede schnell zu einem bevorzugten Startplatz für Drachenflieger. Die Anlage von drei Startrampen für Drachenflieger wurde 1986 schon aus Naturschutzgründen abgelehnt. Auch ein örtlich und zeitlich begrenzter Versuchsbetrieb wurde nach zwei Jahren eingestellt, um Schäden und Erosionen zu vermeiden und Auer- und Haselwild zu schützen. Regierungspräsident Nothelfer: “Genug ist nicht genug!“

Ab 1939 diente der Belchengipfel militärischen Erfordernissen mit einem Offiziersbeobachtungsposten. Der Platz vor dem Belchehaus diente als Lande- und Startplatzes des „Fieseler Storchs“. 1944 wurde mit arbeitsverpflichteten Ausländer eine Störfunkanlage mit den dazugehörenden Einrichtungen gebaut. Es sollten einfliegende Bomberverbände gestört werden. Dazu wurden eine Starkstromleitung auf den Gipfel, Bunker, Antennen, Dieselgeneratoren benötigt und das Belchenhaus wurde beschlagnahmt um Militärpersonal unterzubringen. In den 50er Jahren konnten die Reste der militärischen Anlagen abgeräumt und zugeschüttet und damit teilweise renaturiert werden.

Der Naturschutz verhinderte schon 1952 einen 3 km langen Sessellift von Obermünstertal zum Belchengipfel. Ein 1.160 m langer Lift von Kaltwasser wurden wegen des Naturschutzes abgelehnt. Nach den Erfolgen auf dem Feldberg sollte 1981wiederum ein Lift zwischen Multen und Belchengipfel gebaut werden. Aber auch das wurde wegen des Naturschutzgebietes abgelehnt und stattdessen auf die Einrichtung eines Bus-Pendelverkehrs hingewiesen.

Im Winter ermöglicht die Kabinenseilbahn 4 Abfahrtsmöglichkeiten Richtung Aitern-Multen mit einer Länge bis zu 4,5 km. Zusätzlich gibt es noch einen Skischullift in Multen mit 120 m Länge, neben den im erweiterten Belchengebiet vorhandenen Möglichkeiten.