Bahnhäusleuhr 1880 |
Die Jahre 1846/47 waren durch
witterungsbedingte Missernten geprägt, die Kartoffelfäule ließ die Vorräte
ungenießbar werden. Hunger und eine daniederliegende Uhrenproduktion ließen die
Not in den Schwarzwaldhöfen groß werden. Der „Gewerbeverein auf dem Uhren
machenden Schwarzwald“ forderte 1847 eine „Musterwerkstatt“, um das
Qualitätsniveau für Uhrmacher zu erhöhen. Die Schwarzwälder Uhr konnte bei den
gestiegenen Qualitätsansprüchen des Marktes nicht mehr mithalten. Wegen der
Revolution 48/49 konnte die frisch gegründete Uhrmacherschule in Furtwangen von
Robert Gerwig die Arbeit noch nicht aufnehmen. Die Lehrer gingen entweder
wieder zurück in die sichere Schweiz oder waren „politisch nicht verlässlich“
in damaliger Zeit.
So rief der Leiter der
Uhrmacherschule erst 1850 einen Wettbewerb die „Vaterländischen Künstler und
Kunstfreunde“ auf, die Schwarzwälder Uhrmacher mit neuen Entwürfen zu
unterstützen. Die Aktion war erfolgreich, da eine Vielzahl von Entwürfen
bekannter und unbekannter Künstlern einging. Professor Friedrich Eisenlohr
Leiter des Polytechnikums in Karlsruhe war als Architekt auch für Bauten
entlang der neu gebauten Rheintalstrecke verantwortlich. Egal ob Bahnhof,
Bahnwärterhäuschen oder Schuppen für alles war er verantwortlich.
Der wieder gefundene Entwurf von
Eisenlohr zeigte das einfache hölzerne Bahnwärterhäusle der Rheintalstrecke mit
Reblaubumrandung. Er hatte schon damals das Türchen für den Kuckuck
eingezeichnet. Aber Gerwig änderte den prämierten Entwurf ab, in dem er ein zu
bemalendes Blechschild vorsah sowie ein Emailzifferblatt.
1855 stellte die Uhrmacherschule
auf der Pariser Weltausstellung mit Erfolg die Bahnhäusleuhr aus. Schon drei
Jahr später wurde auf der Gewerbeausstellung in Villingen eine Bahnhäusleruhr
mit einem Kuckuck ausgestellt, wie ursprünglich von Eisenlohr vorgeschlagen.
Johann Babtist Beha aus Eisenbach stellt 1862 eine
Bahnhäusleuhr mit Kuckuck, geschnitzter Vorderseite, weißen römischen Ziffern
und Zeiger und Tannenzapfengewichten aus und her.
Alle Versuche die Form, das
Aussehen der Bahnhäusleuhr zu garnieren, verändern oder zu variieren sind
gescheitert. Weder die Entwürfe der Schnitzerschule in Furtwangen noch die
Weltfirma Junghans in Schramberg sind mit ihren Neuerungen auf dem Markt nicht
durchgedrungen. Übrig blieben nur zwei Varianten: Eine schlichte Bahnhäusleuhr
mit Weinlaubornamenten und eine Bahnhäusleuhr mit Schnitzwerk überladenen
Variante. Und das wurde später die weltbekannte Kuckucksuhr.
Bahnhäusleuhr 1860 mit Kuckuck |