Im Jahre 1857 wurden 700.000
Uhren pro Jahr von heimischen Uhrmachern als Unikate hergestellt. Aber im
gleichen Jahr kamen in Hamburg rund 1.000 Sendungen mit amerikanischen Uhren an
und verdrängten die Schwarzwälder Uhr vom Markt. Die amerikanischen Uhren waren
gekennzeichnet durch einfachste Konstruktionsweise und maschinelle Herstellung
der Uhrenteile, die eine gänzliche Austauschbarkeit der Teile gewährleistete.
Damit waren sie preiswerter als heimische Produkte.
Die beiden Brüder Erhard und
Xaver Junghans gründeten 1863 in Schramberg die „Gebrüder Junghans OHG“. Erhard, vormals Geschäftsführer der Strohmanufaktur,
hatte einen Hinweis erhalten, eine Uhrenfabrikation im Schwarzwald zu gründen,
um die heimische Uhrenindustrie zu retten. Xaver ausgewandert nach den USA
beschäftigte sich mit der amerikanischen Uhrenfabrikation und brachte die
amerikanischen Maschinen nach Schramberg.
Erhard jun. Junghans arbeite in
den USA in der amerikanischen Uhrenindustrie, um sein Wissen über die
amerikanische Arbeitsteilung in der Uhrenindustrie zu optimieren. 1870 kam die
Weckerproduktion hinzu. Durch die Übernahme der Thomas Haller AG in
Schwenningen konnte ab 1900 die Taschenuhrenproduktion aufgenommen werden. 1903
war Junghans der weltgrößte Uhrenhersteller mit 3.000 Mitarbeitern, die 3
Millionen Uhren pro Jahr produzierten.
1906 begann Junghans wie auch die
anderen Uhrenhersteller mit der Produktion von Munitionszündern. 1928 ergänzten
die Armbanduhren die Produktionspalette. Mit der Weltwirtschaftskriese
fusionierte Junghans mit der H.A.U., der Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik in
Schramberg.
Anfang der 30er Jahre übernahm
Erwin Junghans die Generaldirektion und richtete Junghans Richtung
Rüstungsindustrie aus. Der Uhrenanteil betrug nur noch 60%. In verschiedenen
Kooperationsbetrieben wurden bundesweit die Junghanszünder hergestellt.
In den 50er Jahren war Junghans
größter Hersteller von Chronometern, was 15% einer Weltproduktion entsprach.
1956 gelang der Firma Diehl eine feindliche Übernahme von Junghans, in dem sie
die Aktienmehrheit erlangt hatte.
Die Welt der Uhren veränderte
sich aber grundlegend: Die Quarzuhr war der mechanischen Uhr an Ganggenauigkeit
weit überlegen. Die Produktion von einer mechanischen Uhr mit 1.000
Arbeitsgängen wurde auf nur 5 Teile wie Batterie, Schwingquarz, elektronischer
Schaltkreis, digitale Ziffernanzeige und Gehäuse reduziert. Die Quarzgeschichte
erwies sich als Unglück für die traditionelle Uhrenindustrie Auch die erste
Funkarmbanduhr von Junghans konnte das Abwärts des Unternehmens nicht
verhindern. In den 90er Jahren war ein Überleben auf dem Uhrensektor nur mit
extrem rationeller Fertigung oder konventionell im hochwertigen Bereich
machbar. Aber beides war Junghans nicht möglich. Die Welt der Uhren tickte in
Fernost.
Im Jahr 2000 wurde die
Uhrenherstellung an Egana Goldpreil verkauft und 2008 Insolvenz angemeldet.
2009 hat die Familie Steim den insolventen Betrieb als Uhrenfabrik Junghans
GmbH & Co KG übernommen. In den Räumlichkeiten wird ein Uhrenmuseum
betrieben und mit 150 Mitarbeitern werden Funkuhren und hochwertige mechanische
Armbanduhren hergestellt.
Weltzeituhr von Junghans 1905 |