Wird auf dem Schwarzwälder Bauernhof für
den Winter vorgesorgt, ist auch die Zeit des Schlachtens gekommen, das sich in
der Nachbarschaft herumspricht. Sitzt der Bauer mit seiner Familie, Gästen und
dem Hofmetzger nach getaner Arbeit beim Kesseltreiben oder bei der Metzelsuppe,
wie es auch genannt wird, versuchen sich die Burschen der näheren oder weiteren
Nachbarschaft im Säcklestrecken.
Die ungebetenen Gäste, die
Säcklestrecker, binden ein Säcklein, inliegend einem Zettel, an eine
Bohnenstange. Mit dieser wird an das beleuchtete Fenster der Stube
geklopft. Auf diesen Zettel wird in
Versform die Bauernschaft zum Metzgen des Schweines und der Metzelsuppe
beglückwünscht, sowie die Bitte, auch eine Gabe vom Schlachtfest in das Säckchen
zu legen.
Den Gratulanten und Bittsteller werden
Würste und ein Stück Fleisch in das Säcklein getan. So dann wird die Stange
wieder an ihren Platz zurückgestellt. Die Kunst der Säcklestrecker ist es, die
Stange mit dem gefüllten Säcklein unbehelligt zu holen, um sich davon zu
machen. Die Absicht des Bauern ist es, die Säcklestrecker bei ihrer Tat zu
erwischen. Deswegen versuchen die Knechte der Säcklestrecker habhaft zu werden,
in dem das Licht gelöscht oder die Stange angebunden wird.
Gelingt es die oder einen Säcklestrecker
zu fangen, werden sie unter großem Hallo in die Stube zur Metzelsuppe geführt
und bewirtet. Oftmals wird aber auch ein Schabernack mit den Säcklestrecker
zusätzlich getrieben. Entweder werden ihre Gesichter mit Ruß geschwärzt oder
gar die Hände vor dem Essen auf den Rücken gebunden. Sie müssen dann zur
Erheiterung der anderen, ohne ihre Hände gebrauchen zu können, die Metzelsuppe
essen.
Meist gilt aber Gnade vor Recht, denn es
gilt letztlich als Ehre für den Hof, wenn viele Säcklestrecker kommen.
Ein
typisches Gedicht der Säcklestrecker ist:
Guten Abend, ihr Metzersleut!
Wir haben gehört, ihr habt geschlachtet ein fettes Schwein,
und da möchten wir auch ein wenig als Gast dabei sein.
Wir haben gehört, euer Schwein war etwas klein,
drum wollen wir mit unseren Wünschen bescheiden sein.
Auf eine Blutwurst können wir kaum hoffen,
da euch das Blut ist davon geloffen.
Drum bitten wir um eine Leberwurst,
um zu vermehren unseren großen Durst.
Dann zum Fenster und in den Sack hinein,
das mag schon eine tapfere Bratwurst sein.
Ein Stückchen Speck
zwischen Ohren und Wedel hinweg.
Und noch einen Schunken,
dann wollen wir heimklunken.
Wir bitten, füllt das Säcklein bald,
denn es ist kalt, und wir sind alt.
Man nennt mich Hans Keck,
wer uns zu nahe kommt, bewerfen wir mit Dreck.