Freitag, 13. Dezember 2019

Was verbirgt sich hinter Ernest Hemingway und dem Schwarzwald?


Oberprechtal 1920

Ernest Hemingway, der bekannteste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde am 21.7.1899 in Oak Park Illinois geboren und starb am 1.7. 1961 in Ketchum Idaho. 1953 wurde der bekannte Schriftsteller mit dem Pulitzer Preis und ein Jahr später mit dem Literatur Nobelpreis ausgezeichnet. 1922 war der Journalist für den Kanadischen Toronto Star als Korrespondent nach Paris gegangen. Da zog es den begeisterten Forellenangler während dem stickig heißen August aus Paris in den Schwarzwald nach Triberg, um eine Forellenwanderung von Tal zu Tal zu machen. Soweit die Vorstellung der Reisegruppe.



In Triberg nach langer Reise angekommen, ging es zum Bürgermeister, um Fischkarten zu holen. „We wollen der fischkarten. We wollen to gefischen goen“, redebricht der Autor aus den USA.  Die Antwort des Bürgermeisters war klar und unmissverständlich „ Nix, nein“ antwortete dieser brüsk und deutete zur Tür. Es war dem jungen Amerikaner fremd, dass man ein Fischwasser pachten müsse, um angeln zu können. Das Labyrinth der deutschen Bürokratie war dem unkomplizierten Amerikaner unverständlich. Um das alles zu umgehen, gab es nur den Weg der Wilderei. Hemingway beschrieb, dass er mit seiner Frau gewandert war und am oberen Tal mit einem schönen Forellenbach herauskam. Kein Bauernhof in Sicht, er steckte die Angelrute zusammen, seine Frau hielt talaufwärts und -abwärts Wache, und so konnte er seine Forellen fangen.



Im Oberprechtal hatten Hemingway und sein Begleiter William Bill Bird sich Angelkarten besorgt, wurden aber von Bauern mit Mistgabeln verjagt, da sie Ausländer waren. Die Nachwehen des verlorenen Krieges mit all ihrem Elend zeigten ihre Wirkung. Wurde er erwischt konnten am Schluss im inflationsgeplagten Deutschland bei Bauern und Behörden nur ein paar Dollarnoten weiterhelfen. Nur selten konnte er mit Erlaubnis eines Pächters angeln.



Im Gasthaus zur Sonne im Oberprechtal wollten sie sich um Angelscheine bemühen. Hemingway schrieb im Toronto Star „Wir saßen gerade vor dem Gasthaus zur Sonne im lebhaften Gespräch mit dem Gastwirt, das ausgezeichnet voranging, solange ich mich mit meinem Deutsch aus dem Spiele hielt. Als Bill Bird nach zwei Doppelzimmer fragte, blickte der Wirt frostig an den Gästen vorbei: „Ihr kriegt hier kein Zimmer, nicht heute, nicht morgen niemals, ihr Ausländer“. Auch hier bekommen die Amerikaner den Groll der Einheimischen gegen die Siegermacht zu spüren.



Interessant war auch seine Beschreibung vom Gasthaus Rössle im Oberpretal: „Das Zimmer  ist zu dunkel, der Misthaufen vor seinem Fenster stinkt unerträglich. Die Bettlaken sind kurz, die Federbetten klumpig, die Matratzen hellrot, das Bier gut, der Wein schlecht. Die Mahlzeit ordentlich vom Wirt selber aufgetragen, der unerschütterlich wie ein Ochse aussah. Seine Frau hatte ein Kamelgesicht genau die unverwechselbare Kopfbedeckung und den Ausdruck äußerste Stupidität, die man nur bei Trampeltieren und süddeutschen Bauersfrauen beobachten kann“.



Trotz alledem wurde an den Triberger Wasserfällen für seinen dreiwöchigen Urlaub im Schwarzwald eine Plakette oberhalb der Obervogt-Huber-Tanne auf einem Felsbrocken angebracht. Und die Familie Pleuler vom Rössle im Oberprechtal hängten stolz die Bilder und Zeitungsartikel von Hemingway auf.