Hüttenwerk Albbruck 1860 |
Die heutige Gemeinde Albbruck
geht auf ein 1681 gegründetes Eisenwerk zurück. Das Hüttenwerk war zunächst ein
landesherrlich-österreichischer Betrieb, der bis 1753 an private Unternehmer,
dann an das Kloster St Blasien verpachtet war. Kapital aus der Schweiz,
Wasserkraft von der Hauensteiner Alb, Holz aus der Region, das auf dieser
geflößt werden konnte und Erzvorkommen im Klettgau waren ideale Voraussetzungen
für eine Eisenproduktion.
1788 kaufte die Abtei St Blasien
das Hüttenwerk als Eigentum. Mit der Säkularisation fiel das Hochofenwerk 1806
an den badischen Staat, unter dem es 1830-45 zu großer Blüte geführt werden
konnte. Obwohl das Werk 1863 mit enormen finanziellen Mitteln modernisiert
worden war, überstand es die sogenannte Eisenkrise nicht und wurde 1866 wegen
Unrentabilität geschlossen. Eisen aus dem Ruhrgebiet oder Saarland war wesentlich billiger mit der
Eisenbahn zum Hochrhein zu transportieren, als die Kohle in großen Mengen
hierher zu führen. Das Großherzogtum schob die
noch wohnhafte Bevölkerung rücksichtslos nach Amerika ab oder
verweigerte die Heiratsbewilligung, um die ehemalige Belegschaft zu
verringern.
1870 erwarb wiederum
schweizerisches Kapital das Gelände mit Gebäuden und Wasserkraft am Rhein und
baute die Anlage um. 1872 wurde mit der Herstellung von Holzschliff begonnen
und 1882 die erste Papiermaschine installiert. Damit begann die neue Ära
der „Papierfabrik Albbruck“.
Der Ursprung des Ortes Albruck
war das jeweilige Werk mit seinen Werkssiedlungen. Bis 1924 war es eine Kolonie
mit einem eigenen Stabhalter und galt als abgesonderte Gemarkung vom Dorf
Kiesenbach mit eigener Steuerverwaltung. Erst ab 1929 wurden die umliegenden
Dörfer zur Gemeinde Albbruck zusammengelegt.
Um die Produktionssteigerungen
bewältigen zu können, wurde 1889/90 eine zusätzliche Kanalanlage gebaut. Wasser
aus der Alb wurde 1,5 km oberhalb des Albwehres abgeleitet und in einem 1,4 km
langen Holzkanal, der durch Galerien, und durch in den Fels gehauenen Tunnel in
ein fabriknahes Hochdruckreservoir für die Stromerzeugung geleitet.
Die Papierfabrik Albbruck erhielt
1955 ein neues Fabrikgebäude und eine der leistungsfähigsten Papiermaschinen
Europas. Der Wasserbedarf wurde durch einen Rheinseitenkanal gedeckt. In den
Spitzenzeiten wurden 310.000 t Dünnpapier im Jahr hergestellt. Nur die
Wettbewerbsfähigkeit ließ zu wünschen übrig. So verkaufte der letzte finnische
Besitzer UPM nach der Schließung des Werkes das 68 Hektar Gelände direkt am
Rhein an die bayerische Karl-Gruppe. Diese will das Areal abreißen und
zukunftsorientiert neu entwickeln.
Als Abfallprodukt wurde angeregt,
der nicht mehr benutzte alte Holzkanal, der mit einer Brücke eine Nebenschlucht
überquert in den bekannten und viel bewanderten „Albsteig Schwarzwald“ zu
integrieren. Die berühmte und unzugängliche Albschlucht könnte damit gefahrlos
zugänglich gemacht werden. Bisher ist nur die Überquerung der Albschlucht auf
dem Studinger Steg bei Schachen möglich.
Albtal Jensen 1890 |