Freitag, 20. Dezember 2019

Was verbirgt sich hinter Albbruck am Hochrhein?


Hüttenwerk Albbruck 1860

Die heutige Gemeinde Albbruck geht auf ein 1681 gegründetes Eisenwerk zurück. Das Hüttenwerk war zunächst ein landesherrlich-österreichischer Betrieb, der bis 1753 an private Unternehmer, dann an das Kloster St Blasien verpachtet war. Kapital aus der Schweiz, Wasserkraft von der Hauensteiner Alb, Holz aus der Region, das auf dieser geflößt werden konnte und Erzvorkommen im Klettgau waren ideale Voraussetzungen für eine Eisenproduktion.



1788 kaufte die Abtei St Blasien das Hüttenwerk als Eigentum. Mit der Säkularisation fiel das Hochofenwerk 1806 an den badischen Staat, unter dem es 1830-45 zu großer Blüte geführt werden konnte. Obwohl das Werk 1863 mit enormen finanziellen Mitteln modernisiert worden war, überstand es die sogenannte Eisenkrise nicht und wurde 1866 wegen Unrentabilität geschlossen. Eisen aus dem Ruhrgebiet oder Saarland war wesentlich billiger mit der Eisenbahn zum Hochrhein zu transportieren, als die Kohle in großen Mengen hierher zu führen. Das Großherzogtum schob die  noch wohnhafte Bevölkerung rücksichtslos nach Amerika ab oder verweigerte die Heiratsbewilligung, um die ehemalige Belegschaft zu verringern.



1870 erwarb wiederum schweizerisches Kapital das Gelände mit Gebäuden und Wasserkraft am Rhein und baute die Anlage um. 1872 wurde mit der Herstellung von Holzschliff begonnen und 1882 die erste Papiermaschine installiert. Damit begann die neue Ära der „Papierfabrik Albbruck“.



Der Ursprung des Ortes Albruck war das jeweilige Werk mit seinen Werkssiedlungen. Bis 1924 war es eine Kolonie mit einem eigenen Stabhalter und galt als abgesonderte Gemarkung vom Dorf Kiesenbach mit eigener Steuerverwaltung. Erst ab 1929 wurden die umliegenden Dörfer zur Gemeinde Albbruck zusammengelegt.



Um die Produktionssteigerungen bewältigen zu können, wurde 1889/90 eine zusätzliche Kanalanlage gebaut. Wasser aus der Alb wurde 1,5 km oberhalb des Albwehres abgeleitet und in einem 1,4 km langen Holzkanal, der durch Galerien, und durch in den Fels gehauenen Tunnel in ein fabriknahes Hochdruckreservoir für die Stromerzeugung geleitet.



Die Papierfabrik Albbruck erhielt 1955 ein neues Fabrikgebäude und eine der leistungsfähigsten Papiermaschinen Europas. Der Wasserbedarf wurde durch einen Rheinseitenkanal gedeckt. In den Spitzenzeiten wurden 310.000 t Dünnpapier im Jahr hergestellt. Nur die Wettbewerbsfähigkeit ließ zu wünschen übrig. So verkaufte der letzte finnische Besitzer UPM nach der Schließung des Werkes das 68 Hektar Gelände direkt am Rhein an die bayerische Karl-Gruppe. Diese will das Areal abreißen und zukunftsorientiert neu entwickeln.



Als Abfallprodukt wurde angeregt, der nicht mehr benutzte alte Holzkanal, der mit einer Brücke eine Nebenschlucht überquert in den bekannten und viel bewanderten „Albsteig Schwarzwald“ zu integrieren. Die berühmte und unzugängliche Albschlucht könnte damit gefahrlos zugänglich gemacht werden. Bisher ist nur die Überquerung der Albschlucht auf dem Studinger Steg bei Schachen möglich. 

Albtal Jensen 1890