Kloster Hirsau um 1650 |
Der B 463 im Nagoldtal weiter
talaufwärts folgend wird Hirsau
erreicht. Auch der Ostweg führt dem Nagoldtal südlich folgend nach
Hirsau. Heute Luftkurort, im Mittelalter eines der bedeutendsten Benediktinerklöster
des Schwarzwaldes.
Nach dem Hirsauer Codex wurde das
Kloster Hirsau 830 gegründet. Bischof Noting brachte die Gebeine des heiligen
Aurelius von Italien ins Nagoldtal. Sie wurden in einer dem heiligen Nazarius
geweihten Kapelle und später in der neu erbauten Aureliuskirche deponiert.
Bischof Noting gewann Mönche, die das klösterliche Gemeinschaftsleben zum
Blühen brachte.
Doch bald zog die „Macht der
Sünde“ ins Kloster ein. Die Mönche geistig
desinteressiert, „fleischlich“ gesinnt brachten das Klosterleben
zum Erliegen.
Papst Leo IX hielt sich 1049 in
Hirsau auf und befahl seinem Neffen, Graf Albert von Calw, das Kloster neu
aufzubauen und mit Mönchen zu besiedeln. Dies geschah ab 1059 und ab 1079
übernahm Abt Wilhelm die Lebensordnung vom Kloster Cluny in Burgund. Damit
lebten die Mönche des Klosters Hirsau nach den Regeln des heiligen Benedikt.
Abt Wilhelm schaffte die Vermönchung von unmündigen Kindern ab, die zur
Versorgung und Ausbildung dem Kloster übergeben worden sind. Auch die
Einführung des Laienbrüderwesens geht auf ihn zurück. Die Mönche sollten sich
nur noch dem Gebet und der Wissenschaft widmen. Damit wurde das Reformkloster Hirsau zum Vorbild der Klosterwelt.
Wilhelm Schultheiß wurde 1524 der
letzte katholische Abt von Kloster Hirsau. Denn die württembergische
Landesstände bekannten sich zu den Ideen der lutherischen Reform: Das Volk
schreie nach dem reinen Gotteswort. Die Reformation gab den Klöstern keine
Chance mehr, sich als Stätten religiös motivierter Gemeinschaftlichkeit zu
behaupten. Zusätzlich griff Herzog Ulrich nach dem klösterlichen Geld, um seine
eigene Finanzmisere zu beheben. Den Mönchen wurde eine Abfindung oder ein
jährliches Leibeding von 40 Gulden gewährt. Sie mussten aber das Kloster
verlassen. Das nahmen 14 Mönche an, 6 bekannt sich zum evangelischen Glauben,
andere unterschrieben, dass sie in jugendlichen Unverstand Mönch geworden sind.
1535 wurde dem ehemaligen Mönch Ludwig Felderer die evangelische Prälatur in
Hirsau übertragen.
1629 ermöglichte Kaiser Ferdinand
II die Rückgabe aller Klöster, die die Evangelischen seit 1552 an sich gebracht
hatten. 1630 besiedelten Mönche aus Weingarten wieder das Kloster Hirsau. Nach
dem Friedensvertrag von Münster 1648 fielen die württembergischen Klöster
wieder an das Land zurück. Die katholischen Mönche mussten Hirsau wieder
verlassen.
Kloster Hirsau wurde evangelische
Klosterschule. Herzog Ludwig ließ eine dreiflügelige Schlossanlage (1558-1592)
als höfische Ruhe- und Erholungsstätte im Kloster errichten. Die Bäder Teinach
und Liebenzell waren in der Nähe.
1692 zerstörten die französischen
Truppen im Pfälzischen Erbfolge Krieg
das Kloster Hirsau. Das einzig erhaltene Gebäude, die Marienkapelle, wurde zur
evangelischen Kirche. Damit war eines der bedeutendsten Klöster des
Schwarzwaldes auch baulich Geschichte.
Ehemaliges Schloss Kloster Hirsau |