Freitag, 2. August 2019

Was verbirgt sich hinter dem Geigenbau im Schwarzwald?


Der Geigenbau war ursprünglich in Tirol und Italien beheimatet. Durch Zuwanderung wurde er im alemannischen Sprachraum des Südschwarzwaldes heimisch. Begründer der Alemannischen Schule des Geigenbaus war Adam Kirner (1600-1654). Er arbeitet zusammen mit seinem Stiefsohn Joseph Meyer (1610-1682) in Geroldshofstetten bei Grafenhausen.



Johann Konrad Stoppel (1641-1714) aus Waldshut erlernte ziemlich zeitgleich mit Franz Straub aus Füssen im Allgäu (1640-1696) den Geigenbau bei Joseph Meyer. Johann Konrad Stoppel zog es wieder in das vorderösterreichische Waldshut. Zwei Söhne und vier weitere Geigenbauer gingen aus dem Familienstamm hervor. Franz Straub ließ sich in Friedenweiler nieder und brachte den Geigenbau in den Bezirk Neustadt. Sechs Generationen und rund zwanzig Geigenbauer gingen aus der Großfamilie Straub hervor.



In zweihundert Jahren von 1650 bis 1854 wurde in Friedenweiler und Rötenbach, heute einem Ortsteil von Friedenweiler, Geigen gebaut. Dabei betrieb die weit verzweigte Familie Straub den Geigenbau zumeist im Nebenerwerb. Teilweise betrieben sie ein Gasthaus oder waren noch Bauern. Deswegen waren sie nur wenig bekannt, weil sie nur in geringer Anzahl Geigen anfertigten.



Mit Johann Straub (1760-1847) aus Rudenberg bei Titisee-Neustadt wurde in Rötenbach die Geigenbaudynastie begründet. Dessen Sohn Johann Georg Straub (1798-1854) war der wohl bedeutendste Geigenbauer. Er vereinte den Geigenbau und die Kunst diese Instrumente auch hervorragend zu spielen. Dies führte dazu, dass er sich im Alter immer mehr dem Spielen der Tanzmusik widmete.



Weitere Geigenbauer aus der Straub‘schen Familie waren Josef, Max und Simon von denen heute noch Geigen von 1783, 1751 und 1766 sowie 1774 erhalten sind. Die Straub’schen Geigen wurden entlang des Rheins bis nach Holland und entlang der Donau bis nach Ungarn verkauft. Hans Straub, ein Bruder des Johan Georg verkaufte Geigen bis nach Kroatien.



1850 waren die zwei Söhne Johann Georg Straub nach Zill in die Steiermark ausgewandert, um ihre Arbeitsweise zu verfeinern. Damit war der Geigenbau im Schwarzwald vorerst ausgestorben.



Gründe für den Niedergang des Geigenbaus im Schwarzwald waren einmal erschwerte Absatzmärkte und die an der alten Tradition festgehaltene Arbeitsweise, die einer relativ geschlossenen Musikkultur entsprach. Das aktuelle Klangideal war nicht abgebildet. Denn ab 1790 trug ein neuzeitlicher Baustil der Geige den musikalischen Innovationen des italienischen Barock Rechnung.



Das Beethoven Museum in Bonn besitzt eine Straubbratsche, die Beethoven in seiner Jugend bespielte. Die staatliche alter Musikinstrumente in Berlin ist eine Geige von Simon Straub zu sehen, in der historischen Sammlung in Basel ist eine solche von Franz Straub. Ebenso ist eine Bassgeige von Johann Konrad Stoppel von 1666 ausgestellt.
Geige Johann Straub 1760-1847