Mittwoch, 6. Dezember 2017

Was verbirgt sich hinter dem Stausee Brennersloch bei Neukirch?



Rappenfelsen mit Votivbild

Die Landstraße der Wilden Gutach im Simonswälder Tal weiter aufwärts zweigt rechts bevor die Landstraße nach Gütenbach aufsteigt eine schmale Straße weiter im Tal der Wilden Gutach nach Dreistegen. Dort links ab ca 1 km Richtung Hexenloch zweigt links beim Behahof ein schmaler Fahrweg über Brennersloch hinauf nach Neukirch. Nach ca 250 m liegt an der Engstelle links ein mächtiger 36 m hoher Felsblock, der Rappenfelsen.



In den Jahren um 1916 wurde von der Bevölkerung vielfach bemängelt, dass die Furtwanger Gemeindeverwaltung kein eigens Elektrizitätswerk gegründet hat, wie dies andere Gemeinden getan haben. Der Kündigungstermin des Konzessionsvertrages mit der ETG in Triberg wurde 1916 verpasst, so dass Furtwangen bis 1946 an die EGT gebunden sein würde. Der Strommangel trat aber deutlich zutage, dass 1920 die Arbeit eingestellt werden musste.



Die damals selbstständige Gemeinde Neukirch diskutierte eine Planung am Rappenfelsen im Brennersloch eine Talsperre zu errichten, um das Wasser von Bregenbach, Heubach und Glasbach und eventuell Wilde Gutach zu nutzen. Hier klinkte sich Furtwangen in die Planungen ein.



Die Gemeinderäte von Furtwangen und Neukirch beauftragten 1920 das Büro für Wasserkraftanlagen und Industriebauten, Karl Flügel Karlsruhe, mit der Planung. Mit Hilfe der Staumauer am Rappenfelsen im Bregenbach könnte mit dem zusätzlichen Wasser des Heubaches ein Stausee mit 525.600 m³ geschaffen werden – halb so groß wie der Linachstausee.



Nach den Plänen sollte vom Rappenfelsen durch einen 1.400 m langen Druckstollen das Wasser unter dem Sattelwald bis zum 3km von Dreistegen entfernten Mörderloch führen, wo am rechten Ufer der Wildgutach das Krafthaus stehen sollte. Durch den Höhenunterschied von 150 m sollten jährlich 3 Mio Kilowattstunden erzeugt werden – ein Vielfaches des Linachkraftwerkes. Die Sperrmauer würde vier Millionen Mark kosten.



Am 19. Februar 1921 wurde der Antrag für den Bau des Kraftwerkes eingereicht. Am 14. Juli 1921 kamen jedoch Bedenken des Badischen Arbeitsministerium zurück. Die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues fand eine wirtschaftlicher Lösung: Im Heubachtal oberhalb der Heubachsäge befindet sich eine Sperrstelle, an der mit einer Staumauer von 25 m Höhe ein Stauraum von 1,2 Mio Kilowattstunden geschaffen werden könne. Dieses sog Dreistegenkraftwerk könne 4,5 bis 5 Mio Kilowattstunden pro Jahr erzeugen – also das Doppelte des vorliegenden Entwurfes.



Damit war das Projekt gestorben. Auch die Planung für das Staubecken Dreistegen schlummerte vor sich hin, da die beginnende Inflation den Gemeinden schon schwer zu schaffen machte und war dann damit nicht mehr finanzierbar.





In einer Nische an der Nordseite des Felsens befindet sich eine hölzerne gemalte Barock-Bildtafel. Das Bild stellt die Krönung Mariens dar. Auf der Tafel liest man eine Jahreszahl 1725 Die Sage erzählt, dass während der Kriegszeit einmal ein Mädchen oder eine Frau von einem Reiter verfolgt wurde. Sie lief über den Berggrat hinaus und als sie keinen Ausweg mehr sah, sprang sie seitlich vom Felsen hinab; dabei blieb sie mit den Kleidern im Geäst hängen und kam mit dem Schrecken davon. Der Reiter, er ritt einen Rappen, konnte nicht mehr anhalten und stürzte in die Tiefe. Deshalb hieße der Felsen „Rappenfelsen“.


Für die Errettung aus der Not soll später die Tafel angebracht worden sein. Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts wallfahrten Leute zu der Tafel am Rappenfelsen, um dort Hilfe und Schutz für gefährdete Töchter und Frauen zu bitten