Rappenfelsen mit Votivbild |
Die Landstraße der Wilden Gutach
im Simonswälder Tal weiter aufwärts zweigt rechts bevor die Landstraße nach
Gütenbach aufsteigt eine schmale Straße weiter im Tal der Wilden Gutach nach
Dreistegen. Dort links ab ca 1 km Richtung Hexenloch zweigt links beim Behahof
ein schmaler Fahrweg über Brennersloch hinauf nach Neukirch. Nach ca 250 m
liegt an der Engstelle links ein mächtiger 36 m hoher Felsblock, der
Rappenfelsen.
In den Jahren um 1916 wurde von
der Bevölkerung vielfach bemängelt, dass die Furtwanger Gemeindeverwaltung kein
eigens Elektrizitätswerk gegründet hat, wie dies andere Gemeinden getan haben.
Der Kündigungstermin des Konzessionsvertrages mit der ETG in Triberg wurde 1916
verpasst, so dass Furtwangen bis 1946 an die EGT gebunden sein würde. Der
Strommangel trat aber deutlich zutage, dass 1920 die Arbeit eingestellt werden
musste.
Die damals selbstständige
Gemeinde Neukirch diskutierte eine Planung am Rappenfelsen im Brennersloch eine
Talsperre zu errichten, um das Wasser von Bregenbach, Heubach und Glasbach und
eventuell Wilde Gutach zu nutzen. Hier klinkte sich Furtwangen in die Planungen
ein.
Die Gemeinderäte von Furtwangen
und Neukirch beauftragten 1920 das Büro für Wasserkraftanlagen und Industriebauten,
Karl Flügel Karlsruhe, mit der Planung. Mit Hilfe der Staumauer am Rappenfelsen
im Bregenbach könnte mit dem zusätzlichen Wasser des Heubaches ein Stausee mit
525.600 m³ geschaffen werden – halb so groß wie der Linachstausee.
Nach den Plänen sollte vom
Rappenfelsen durch einen 1.400 m langen Druckstollen das Wasser unter dem
Sattelwald bis zum 3km von Dreistegen entfernten Mörderloch führen, wo am rechten
Ufer der Wildgutach das Krafthaus stehen sollte. Durch den Höhenunterschied von
150 m sollten jährlich 3 Mio Kilowattstunden erzeugt werden – ein Vielfaches
des Linachkraftwerkes. Die Sperrmauer würde vier Millionen Mark kosten.
Am 19. Februar 1921 wurde der
Antrag für den Bau des Kraftwerkes eingereicht. Am 14. Juli 1921 kamen jedoch
Bedenken des Badischen Arbeitsministerium zurück. Die Oberdirektion des Wasser-
und Straßenbaues fand eine wirtschaftlicher Lösung: Im Heubachtal oberhalb der
Heubachsäge befindet sich eine Sperrstelle, an der mit einer Staumauer von 25 m
Höhe ein Stauraum von 1,2 Mio Kilowattstunden geschaffen werden könne. Dieses
sog Dreistegenkraftwerk könne 4,5 bis 5 Mio Kilowattstunden pro Jahr erzeugen –
also das Doppelte des vorliegenden Entwurfes.
Damit war das Projekt gestorben.
Auch die Planung für das Staubecken Dreistegen schlummerte vor sich hin, da die
beginnende Inflation den Gemeinden schon schwer zu schaffen machte und war dann
damit nicht mehr finanzierbar.
In einer Nische an der Nordseite
des Felsens befindet sich eine hölzerne gemalte Barock-Bildtafel. Das Bild stellt
die Krönung Mariens dar. Auf der Tafel liest man eine Jahreszahl 1725 Die Sage
erzählt, dass während der Kriegszeit einmal ein Mädchen oder eine Frau von
einem Reiter verfolgt wurde. Sie lief über den Berggrat hinaus und als sie
keinen Ausweg mehr sah, sprang sie seitlich vom Felsen hinab; dabei blieb sie
mit den Kleidern im Geäst hängen und kam mit dem Schrecken davon. Der Reiter,
er ritt einen Rappen, konnte nicht mehr anhalten und stürzte in die Tiefe.
Deshalb hieße der Felsen „Rappenfelsen“.
Für die Errettung aus der Not soll später die Tafel
angebracht worden sein. Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts wallfahrten
Leute zu der Tafel am Rappenfelsen, um dort Hilfe und Schutz für gefährdete
Töchter und Frauen zu bitten