Freitag, 4. August 2017

Was verbirgt sich hinter der Adhäsions- und Drahtseilbahn?



1896 saß der Gemeinderat von Untermünstertal über dem Projekt „ einer Adhäsions- und Drahtseilbahn nach Münstertal und Belchen“ betreffend.



Eine Privatgesellschaft entwickelte einen kühnen Plan, um das Belchengebiet zu erschließen. Eine Adhäsionsbahn (eine ganz normale Eisenbahn) sollte von Staufen nach Umtermünstertal und weiter in den Ortsteil Kaltwasser gebaut werden. Von dort sollte eine 1 m breite Drahtseilbahn als zweigleisig auf Schienen fahrende Zahnradbahn auf einer Länge von 900 m, bei einer Steigung von 60 Grad direkt auf den Belchenkopf führen. In den zwei Kabinen sollten jeweils 40 Sitzplätze und  10 Stehplätze in 10 Minuten nach oben schweben.



Der Bahnbetrieb ist in der Weise gedacht, dass ein Drahtseil über eine auf der oberen Station aufgestellte Seilscheibe führte, dessen Länge der Entfernung der beiden Endstationen entspricht. An beiden Enden ist ein Wagen befestigt. Diese bewegen sich auf- und abwärts, dass wenn ein Wagen auf der Station Belchenfuss (Kaltwasser) ankommt, der andere auf der Station Belchenkopf sich befindet. Zur Fortbewegung  der Wagen wird der  Wasserbehälter des obenstehenden Wagens so lange mit Wasser gefüllt, bis derselbe den untenstehenden Wagen beim Abwärtsgehen nach oben zieht. Die Antriebskraft ist nicht Strom sondern Wasser, das aus den Stationen befindlichen Wasserbehälter entnommen wird.



Gleichzeitig versprach die Privatgesellschaft ein zweistöckiges Hotel auf dem Belchen mit 60 Fremdenzimmern zu bauen. Die Leute würden anstatt in die Schweiz „für alle Zeiten des Jahres auf bequeme Weise der Belchen zugänglich gemacht.“ Kostenvoranschlag 809.000 RM



Die Gemeinde war so sehr angetan, dass sie sich verpflichtete unentgeltlich Holz, Stein und Schotter zu liefern, die Zufahrtswege zu bauen, das Wasser aus den Quellen zu liefern. Auch noch 40.000 RM sollten zugeschossen werden.



Aber das Auto war schneller, 1907 wurde die Straße auf den Belchen gebaut, so dass die Pläne in der Versenkung verschwanden. 1916 wurde dann die Eisenbahn von Staufen nach Untermünstertal eingeweiht.

Karl Kraus-Manetstätter in Münstertal