Im äußersten Süd-Westen Deutschlands liegt das Markgräflerland. Aber hier beginnt gleich die Schwierigkeit: Ursprünglich war dies die ehemaligen Herrschaften Sauseburg, Rötteln und Badenweiler, später war es das Gebiet, das zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörte und protestantisches Gebiet im katholischen Vorderösterreich war. Die Weinliebhaber bezeichnen aber es als das Gebiet vom Hochrhein bis südlich von Freiburg wo eben der Markgräfler-Wein angebaut wird.
Der typische
Markgräfler-Wein ist der Gutedel, der in diesem rund 3000 Hektar großen
Weingebiet angepflanzt und auch nur hier getrunken wird. Eine sehr alte
Weinsorte, die 1780 vom Mark Karl Friedrich von Baden aus der Schweiz, vom
Nordufer des Genfer Sees gelegenen Vevey, ins Markgräflerland gebracht worden
sein soll. Dort ist er als Fendant und in Frankreich als Chasselas bekannt.
Allerdings gibt es auch Weinexperten, die behaupten, dass die Römer die
Weinrebe über die Alpen gebracht hätten und diese in der Badenweiler Gegend
angebaut hätten.
Erstaunen gibt
es, wenn Weintrinker in der mittleren Ortenau einen Riesling bestellen und
einen Klingelberg serviert bekommen. Zumindest ist dies in den Weinorten
Oberkirch, Ortenberg und Offenburg üblich. Der Schlossberg bei Durbach hat ein
Gewann namens Klingelberg, den obersten Teil des Schlossbergs direkt bei
Schloss Staufenburg. Der Markgraf Carl Friedrich von Baden hatte 1782 dort
erstmals 2200 Rieslingreben gepflanzt. Da früher Eisenerz dort verhüttet wurde,
stießen die Winzer mit ihren Hacken immer wieder auf Eisenerzklumpen, die einen
klingenden Ton ergaben. Daher der Name für einen guten Riesling aus der
mittleren Ortenau.
Im Weinbaugebiet
der mittleren Ortenau liegt der bekannte Weinort Durbach, eingemeindet nach
Offenburg. Hier werden 430 Hektar Rebflächen bewirtschaftet. Dominant im Anbau
ist hier Savagnin Rose oder Roter Traminer, der hier als Clevner bezeichnet
wird, sonst bekannt als Gewürztraminer, im Elsaß als Weißburgunder oder Pinot
blanc auf dem Markt. Nicht zu verwechseln mit dem blauen Frühburgunder in
Württemberg, der dort ebenfalls Clevner genannt wird. Der Name kommt von der
Stadt Cleven –altdeutscher Name für Chiavenna, eine kleine Gemeinde in der
Provinz Sondrio Lombardei.
Überraschend für auswärtige Weintrinker
taucht außerhalb Mainfrankens im Vorland von Baden-Baden die Boxbeutelflasche
auf. Sehr zum Unmut und Ärger der Franken werden bei den Winzergenossenschaften
Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umweg die besseren Gewächse in der
publikumswirksamen Bocksbeutelflasche abgefüllt. Dieser Unsitte –in fränkischen
Augen- sollte endlich ein Riegel vorgeschoben werden.
Die gründliche, fränkische Recherche
ergab: Franz-Philipp, Freiherr von Katzenellenbogen, gestorben im Jahre 1816,
hatte als letzter seines Geschlechtes den gesamten Familienbesitz in Neuweier,
Mainz und Würzburg in einer Hand. Gleichzeitig war er auch Bischof von
Eichstätt in Mittelfranken. Er ließ sich den Wein aus seinen Neuweierischen
Rebbergen in Bocksbeutelflaschen abfüllen und zusenden. So hat sich
nachweislich der Bocksbeutel im Schlossgut Neuweier eingebürgert. Zähneknirschend
mussten dies die Franken aus historischen Gründen zugestehen.
Seit dem Jahre 1923 hatten neben dem
Schlossgut auch die Neuweierischen Winzer unangefochten, weil zunächst
unbemerkt, ihre besten Gewächse auch in Bocksbeutel Flaschen abgefüllt. Diese
Bocksbeutel Exklave am Oberrhein wurde 1960 um die Winzergenossenschaften
Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umwegen legal erweitert.