Uhrenfabrik Lenzkirch |
Das älteste Unternehmen unter den Produktionsstätten des Hochschwarzwaldes war die „Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch.“ Der Ursprung dieses Unternehmens lag in der kleinen Firma Schöpperle& Hauser in Lenzkirch. Eduard Hauser 1825-1900 Uhrmacher und konstruktiver Kopf führte mit dem Musikwerkmacher Ignaz Schöpperle 1810-1882 eine kleine Rohwerkfabrik und produzierten mit 14 Arbeitern maschinell hergestellte Uhrenteile und Rohwerke. Aber schnell wurde die Kapitaldecke zu kurz, und Eduard Hauser wandte sich an die Regierung wegen eines zinslosen Darlehens von 10.000 Gulden. Außer anerkennenden Worten und einer kleinen Geldprämie war nichts zu erwarten.
Was lag da näher
als sich an die aufstrebende und große Strohhuthandelsgesellschaft „Faller,
Tritscheller & Co“zu wenden. 1851 war es soweit, dass die die Firma
Schöpperle & Hauser in eine „Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in
Lenzkirch“ umgewandelt wurde. Aktionäre waren Franz Josef Faller, Eduard
Hauser, Nikolaus Rog, Ignaz Schöpperle, Paul Tritscheller, Nikolaus
Tritscheller und Josef Wiest. Als Direktion wurde Nikolaus und Tritscheller
sowie Eduard Hauser als technischer
Leiter bestimmt. 1856 wurde die Direktion um Albert Tritscheller ergänzt, der
seine Auslandserfahrung der Uhrenfabrikation einbrachte.
In der
Anfangszeit beschäftigte sich das Unternehmen mit dem Finieren von Rohwerken
aus Frankreich, die vergoldeten Zink-Pedulen als Imitationen der französischen
Bronze-Pedulen kamen in großen Mengen auf den Markt. Eine weitere Spezialität
waren die runden und faconnierten Tafeluhren „Oeils de boeuf“ (Ochsenaugen). Ab
den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts kamen Saitenzug-Regulatoren hinzu, die zu
den Spitzenerzeugnissen der Schwarzwälder Präzisions-Gebrauchsuhren zählte.
Zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen bestätigten den Erfolgskurs. Die Gesellschaft
beschäftigte um die 100 Mitarbeiter wovon ein Drittel zu Hause für das
Unternehmen arbeitete. Es führte 1885 eine Krankenkasse für die Mitarbeiter
sowie eine Witwen-, Waisen- und Alterskasse ein und räumte die Möglichkeit ein,
dass die Beschäftigten ihre Ersparnisse zinsbringend in der Gesellschaft
anlegen konnten.
In den folgenden
Jahren wurde das Produktionsprogramm ständig erweitert. Um die Jahrhundertwende
konnten das Unternehmen mit 160 verschiedenen Werksorten und eine Kollektion
von mehreren hundert Gehäusemustern aufwarten. Mehrere Sonderabteilungen
ergänzten die Uhrenfertigung: Sägewerk, Walzwerk, Gießerei, Vergolderei, Metallätzerei
und eine Werkstatt für den Sondermaschinenbau. Dazu machten 480 Mitarbeiter die
Gesellschaft zur größten und leistungsfähigen Herstellerfirma für Massivuhren
im badischen Schwarzwald. In dieser Zeit schied auch der technische Leiter
Eduard Hauser altershalber aus.
Aber auch ein
schwerer Schicksalsschlag traf das Unternehmen. Ein Großbrand vernichtete 1900
das gesamte Uhrenmagazin mit allen Lagervorräten. Einige Jahre zuvor hatte die
Eröffnung der Höllentalbahn 1887 für starke Impulse gesorgt. Mit der 1907
eröffneten Bahnstrecke Neustadt-Lenzkirch-Bonndorf war die Uhrenfabrik
plötzlich mit der Welt verbunden. Beim Bau der Höllentalbahn hatten die
politischen und wirtschaftlichen Einflüsse von Franz Josef Faller und Paul
Tritscheller wesentlichen Anteil. Dies so sehr, dass der damalige Landesherr,
Großherzog Friedrich I, beide mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom
Zähringer Löwen und Ernennung zu Kommerzienräten auszeichnete. Franz Josef
Faller, der die Eröffnungsrede der Höllentalbahn halten sollte, bekam kurz vor
seiner Rede einen Herzschlag und starb.
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Faller Franz Josef 1820-1897 |
Tritscheller Paul 1822-1892 |