Freitag, 31. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter dem Hinterzarter Moor?


Das Hinterzarter Moor mit seinen 83 ha ist das größte Moor des südlichen Schwarzwalds. Es grenzt an den Ort Hinterzarten, liegt nördlich davon zwischen der Höllentalbahn und der B 31. Man erkannte schon früh die naturwissenschaftliche Bedeutung der Moore, denn 1935 wurde es vom Bezirksamt in Neustadt als Naturschutzgebiet vorgeschlagen und wurde 1941 als Naturschutzgebiet eingetragen und 1975 erweitert.

Dies war auch überfällig, denn im östlichen Teil war vor 1925 mehrere Jahre Torf abgebaut worden. Es waren Werkstätten, Lagerhäuser und Bürogebäude sowie Dampfmaschinenhaus und Torfpressgebäude errichtet worden. Später wurden die Anlagen abgerissen, da sich der Torfstich als unwirtschaftlich herausstellte. Aber die für den Torfabbau angelegten Entwässerungskanäle begann das Moor auszutrocknen. Auch in den Nachkriegsjahren wurde wegen schlechter Brennholzversorgung trotz Naturschutzgebiet das private Torfstechen im Moor genehmigt.

Aber viel stärker schlug zu Buche, dass 1954 ein Sportplatz der Gemeinde im Moorgebiet gebaut werden durfte. Darüber hinaus brachte den Zorn der Naturschützer an den Siedepunkt, da von 1950 bis 1972 eine Deponie für Haus-, Gewerbe-, und Sperrmüll sowie Erde betrieben wurde. Schließlich wurden Autowracks in das Moor abgelagert. Nachdem die Deponie 1973 geschlossen wurde, kam es bis 1980 zur Ablagerungen von Bauschutt. Heute wird die Fläche zur Lagerung von Bauhofmaterialien genutzt.

Von dem besagten Bereich gehen noch immer Störungen für das Moor aus. Hauptproblem sind die Abwässer, die aus der ehemaligen Mülldeponie und zeitweise aus der Kläranlage des Bauhofs und der Sportanlage in den hochwertigen Teil des Moorkomplexes gelangen. Da es keine ausreichenden Pufferflächen zwischen dem in einer Mulde liegenden Moor und den im Norden angrenzenden intensiv genutzten und gedüngten Offenlandbereichen gibt, dringen auch von der Seite regelmäßig Nährstoffe in das Moor ein.

Sondierbohrungen 1976 ergaben, dass der Westteil des Moores aus einem der Grundmoräne des Feldberg-Gletschers liegenden bis zu 16 m tiefen Becken besteht. Darin befindet sich direkt unter der Torfschicht ein unterirdischer See mit rund 300 m Durchmesser und 3-4 m Tiefe. Der Ostteile des Moores erstreckt sich mit bis zu 8 m dicker Torfschicht.

Die Gemeinde und das Land haben mittlerweile große Teile der Moorgebiete in Hinterzarten erworben, um diese für den Naturschutz zu sichern. Anfang 2000er Jahre begannen erste Maüßnahmen zur Wiedervernässung im Rahmen des Projektes „Moore mit Stern“ führte der NABU weitere umfangreiche Wiedervernässungsmaßnahmen für eine Renaturierung und Regeneration des Ostteils des Moors durch.

Weiterhin arbeiten verschiedene Institutionen gemeinsam an den Verbesserungen an der Situation des Moores: Holzsperren stauen das Wasser im Moor, die Moorwiesen werden regelmäßig gemäht, um artenreiche Streuwiesen zu erhalten, die Neophyten werden bekämpft und die Mülldeponie erneut abgedichtet.

Durch die staatliche Naturverwaltung wurde 2022 ein 3,8 km langer Rundweg aus Bohlen um das Moor und ein Querweg am Rande des Hochmoors angelegt. Schautafeln erklären Entstehung der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Naturgeschichte des Moors. Seit kurzem sind 4 m hohe Moorwächter aufgestellt, die der Bildhauer Thomas Rees aus Hinterzartner Tannen geschnitzt hatte.

Freitag, 24. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter den Elsaßträgern?


Nach Ende des 30jährigen Krieges suchten die Territorialherren durch Errichtung von Glashütten, ihre riesigen Wälder zu erschließen und nutzbar zu machen. Beispiele hierfür sind die Glashütten im Knobloch bei St Peter, Äule bei St Blasien, um nur einige zu nennen. Die Glaswaren wurden zumeist von Familienangehörigen der Glasbläser auf dem Rücken in Krätzen beschwerlich zu ihren Bestimmungsorten getragen. Als Anfang des 18. Jahrhunderts die Uhrmacherei aufkam, kauften die Glasträger ebenfalls den Uhrmachern die Uhren ab und schlugen sie auf eigene Initiative los.

Mit der Zeit trennten sich Fabrikation und Handel immer mehr. Bei den Glas- bzw Uhrenträgern wurden immer mehr Absprachen bezüglich den Verkaufsgebieten getroffen. Das führte 1720 zur Bildung der „Großen Companie“. Da in den einzelnen Gebieten immer andere Rechtsverhältnisse herrschten wie in der Heimat, das Fürstenbergische, war es ein Gebot der Vernunft, die „Große Companie“ aufzuteilen. Dies geschah dann 1840, denn es entstand die Pfälzer-, Württemberger-, Schwaben-, Schweizer- und die Elsaßträger.

1741 versandt Matthä Böhringer von der Altrothwasserglashütte mit großem Erfolg Glaswaren nicht mehr mit der Krätze sondern verpackte sie auf einem Wagen. Das führte dazu, dass größere Mengen an Glas aber auch Holz und Strohhüte transportiert werden konnten. Diejenigen, die nach der Teilung durchs Höllen- und Kinzigtal nach Westen gingen, waren die Elsaßträger. Obwohl wenige Unterlagen vorhanden sind, kann gesichert sein, dass 1779 schon die Plätze Straßburg, Colmar und Tann, besetzt waren und schnell kamen weitere Plätze hinzu.

Pioniere der Elsaßträger waren Josef Füderer und Mathias Faller 1751-1782, um nur zwei Namen zu nennen.1798 zählten die Elsaßträger schon 30 Mitglieder, 1802 stieß noch die 6 Mitglieder starken Eisenhandlungs-Companie hinzu. Anfang des 19. Jahrhunderts waren Eisenwaren der Hauptgeschäftszweig dieser Vereinigung geworden, während andere Companien bei Glas- und Porzellanwaren geblieben waren. Ferner entwickelte sich die Elsäßer-Companie zur Hauptabnehmerin der Schwarzwälder Uhrenindustrie. 1846 kamen die Handelsartikel der eigenen  „Draht- und Schraubenfabrk“, 1855 eine eigene Uhrenfabrik in Buschweiler, 1865 eine in Neustadt hinzu. Die Einkäufer hatten ihren Sitz in Triberg,  ab 1811 für die jährliche Versammlung in Lenzkirch und firmierten in Zukunft unter dem Namen „Fürderer & Cie“. In den 1820er Jahren suchte man überall im Elsaß und Lothringen Häuser, als Stützpunkte zu erwerben. Tatsächlich kamen 1824 Buschweiler, 1828 Zabern, 1829 Mülhausen, 1830 Straßburg und Molsheim und 1843 Tann dazu.

An dem Platz Straßburg als bedeutende Stadt im Elsaß soll hier die Entwicklung aufgezeigt werden: Schon 1779 hatten die Schwarzwälder eine Niederlassung gegründet. Für die Leitung jeder Niederlassung wurde jeweils ein Platzvorstand gewählt, der die Geschäfte mit Erfolg zu führen hatte. Durch die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Reich wurde ein großer geschäftlicher Erfolg herbeigeführt. 1873 übernahm Johann Bapist Siebler, bisher ein erfolgreicher Platzvorstand im Elsaß, die Leitung von Straßburg. Er beschäftigte nicht nur Schwarzwälder sondern auch Elsäßer, insgesamt waren dies bald 25 Angestellte. Er gab nicht nur die Uhren auf sondern nahm Haus- und Küchengeräte neben dem Eisenhandel auf. Bald war das Geschäft inmitten Straßburgs am Gutenbergplatz als „Schwobelade“ bekannt. Mit Auflösung der Elsäßer-Companie 1895 ging der „Schwobelade“ in die Familie Siebler über. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Johann Siebler, Sohn, das Geschäft verkaufen und als Deutscher Frankreich verlassen. Im hohen Alter von 74 Jahren hatte er 1941 den „Schwoblade“ zurückbekommen und ihn bis Ende des 2. Weltkriegs führen können.

Der Erfolg der Trägergesellschaften beruhte auf Fleiß und äusserster Disziplin. Alle „Spillen, Tantzen, Vollsaufen, Kegeln und schlechter Gesellschaft bei Nacht“ wurde mit hoher Strafe geahndet. Die Familie blieb grundsätzlich auf dem Schwarzwald wohnen, die Elsaßträger kamen einmal im Jahr zum Abrechnen und zum Lebensabend nach Lenzkirch. Nach zwei Wochen ging es wieder ins Elsaß. Diese Bestimmung wurde erst 1874 aufgehoben, dass die Familie zu der Niederlassung und 1876 auch wohnen durfte.

Schwobelade Gutenbergplatz Straßburg


Freitag, 17. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter dem Abt Speckle?

Abt Ignatz Speckle

Joseph Anton Speckle – so sein Taufname- wurde am 3. Mai 1754 als erstes Kind des Pfannenschmieds  Johann Michael Speckle und seiner Frau Theresia in Hausach geboren. Beide waren aus dem Allgäu zugezogen. Schon in der Hausacher Elementarschule fiel der  rege und geistig interessierte Schüler auf. Dies führte dazu, dass die Eltern ihn nach Freiburg aufs Gymnasium schickten, wo er auch leicht seinen Abschluss erreichte. Das wohl streng christliche Elternhaus beeinflusste seine Entscheidung, als Novize 1773 ins Kloster St Peter einzutreten und in der Ordenshochschule mit seinen theologischen Studien zu beginnen.

 

Im Januar 1777 feierte er in der Klosterkirche sein erstes heiliges Messopfer. Und schon als 25 Jähriger, also 1779, wurde er zum Professor an der theologischen Hausschule ernannt. Gut vorstellbar, dass dies nicht nur die Freude und Bewunderung seiner Priesterkollegen hervorrief.

 

Sein Mentor, der schon langjährige Abt Steyer, lenkte sein Kloster durch sehr unruhige Zeiten. Die Ideen der französischen Revolution verbreiteten sich auch ins Heilige Römische Reich, und für das revolutionäre Frankreich galt daher das monarchistische Österreich als Feind zu stürzen. Und St Peter und Freiburg gehörten schon Jahrhunderte als Vorderösterreich zur Donaumonarchie. In diesen unruhigen Zeiten schickte der alternde Abt Steyer den Professor als Pfarrvikar 1783 ins Priorat St Ulrich, 1788 nach Sölden um jeweils die Seelsorge im Weinberge des Herren zu ordnen. Und schon eineinhalb Jahre stand die nächste Baustelle an, den Haushalt und die zerrüttete Verwaltung des Priorat Bissingen/Teck zu sanieren.

 

Als 1795 Abt Steyer starb, kehrte Ignatz Speckle mit 200 Louisdor Überschuss aus Bissingen zurück und wurde überraschend schon im 2. Wahlgang zum neuen Abt erkoren. Dem besonderen Augenmerk galten das Anheben und Förderung des ländliche Volksschulwesen und der Ordensschule in seinem Klosterbezirk. Doch die Kriegswirren der nächsten zehn Jahren mit den wiederkehrenden Einmarschen der französischen Truppen würgten die Bemühungen baldigst ab. Ein kaiserliches Belobigungsschreiben rühmte das umsichtige Verhalten des Abtes. Trotzdem setzen französische Truppen Abt Speckle im November 1800 zwanzig Tage als Geisel in Straßburg fest, bis die auferlegte Kontribution bezahlt war.

 

Der Pressburger Frieden beendete 1806 die Kriegshandlungen, jedoch zeichnete sich das Gespenst der Säkularisierung und Mediatisierung ab. Das Gebiet Vorderösterreich fällt an das damalige Kurbaden. Mit allen Mitteln versuchte Abt Speckle das drohende Unheil der Aufhebung des Klosters abzuwenden. Seine Besuche beim Kurfürsten und späteren Großherzog, die Bittschriften an die kaiserlichen Höfe nach Paris und Wien, das Anrufen des Papstes verhallten nutzlos. Lediglich wurde dem Abte und einigen Mönchen wohlwollend das Recht zugestanden, bis 1813 in der Abtei zu wohnen. Abt Speckle musste aber dann dem ausgeplünderten Kloster wegen eines Militärlazaretts weichen und nach Freiburg ausweichen.

 

Als über die Schaffung des Erzbistums Freiburg nachgedacht wurde, kam der ehemalige Abt als Erzbischof ins Gespräch. Jedoch der Tod klopfte 1824 an seine Tür. Seine Hinterlassenschaft wurde mit Genehmigung des Papstes für wohltätige Zwecke gegeben. Sein größtes Vermächtnis war jedoch sein ausführliches Tagebuch von 1795 – 1817 als Geschichtsquelle von unschätzbarem Wert.


Freitag, 10. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter dem Orchestrion, das um die Welt ging?

Ochestrion von 1885

Michael Welte (1807-1880) wurde als Sohn eines Weißgerbers aus Vöhrenbach geboren. Von einem Onkel, einem katholischen Priester, erhielt der aufgeweckte Junge nach der Volksschule Unterricht in Mathematik und Musik. Er ging beim bekannten  Uhr- und Musikwerkemacher Joseph Blessing in Unterkirnach in eine 5-jährige Lehre. 1932 machte er sich im elterlichen Haus in Vöhrenbach selbstständig und baute walzengesteuerte Flötenuhren und Musikwerke mit Pfeifen. Durch die Erfolge der Meisterwerke verwöhnt, wurden die selbstspielenden Instrumente immer größer.

Der internationale Durchbruch gelang Michael Welte 1846 mit dem dreijährigen Bau eines Orchestrions mit 1.100 Pfeifen nach Odessa. Es steht heute noch im Museum von Odessa. Plötzlich waren die Weltschen Werke beim Hochadel, Adel und der Haute-Volée gefragt und standen in deren Konzertsälen. Auszeichnungen dieser Kunstwerke kamen von den Weltausstellungen in London und Paris.

Der Weltruhm der Orchestrions führte dazu, dass 3 Söhne von Welte ins Unternehmen einstiegen und unter „ M. Welte & Söhne“ firmierten. Um der Weltgeltung Rechnung zu tragen, zog das Unternehmen 1872 nach Freiburg um. Da ein Großteil der Produktion für die USA bestimmt war, gründete Welte 1865 in New York die Firma „M.Welte & Sons“, die der älteste Sohn Emil übernahm, der zweite Sohn Berthold übernahm die Leitung des Freiburger Werkes, während der dritte Michael jun. die Technik betreute.

Im Jahre 1887 erhielten die Weltes ein Patent auf Papiermusikrollen zur Steuerung des Orchestrions anstatt der unhandlichen großen Holzrollen. Die neue Technik ließ die Fa Welte auf lange Jahre hinaus nahezu konkurrenzlos sein. Folge davon waren zahlreiche höchste Auszeichnungen auf den gängigen Messen.

Um 1890 gab es im Fertigungsprogramm die ersten Orchestrien mit Pianoeinbauten. Eine Weiterentwicklung gelang Edwin Welte, einem Enkel von Michael Welte und seinem Schwager Karl Bockisch, in Form eines „Mignon“. Das war ein Klavier ohne Tastatur aber mit kompletter Pneumatik. Es folgten 1906  Klaviere mit  Bedienungsmöglichkeit, 1910 ergänzten Klavierflügel namhafter Firmen wie Steinway und Feurich mit eingebauter Mechanik von Welte das Verkaufsprogramm. So konnten zahlreiche berühmte Komponisten in großer Zahl für Welte-Mignon ihre eigenen Werke einspielen. Der unvorstellbare Erfolg führte dazu, dass in New York eine eigenen Produktionsfirma  „Welte Artistic Player Company“ errichtet wurde. So konnten Geräte mit dem amerikanischen Rollenstandardmaß auf den Markt kommen.

Die rasante Entwicklung wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Mit dem Eintritt der USA 1916 in den Krieg, wurden durch den „Alien Property Custodian Act“ sämtliche in deutschen Besitz an Aktien, Patentrechte beschlagnahmt. Heinrich Bockisch, einem Mitglied der Geschäftsführung, wurde verhaftet.

Die wirtschaftlich schweren Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg, die Inflation der 20er Jahre reduzierten die Möglichkeit „Mignon-Instrument“ zu verkaufen. Einfache Klaviere mit Reproduktionspneumatik unter dem Namen „Pianon“ waren als Billigklaviere kein Ersatz. Die wirtschaftliche Lage der Firma Welte wurde langsam schwierig, da die Reserven nach und nach aufgebraucht wurden. Mit dem Aufkommen der Schallplatte wurde ein ganzer Industriezweig in die Knie gezwungen, so dass 1930 die Produktion gänzlich eingestellt wurde. Der Versuch Plattenspieler zu produzieren endete erfolglos. 1932 folgte erwartungsgemäß der Vergleich der Firma Welte. Die von Karl Bockisch weiterführte Orgelbauanstalt wurde 1944 in Freiburg bei einem Luftangriff völlig zerstört. 

Freiburg Fa Welte vor dem 2. Weltkrieg


Freitag, 3. Mai 2024

Was verbirgt sich hinter der Falkensteiner Kapelle bei Schramberg?


Das Bernecktal führt von Schramberg nach Tennenbronn. Am Ortsende von Schramberg liegt links etwas erhöht eine etwas unscheinbare Kapelle, die 2022 außen saniert wurde. Erstaunlich für den Besucher, im schwäbischen Gebiet eine Kapelle zu finden. Aber Schramberg gehörte von 1532 bis 1805 zu Vorderösterreich und damit zum Kaisereich in Wien.

1275 wurde die Falkensteiner Kapelle erstmals urkundlich und zwar in Protokollen der Diözese Konstanz  als „Eigenkirche der Seelengemeinde Valkenstein“, der Falkensteiner Herrschaft erwähnt. Sie gehörte den Herren von Falkenstein und von Ramstein und ist dem hl Erasmus geweiht, wird bei Magenleiden, Geburten und Viehkrankheiten angerufen (Patrozinium 2.6.) Die Wallfahrten zur Falkensteiner Kapelle waren vor allem wegen des Bauchwehs üblich.

Während des 30jährigen Krieges wurde die Kapelle durch Kämpfe zwischen schwedischen und württembergischen Truppen im Jahr 1634 zerstört. Reichsfreiherr Ferdinand Carl von Bissingen ließ  sie 1689 wieder aufbauen. 1713 erhielt die Kapelle ein Notdach, da das Gebälk verfault war und wurde von 1755 bis 1757 von Graf Joseph Ferdinand von Bissingen und Nippenburg wieder ausgebaut. Im Zeitalter der Aufklärung und vor allem während des Kulturkampfs von Kaiser Franz Josef II war sie auch vom Abbruch bedroht, da viele Kapellen abgerissen wurden. Durch die Zugehörigkeit von Schramberg zum Königreich Württemberg ab 1805 war die Kapelle weiterhin wegen der Reformation bedroht. Errettung brachte der Kauf der Kapelle von Reichsgraf Cajetan von Bissingen und Nippenburg. Dieser richtete in ihr 1830 eine Gruft als Grablege seiner Familie ein.

In früheren Jahrhunderten war die Falkensteiner Kapelle eine Fiale der Kirche St Michael in Lauterbach geworden. 1787 kehrte sie wieder nach Schramberg zurück und wurde St Nikolaus angegliedert.

Selbst im 2. Weltkrieg gab es viele Wallfahrten zur Kapelle. Kurz vor dem Einmarsch der Franzosen in Schramberg feierten die Gläubigen einen Gottesdienst und versprachen der Muttergottes eine Dankwallfahrt, wenn die Stadt verschont werden würde. Was auch tatsächlich geschah. Ende April 1945 wurde die Dankwallfahrt zur Falkensteiner Kapelle festlich begangen.

Die Falkensteiner Kapelle ist als Kulturgut von besonderer Bedeutung im Denkmalbuch eingetragen. Die Hochaltarplastik ist als Zubehör erwähnt. Diese ist die schönste Beweinungsgruppe Süddeutschlands. 1515 ist die Kreuzungsszene entstanden, ein bedeutendes Kunstwerk der Spätgotik vom Bildhauer Conrad Rötlin. Der tote Jesus, den Johannes stützt, zugleich hält er Maria, die trauernde Gottesmutter, die ohnmächtig wird. Maria Magdalena hält Jesus linke Hand und küsst sie und schließlich Maria Kleophae, die Mutter von Jakobus dem Jüngeren, ganz rechts.

An der Nordwand war ein Kreuz angebracht, das restauriert wurde wie auch die Sanierung außen 2022 abgeschlossen wurde. Das Kreuz war in den 1880er Jahren angebracht worden. Vom eigentlichen Friedhof der Kapelle sind noch Grabsteine vorhanden, da sie früher als Pfarrkirche verwendet wurde.

Die eigentliche Straße, die zur Kapelle und weiter führte, ist die Rausteinstraße. Die Bernecker Str wurde erst  1851 angelegt und 1877/78 ausgebaut, da es zuvor zu gefährlich war, im am Bach wegen der vielen Hochwasser einen Straße anzulegen.

Heute ist der Kapelle der Bestattungswald „Waldruh“ angegliedert.